Wie leben und arbeiten Kakaobauern in der Dominikanischen Republik? Das wollten zehn Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Altona bei ihrer zweiwöchigen Reise auf die Antillen-Insel Hispaniola im Sommer herausfinden. Schließlich betreiben sie gemeinsam mit anderen Jugendlichen die Schülerfirma Fairchoc, die fair gehandelte Kakaoprodukte vermarktet.

Für fair gehandelte Kakaobohnen wird ein höherer Preis gezahlt als auf dem Weltmarkt üblich. Das sichert den Bauern feste Einkommen und schafft einen Gewinn, der in Gemeinschaftsprojekte investiert wird. "So können wir mit unserem Kaufverhalten zu einer positiven Weltentwicklung beitragen", sagt Jürgen Reißner von der Arbeitsstelle "Weitblick" des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein. Er wollte das Bewusstsein für den Fairen Handel bei Jugendlichen wecken, deswegen gründete er 2003 mit dem Gymnasium Altona die Schülerfirma Fairchoc. Er begleitete die Schüler auf der Reise, die zu einem Teil von der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung und dem kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordelbischen Kirche finanziert wurde. Die Schüler zahlten selber einen Anteil von 650 Euro. Hier berichten sie über ihre Eindrücke.

Verkaufsstellen für Schokoriegel "Fairoco", Basispreis 80 Cent: Weltladen der Kirchengemeinde Ottensen, Ottenser Marktplatz 6; El Rojito Café, Gr. Brunnenstr. 74; Choco Monde, Colonnaden 54.

Sara Isik (17) hält einen Werbeflyer für den Schokoriegel in der Hand: "Die erste Woche verbrachten wir in der ländlichen Gegend von San Francisco de Marcoris. Ich war mit zwei weiteren Schülerinnen bei der Familie des Vizepräsidenten der Kooperative Cooproagro untergebracht. Die Familie ist im Vergleich zu anderen relativ wohlhabend. Sie hat im Gegensatz zu manchen anderen Haushalten fließendes Wasser. Die Mitglieder der Kooperative zeigten uns die Arbeit auf der Kakaoplantage. Seit wir dort waren, achte ich viel mehr darauf, Produkte aus dem Fairen Handel zu kaufen, denn ich habe selber gesehen, dass es den Menschen direkt etwas bringt."

Janis Hollnagel (17): "Wir sind die zweite Generation der Schülerfirma Fairchoc. 2005 haben wir begonnen, einen eigenen Schokoriegel zu vertreiben, den Fairoco. Der Riegel ist aus Bio-Vollmilchschokolade und Honig-Mandelkrokant. Die Gestaltung der Verpackung hat eine Schülerfirma aus Bremen übernommen. Wir haben die Schokolade auf Kirchentagen und auch in unserem Stadtteil super gut verkauft. Ich fand es sehr spannend, vor Ort zu erleben, unter welchen Bedingungen die Bauern den Kakao für unseren Schokoriegel produzieren und dass sie durch den Fairen Handel lebenswichtige Projekte realisieren konnten."

Klaus Rehal (19): "Es ist schon wesentlich einfacher, die Wirkung des Fairen Handels zu beurteilen, wenn man selber einmal dort war. Wir konnten sehen, wo das Geld aus dem Fairen Handel eingesetzt wird. Notwendig sind zum Beispiel infrastrukturelle Maßnahmen, wie die Asphaltierung von Straßen. Der Boden wird in der Regenzeit so schlammig, dass die Wege unpassierbar sind. Auch der Brückenbau ist wichtig, denn an manchen Stellen schwellen die Flüsse so stark an, dass die Wege völlig abgeschnitten sind. Die Cooproagro ist sehr aktiv und hat auch Projekte für Frauen und Kinder umgesetzt."

Süleyman Memet-Oglu (19): "Die Reise war eine wichtige Erfahrung für mich. Weil ich auch die krassen Unterschiede auf der Insel gesehen habe. Wenn man als Tourist an den Stränden Urlaub macht, bekommt man so gut wie nichts von der Armut der Landbevölkerung mit. Uns ist der Gegensatz aufgefallen, weil wir in der ersten Woche bei Familien auf dem Land lebten und dann eine Woche in einem Hotel an der Küste. Dort haben wir unsere Präsentation vorbereitet, mit der wir in Hamburg über den Fairen Handel informieren wollen. Weil wir im kommenden Jahr Abitur machen, beginnen wir jetzt auch bei jüngeren Mitschülern für die Schülerfirma zu werben und sie einzuarbeiten, denn das Projekt muss weitergehen."

Lisa Ganschow (17) hält eine Kakaofrucht in der Hand: "Kakao gab es natürlich oft zu trinken bei unserem Aufenthalt in der Dominikanischen Republik. Er ist dort viel fetthaltiger und schmeckt intensiver. Unsere Gastfamilie hat sich enorm bemüht, uns so viele Projekte wie möglich zu zeigen, wir waren immer mit Pick-ups unterwegs und haben viele Menschen gesehen, die in armen Verhältnissen leben. Mich hat die Gastfreundschaft der Menschen beeindruckt und auch ihre große Lebensfreude, die sie beim Tanzen und Musikmachen ausleben. Obwohl viele der Menschen arm sind, sind sie nicht unglücklich."