Die schwarze Parabel “Der Kaiser von Atlantis“ hat in der Opera stabile Premiere.

Viktor Ullmann notierte in sein Theresienstadt-Tagebuch: "Unser Kulturwille war unserem Lebenswillen adäquat." Im September 1942 verschleppten die Nationalsozialisten den österreichischen Komponisten ins Getto. Er hatte im "Vorzeigelager" der Nazis zur "Freizeitgestaltung" beizutragen. Unter den fürchterlichen Umständen entstanden 24 Werke - darunter 1943 die Oper "Der Kaiser von Atlantis". Zur Uraufführung kam es aber nicht mehr. In der schwarzen musikalischen Parabel war die Ähnlichkeit des Kaisers Overall, des Führers einer Nation "über alles", mit dem Diktator Adolf Hitler unübersehbar. Ullmann konnte vor seiner Deportation nach Auschwitz, wo er 1944 ermordet wurde, das Manuskript einem Mithäftling übergeben. Die Oper kam schließlich in Amsterdam 1975 zur Uraufführung.

Kaiser Overall hat den totalen Krieg ausgerufen. Der Tod fühlt sich verhöhnt und verweigert sich. Niemand kann mehr sterben. Im tragikomischen "Spiel"-Mix aus Lehrstück, Polit-Revue und Mysterienkult verweigert die Regisseurin Nina Kupczyk jede Betroffenheits-Correctness einer Gedenkveranstaltung, wie Dramaturg Wolfgang Haendeler schreibt. Sie stellt in ihrer Inszenierung von Ullmanns symbolisch überhöhter Kammeroper Fragen nach Schuld, Widerstand, Erlösung und (Selbst-)Opferbereitschaft. Ihre Regie-Diplomarbeit an der Theaterakademie in Kooperation mit der Hamburgischen Staatsoper versteht Nina Kupczyk als eine Erkundung des rechten Lebens in Zeiten des Wahnsinns unter Diktatur und Terror.

Der Kaiser von Atlantis Premiere 29.11., 20 Uhr, Opera stabile in der Staatsoper. Weitere Termine: 1., 3., 5., 7.11. und 9.12., Karten unter T. 35 68 68