An einem sonnigen Oktobernachmittag im Jahr 1991 erblickte ich das Licht der Welt in einem Krankenhaus in Brcko, einer kleinen Stadt im Nordosten von Bosnien und Herzegowina.

Ein Fluss namens Brka teilt Brcko in zwei Hälften. Durch Brcko fließt auch der Fluss Sava, einer der größten Flüsse des ehemaligen Jugoslawien. Die Stadt Brcko besaß viele schöne Plätze und Treffpunkte, Restaurants, kleine Läden, Kinos, Theater, blühende Parks und alles, was eine Stadt lebens- und liebenswert macht.

Es lebten dort Menschen verschiedener Nationalitäten zusammen: Bosnier, Kroaten und Serben. Jeden Tag zu jeder Uhrzeit hörte man das Lachen von Menschen, die fröhlich durch die Straßen gingen. Man spürte einfach die Lebensfreude, die von den Menschen abstrahlte.

Es gab nicht viele und moderne Schulen in Brcko, so wie hier in Deutschland. das machte den Kindern nichts aus. Alle gingen gern zu Schule, genauso wie die Erwachsenen zur Arbeit. Die Menschen waren sehr gut versorgt, es gab immer viel Arbeit, und nur wenige hatten große finanzielle Probleme. So erzählten es mir meine Eltern immer.

Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Jahr nach meiner Geburt, kam er. Er war grausam, angsteinflößend und sehr blutig: der Krieg.

Er forderte viele Opfer, darunter viele kleine Kinder. Frauen verloren ihre Männer, es verschwanden unzählige Menschen, von denen bis heute keiner etwas weiß - einfach so.

Überall hörte man nur Geschrei und Geheule, bis plötzlich eine Bombe oder Granate fiel und es totenstill wurde. Nur bei dem Gedanken, was dort passiert sein könnte, bekam man Panik und Angst.

Überall um sich herum sah man verzweifelte, ängstliche und geschockte Gesichter, man sah auch viel Blut.

Das Blut erzeugte noch mehr Panik. Was sollte man jetzt tun? Wohin gehen? Wie Hilfe bekommen? Und dann kam die Antwort von selber: Man musste fliehen.

So kam ich nach Deutschland. Nachdem ich mich hier eingelebt und an die Umgebung gewöhnt hatte, kam ich nach Kriegsende, nach vielen Jahren, wieder zurück nach Brcko. Trotz des Kriegs gaben die Bürger nicht auf, erneuerten die Stadt, was ich sehr schätze.

Es gibt mittlerweile wieder neue Straßen, Läden, Restaurants, Kirchen und Moscheen in Brcko. Doch leider gibt es auch noch viele zerstörte Häuser und Gebäude in Brcko.

Wenn ich davor stehe, schießen mir immer unwillkürlich viele Fragen durch den Kopf: Was wohl aus den Menschen geworden ist, die einmal dort gewohnt hatten? Leben sie noch? Konnten sie sich retten?

Der Krieg ist jetzt zehn Jahre vorbei, und trotzdem begegnet man nicht mehr den fröhlichen Gesichtern von früher.

Die Menschen in Brcko schauen zwar in die Zukunft und denken positiv, aber trotzdem wird es nie wieder so sein, wie es mal war.

Man kann den Krieg verdrängen, aber man kann ihn nicht vergessen!

Ivona Grgic, 9c Gesamtschule Stellingen