Erstmals zeigt die Kunsthalle eines der berühmtesten Skizzenbücher des 19. Jahrhunderts: das Amalfi-Skizzenbuch von Carl Blechen (1798-1840). Unter dem Motto “Mit Licht gezeichnet“ werden alle 66 dem Buch zugeschriebenen Blätter präsentiert.

Entstanden sind sie binnen weniger Tage während der Italienreise Blechens in den Jahren 1828/29. Im Mai 1829 wanderte Carl Blechen entlang der amalfitanischen Küste. Er suchte die Bergorte Amalfi, Ravello, Minuto und Scala auf, zog durch das nach seinen Papiermühlen benannte Valle de Molini und entlang der neapolitanischen Küste. Ob er Begleiter hatte, ist unklar.

Das künstlerische Ergebnis dieser Reise aber steigerte den Ruf Blechens. Seine großformatigen, ca. 20 x 30 cm großen Blätter und in unterschiedlichen Techniken gefertigten Skizzen brachten Erstaunliches zutage. Nie zuvor hat jemand vergleichbar präzise, den Moment betonende Landschafts-Bilder entworfen. Blechen wurde deshalb mehrfach das Lob zuteil, noch vor William Turner einer der Wegbereiter des Impressionismus zu sein. Er zeichnete in Aquarell, Grafit oder Sepia, präzise, aber ungewohnt malerisch reizvoll.

Eindrücklich sind vor allem die Sepia-Blätter des Mühlentals, das Herzstück des Amalfi-Skizzenbuchs. "Licht und Schatten", so Katalog-Autorin Mareike Hennig, "sind das eigentliche Thema der Sepiazeichnungen; auf ihrem spezifischen Einsatz basiert der Ruhm der Arbeiten." Die Motive des Mühlentals taucht Blechen in dieses Lichtspiel: Brückenhäuser am Bach, allgemein die Verbindung von Architektur und Natur.

Ihre "natürliche" Ungezwungenheit, nicht zuletzt Resultat von Blechens stimmungsvoller Lichtregie, suggeriert einen freien und spontanen Entwurf. Aber jede dieser Sepien basiert auf einer Bleistift-Zeichnung. Bis heute ist unter Fachleuten umstritten, ob Blechen nur Skizzen anfertigte, die er abends endgültig ausführte, oder ob sie in ihrer Gänze reine Pleinairmalerei darstellen. Entgegen der älteren These, es handele sich konkret um ein ehemals gebundenes Skizzenbuch, weisen die Blätter doch zu unterschiedliche Wasserzeichen auf. Wahrscheinlich handelt es sich daher eher um in Mappen verwahrte Einzelblätter oder um herausgelöste Studien aus verschiedenen Skizzenbüchern. Ihrer Qualität sowie ihrer einheitlichen Erscheinung tut diese Erkenntnis jedoch keinen Abbruch.

Carl Blechen: Mit Licht gezeichnet bis 17.1.2010, Kunsthalle, Glockengießerwall, Di-So 10-18, Do 10-21 Uhr