Die Sanierung der Hamburger Museen hat bisher 60 Millionen Euro gekostet. Was daraus geworden ist, zeigt ein Blick ins Völkerkundemuseum.

Hamburg. Sechs Jahre hat das Programm bisher gedauert. 60 Millionen Euro haben sich die HGV Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement mbH und die Behörde für Kultur, Sport und Medien die Sanierung der Museen kosten lassen. Museen bei laufendem Betrieb baulich zu sanieren verursacht zwangsläufig Ärger. Mitarbeiter müssen mitunter jahrelang in Provisorien arbeiten, Depots sind zeitweise nicht zugänglich und Besucher beschweren sich, weil ihre favorisierte Abteilung gerade geschlossen ist.

Aber angesichts der komplett sanierten historischen Museumsgebäude - das Programm wird nächstes Jahr abgeschlossen sein - ist dieser Ärger schnell vergessen.

Beispiel Museum für Völkerkunde. Hier wurde 2003 mit der Sanierung des alten Hörsaals, eines denkmalgeschützten Raumes mit historischer Aura begonnen. Wer ihn heute betritt, denkt zunächst, dass er eigentlich so aussieht, wie er schon immer ausgesehen hat, doch in Wahrheit ist hier enorm viel passiert. So wurden die gesamte hölzerne Bestuhlung aufgearbeitet und der Bodenbelag erneuert. Außerdem erhielt der Saal eine moderne Lüftungsanlage. Dass es hier - wie auch an vielen anderen Stellen im Haus - keine gravierenden Veränderungen gab, hängt nicht zuletzt mit dem Denkmalschutz zusammen, denn schließlich geht es auch darum, das architektonische Erbe der Hamburger Museumsbauten zu bewahren.

Das Haus an der Rothenbaumchaussee wurde in den Jahren 1908 bis 1912 nach den Plänen des Architekten Albert Erbe erbaut, allerdings nahm Georg Thilenius, der Gründungsdirektor des Museums, erheblichen Einfluss auf das Projekt. Die Außenarchitektur, die durch die Verbindung von Ziegel und Naturstein geprägt wird, hat eine Fülle von plastischen Details, die vor allem durch Umwelteinflüsse in den letzten Jahrzehnten erheblich gelitten haben.

Als die Firma IMPF Hamburgische Immobilien Management Gesellschaft mbH, bei der die Federführung für das Sanierungsprogramm für alle Museen liegt, mit der Komplettsanierung der Außenhülle begann, war es selbstverständlich, dass auch solche wertvollen Baudetails bewahrt und schonend restauriert wurden.

Die ursprünglich vorhandenen Fledermausgauben wurden wiederhergestellt, außerdem erhielten die großen Dachflächen Tonziegel in den ursprünglichen Formen. Auch ein großer Teil der historischen Bleiverglasungen konnte rekonstruiert werden, wobei dennoch darauf geachtet wurde, die heute erforderliche Wärmedämmung zu erreichen. Verschwunden sind die Reklametafeln über den drei Portalen im Eingangsbereich, hier ist jetzt wieder das historische Gitter zu sehen.

"Eine besondere Herausforderung war für uns die Dachsanierung über dem Maori-Haus", sagt die Architektin und Baumanagerin Kirsten Bringer, die das Projekt für die IMPF koordiniert hat. Schon beim Bau des Museumsgebäudes hatte man für das Maori-Haus, das zu den kostbarsten Schätzen des Museums gehört, einen eigenen Bereich geplant. "Da das Haus nicht demontiert werden konnte, aber auf keinen Fall dem Risiko einer Beschädigung ausgesetzt werden durfte, haben wir es mit einer massiven Holzeinhausung geschützt. Erst danach konnte mit den Dacharbeiten begonnen werden", erklärt Kirsten Bringer.

Aber es ging nicht nur um die Restaurierung historischer Architektur sondern auch um den Einbau der notwendigen Haustechnik. Insgesamt wurden für die Arbeiten am Völkerkundemuseum fast elf Millionen Euro investiert. Hinzu kamen weitere 1,6 Millionen mit Haushaltsmitteln des Museums u. a. für den Ausbau des Dachgeschosses zu Büroräumen - ein finanzieller Kraftakt und zugleich eine Investition in die Zukunft.