Nancy Matthai (28) ist Oberfeldwebel bei der Luftwaffe - und schätzt vor allem die Kameradschaft.

Frauen bei der Bundeswehr sind längst selbstverständlich. "Das war nicht immer so", weiß Nancy Matthai (28), die auf dem Messe-Informationsstand der "Einstieg - Messe für Berufsausbildung und Studium" über die Berufschancen bei der Bundeswehr informierte. Sie kann sich noch gut daran erinnern, wie die Gespräche verstummten, wenn sie einen Raum betrat. "Da war das Unwohlsein der anwesenden Männer bei meinem Erscheinen regelrecht greifbar", erzählt sie. Doch Matthai und ihre Kameradinnen haben sich Respekt verschafft. Etwa beim Leistungsmarsch über 30 Kilometer. "Danach sagten die Männer 'Ohne euch hätten wir schlapp gemacht.' So aber wollte sich keiner die Blöße geben", schmunzelt sie.

Bei der Bundeswehr ist Körperkraft nicht ganz unerheblich. "Ob Panzerkommandantin oder Pilotin - das ist heute keine Geschlechterfrage mehr", sagt Leutnant Peter Wank von der Wehrdienstberatung Hamburg. "Nur die körperliche Fitness muss stimmen". Da beispielsweise der Dienst bei den Fallschirmspringern besonders anstrengend ist, finden sich hier weniger Frauen, im Gegensatz etwa zum Sanitätsdienst.

Generell gilt: Wer sich auf neun Jahre verpflichtet, kann während dieser Zeit eine Ausbildung in einem von rund 100 Berufen absolvieren. "Bei der Berufsausbildung richtet sich das Angebot allerdings nach dem Bedarf", erklärt Wank. Aktuell werden zum Beispiel Kraftfahrzeugmechaniker, Bürokaufleute, IT-System-Kaufleute sowie Elektronik-Berufe aller Art ausgebildet.

Auch ein Studium ist möglich - bei einer Verpflichtung auf 13 Jahre. Die "Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg" bietet Bachelor- und Masterstudiengänge an. Die Fächerauswahl reicht von Politikwissenschaften über Elektro- und Informationstechnik oder Maschinenbau bis hin zu BWL und VWL.

Nancy Matthai hat sich auf zwölf Jahre verpflichtet. Die 29-Jährige ist als Oberfeldwebel bei der Luftwaffe am Standort Holzdorf in Sachsen-Anhalt im Einsatzführungsdienst der Luftraumüberwachung tätig und übernimmt zudem Aufgaben in der PR- und Öffentlichkeitsarbeit. "So habe ich ein ausgesprochen abwechslungsreiches Aufgabengebiet, bin viel unterwegs und komme mit unterschiedlichen Menschen zusammen." Diese Neugier auf Unbekanntes hat sie überhaupt erst zur Bundeswehr geführt. "Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht, aber da blieb immer noch der Wunsch, mich selbst auszutesten, meine Grenzen kennenzulernen und vielleicht zu überschreiten."

2002 entschied sie sich deshalb für die Bundeswehr und ist sichtlich zufrieden damit. "Vor allem hat mich die große Kameradschaft beeindruckt", sagt sie.

Dennoch sollte der Schritt zur Bundeswehr gut überlegt sein. Wer Probleme damit hat, sich zurückzunehmen und in ein Team einzufügen, ist bei der Bundeswehr vielleicht nicht am richtigen Platz. Gehorsam ist hier keineswegs ein Begriff aus der Mottenkiste. "Ein Befehl gilt", erklärt Matthai. "Allerdings werden bei der Bundeswehr Befehle nicht mehr kommentarlos oder gar willkürlich erteilt", ergänzt Wehrdienstberater Wank. "Vielmehr geht es uns darum, kompetente und entscheidungsfähige Soldaten auszubilden." Dennoch ist die herrschende Disziplin für viele zunächst Neuland. "Eine gute Möglichkeit festzustellen, ob es passt, ist ein erster eigener Einblick. Etwa bei einem Truppenbesuch.", rät Wank. Nicht ausprobieren lassen sich hingegen Auslandseinsätze - ein Thema das angesichts der Situation in Afghanistan besonders Eltern auf den Nägeln brennt. Wank sagt dazu: "Mit Auslandseinsätzen sind Risiken verbunden. Wer sich für den Beruf Soldat entscheidet, muss das wissen."