Und die Mädchen kreischten wie die Fabriksirenen. Vier Jahrzehnte später spielt immer noch überall im Kreis Stormarn die Musik.

Etwa 200 kreischende - überwiegend weibliche - Teenager stehen in aller Herrgottsfrühe vorm Ahrensburger Bahnhof. Die Mädchen sind kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Der Grund sind vier junge Herren aus Liverpool mit Pilzkopffrisuren - die Beatles.

Am 26. Juni 1966 kommen John, Paul, George und Ringo mit einem Sonderzug im Ahrensburger Bahnhof an. Leicht übermüdet trotten die vier um 5.30 Uhr über den Bahnsteig, wo sie von ihren Fans begeistert empfangen werden. Die Ahrensburger Zeitung schreibt über die jubelnden Mädchen: "An Lautstärke nehmen sie es mühelos mit Fabriksirenen auf." Schon nach wenigen Minuten kehrt wieder Ruhe ein am Bahnhof. Die Beatles verlassen die Schlossstadt und fahren in einem Autokorso nach Tremsbüttel, wo sie auf Zwischenstation ihrer Deutschland-Tournee im Schlosshotel nächtigen.

Der Besuch der Beatles, er ist ein Beispiel, das zeigt: In Stormarn steckt Musik(geschichte).

Veranstaltungen wie beispielsweise das Schleswig-Holstein Musik Festival, die Ahrensburger Musiknacht, Klassik-Konzerte vom Verein "Theater und Musik in Ahrensburg", Rock am Schloss in Blumendorf und Auftritte des Jugend Sinfonieorchesters Ahrensburg locken jedes Jahr Tausende Besucher an.

Und auch viele bekannte Musiker sind mit Stormarn verbandelt: Jan Plewka, der Sänger der Rockband Selig, hat seine Wurzeln in Ahrensburg. Für seinen Bandkollegen, Schlagzeuger Stephan "Stoppel" Eggert, ist die Schlossstadt sein Zuhause. Ebenso wie für den Boogie-Woogie-Meister Axel Zwingenberger und die Hamburg Blues Band.

"Wenn Nietzsche meinte 'ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, so könnte man für Stormarn etwas pointiert feststellen: Ohne Musik wäre der Kreis gar nicht denkbar", sagt Armin Diedrichsen vom Förderverein Kulturzentrum Marstall in Ahrensburg. "Ich habe in ihr, mit ihr und durch sie gelebt - Musik ist einer der Grundbausteine meiner Existenz."

So wie für den Boogie-Woogie-Pianisten Axel Zwingenberger, der im Laufe seiner Karriere schon mehr als 4000 Konzerte in rund 50 Ländern gegeben hat. "Musik ist eben mein Leben. Ganz einfach." Dass Stormarn weiterhin bemüht sei, Veranstaltungsorte für Musik zu schaffen, das sei ihm wichtig. "Ich sehe da einen positiven Trend nach oben." Diese Entwicklung beobachtet auch Karl-Heinz Färber, Vorsitzender des Vereins "Theater und Musik in Ahrensburg". "Die Angebote und Aktivitäten im Bereich der Musik werden offenbar immer zahlreicher", sagt er.

Aber tut Stormarn auch genug für seine jungen Musiker? Erfreulich sei der Musik-Contest MusicStorm, der von der Regionalausgabe des Abendblattes, der Sparkasse Holstein, der Sparkassen-Stiftung Stormarn und dem Kreisjugendring organisiert wird, lobt Armin Diedrichsen: "MusicStorm ist eine Initiative, die den Nachwuchs flächendeckend unterstützen will und ist daher besonders zu begrüßen."

Für ihn selbst habe sich die Bedeutung der Musik in den vergangenen 60 Jahren stark verändert: "Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Musik zu den wichtigsten Gütern einer ausgebluteten Gesellschaft", sagt er, "hier fand sich Trost und Aufbauendes, Motivierendes."