Seit dem Jahr 2005 müssen Kinder bis zu 18 Jahren in den früher sieben, heute vier Hamburger Museumsstiftungen keinen Eintritt mehr bezahlen. Möglich wurde das, weil ein Sponsor einen hohen Betrag zur Verfügung gestellt hat.

Drei Jahre lang reichte das Geld, um den Museen für jeden Besuch eines Kindes Kosten in Höhe von einem Euro zu erstatten. Da die realen Kosten aber doppelt so hoch sind, legten die Museen denselben Betrag noch einmal drauf. Ende 2008 war das Geld aufgebraucht, ein neuer Sponsor allerdings nicht gefunden. Trotzdem beschloss die Hamburger Museumsdirektorenkonferenz, die bisherige Regelung bis Ende 2009 beizubehalten und setzte außerdem auf das Prinzip Hoffnung: Gemeinsam wollten sich Museen und Kulturbehörde um Sponsoren bemühen, die die Kosten für den freien Kindereintritt künftig übernehmen würden. Es mag der Wirtschaftskrise geschuldet sein, aber trotz aller Bemühungen gelang es nur dem Altonaer Museum, einen Mäzen zu finden. Nach den Geboten der wirtschaftlichen Vernunft müssten die übrigen Häuser ab Januar 2010 für Besucher bis 18 Jahre wieder Eintritt erheben.

Als angesichts der angespannten finanziellen Situation der Museumsstiftungen im Herbst genau darüber diskutiert wurde, gaben gleich mehrere Häuser bekannt, dass sie die großzügige Regelung auch ohne Sponsor beibehalten werden. Wahrscheinlich - diese Prognose sei gewagt - werden am Ende sogar alle Stiftungen so verfahren. Das entspricht auch dem erklärten Willen der Kulturbehörde, nur sind die Probleme damit leider nicht vom Tisch, denn eigentlich wären die Museen auf die Einnahmen dringend angewiesen. Andererseits sind Museen eben nicht nur Freizeit-, sondern auch wichtige Bildungsangebote. Hier wird gerade Kindern Bildung und Wissen in einer Weise vermittelt, wie es die Schule nicht leisten kann. In Museen begegnen sie originalen Zeugnissen der Vergangenheit, hier bieten sich ihnen ästhetische Erlebnisse jenseits der alltäglichen virtuellen Bilderflut. Museen sind Orte, an denen Kinder die Welt auf sinnliche Weise begreifen lernen. Gerade in den letzten Jahren haben die meisten Hamburger Museumsstiftungen Kindern vorzügliche Angebote gemacht - vom Hubertus-Wald-Kinderreich bis zur neuen Erlebnisausstellung im Archäologischen Museum.

Seit der Eintritt abgeschafft wurde, ist die Zahl der jungen Museumsbesucher stark gestiegen - auf 200 000 pro Jahr. Niemand kann Interesse daran haben, die Entwicklung zu gefährden. Dass möglichst viele Kinder ins Museum gehen, ist ein gesellschaftliches Anliegen. Daher muss die Gesellschaft die Museen auch in die Lage versetzen, dies zu ermöglichen. Sollten tatsächlich keine neuen Sponsoren gefunden werden, ist die Kulturbehörde gefordert, eine dauerhafte Lösung zu finden, die Museen allein wären damit ganz sicher überfordert.

Ihr Matthias Gretzschel