Bei den Herbst-Aktionstagen am Kiekeberg dreht sich alles um Antriebskräfte damals und heute.

Die älteste Antriebskraft ist der Mensch selbst. Seit der Jungsteinzeit erleichterten Ochsen die Feldarbeit, später dann Pferde. Eine entscheidende Erfindung, um aus Bewegung Energie zu erzeugen, ist die Kurbel. Mit diesem Hilfsmittel konnte man Schwing- und Brakmaschinen in Bewegung setzen, die die Fasern von Flachspflanzen lösten. Wie mit derartigen Geräten in früheren Zeiten Leinen hergestellt wurde, können Besucher im Obergeschoss des Eingangsgebäudes besichtigen.

Auch handbetriebene Geräte halfen bei der Arbeit, zum Beispiel die Windfege oder Staubmühle. In diesem Kasten wird das Getreide von der Spreu getrennt. Den Wind erzeugt ein Flügelwerk im Inneren des Kastens. An der Windfege arbeiteten meist zwei Personen im Wechsel. Einer bediente die Kurbel, der andere schaufelte das Korn in einen Trichter. Windfegen kamen um 1700 auf und waren auf den meisten deutschen Bauernhöfen die ersten landwirtschaftlichen Maschinen. In kleineren Betrieben waren sie noch bis ca. 1970 in Gebrauch.

Ein klassisches stationäres Gerät, bei dem Kraft von Pferden eingesetzt wurde, ist der Göpel, auch Rossmühle genannt. Das Kernstück des Göpels ist ein gusseisernes Getriebe. Durch Zahnräder, Wellen und Flachriemen wurde die Pferdestärke - je nach Kraftbedarf waren es bis zu vier Pferde - auf kleinere Dreschmaschinen oder Häcksler übertragen. Auf dem Lande war der Göpel durch die intensivierte Bodennutzung im 19. Jahrhundert ein unverzichtbares Gerät. Zu dieser Zeit war bereits die Dampfmaschine erfunden, doch sie blieb für viele Landleute unerschwinglich. Deshalb war der Göpel weit bis ins 20. Jahrhundert in Betrieb. Ein Original-Göpelschauer, der die Arbeit vom Wetter unabhängig machte, steht auf dem Museumsgelände.

Das Freilichtmuseum hat dem Pferd am Sonntag, den 4. Oktober, einen eigenen Aktionstag gewidmet. Gezeigt wird die ganze Bandbreite historischer und moderner Einsatzmöglichkeiten von Pferden bei Arbeit, Freizeit und Sport. Die Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Schauprogramm mit Pferden aus aller Welt - natürlich auch mit den vier museumseigenen Schleswiger Kaltblütern. Bei gutem Wetter werden Kutschfahrten angeboten.

Im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wurde das Pferd nach und nach durch Maschinen ersetzt. Einen ersten Schub in der Modernisierung brachte die Dampfmaschine. Wasserdampf treibt hier Räder oder Transmissionsriemen an. In Gestalt der Lokomobile, die optisch an eine Dampflokomotive erinnert, trieb sie vor allem Dreschmaschinen an.

Um die Pferdekraft zu ersetzen, war die Dampfmaschine jedoch nicht beweglich genug. Dies gelang erst dem Traktor, der in den 1920ern aus Amerika auf die deutschen Äcker kam. Erst in den 50er- und 60er-Jahren verdrängten die Schlepper das Pferd fast vollständig aus der Landwirtschaft. Eine große Zahl von Traktoren aus jener vom Wandel geprägten Zeit, aber auch das Dreschen mit Dampfkraft können die Besucher beim Traktorentreffen am 12. und 13. September erleben.

Freilichtmuseum am Kiekeberg : Am Kiekeberg 1, 21224 Rosengarten-Ehestorf, T. 040/ 790 17 60, März bis Oktober Di-Fr. 9-17 Uhr, Sa-So 10-18 Uhr, Eintritt Erw. 7 Euro, Jugendl. bis 18 J. frei; www.kiekeberg-museum.de .