Sich hinter dem Rücken des Partners verstecken, auf die Fußspitzen schauen, nach dem Taschentuch kramen - keine Strategie hilft, wenn Michael Hull einmal eine Partnerin zu Demonstrationszwecken auserwählt hat.

Schon zieht der Profitänzer die Abiturientin beherzt in die Mitte der Turnhalle des Gymnasiums Dörpsweg in Eidelstedt. Im Vorbeigehen nickt er einer Mitschülerin charmant zu, die sich das Lachen nicht verkneifen kann: "Du bist auch gleich dran."

Die Aussicht, von einem Tanzweltmeister gehalten und geführt zu werden, hat durchaus ihren Reiz, wären da nur nicht die 60 Augenpaare, die das Spektakel verfolgen. Aber auch die vergisst man, versichern die jungen Tanzpartnerinnen. "Der macht das richtig gut, das bringt Spaß", sagt Anna Emisch. Aus dem Mund der 19-Jährigen ist das ein ganz besonderes Lob, denn Anna mag Tanzveranstaltungen nicht. Daher war die Abiturientin nicht begeistert, als ihre Zwillingsschwester Olga zusammen mit Freundin Karen Wilke die Bewerbung beim Hamburger Abendblatt eingereicht hatte. Die Schülerinnen formulierten in Gedichtform, warum ihr Jahrgang das Training mit dem Weltmeister benötigen würde und überzeugten die Macher der Abendblatt-Aktion "Hamburg bewegt sich!" Michael Hull ist einer der Botschafter des Kooperationspartners Barmer. Die Krankenkasse ist Initiator der Aktion "Deutschland bewegt sich!".

Drei Tage vor dem großen Abschlussball bewegt Hull einen ganzen Abi-Jahrgang. Anna hat sich sicherheitshalber ihren Freund Vadim Holstein mitgebracht, aber der Weltmeister lässt schnell zwei Kreise bilden, trennt dabei die Paare und schon tanzt er selbst mit Madeleine Aktas. Schritt, Seitschluss, Schritt, Tip - so einfach ist die Grundbewegung beim Blues, variiert wird sie durch eine Drehung beider Partner oder der Dame allein. Michael Hull erklärt, was keine richtige Haltung ist: "Die Hand hat auf dem unteren Rücken der Dame nichts zu suchen." Und mahnt, dass es nichts bringe, auf die Füße zu schauen. "Was Ihr da unten seht, ist schon längst passé." Dann wünscht er fröhlich "Viel Glück, Jungs" und rennt in die hinterste Ecke der Turnhalle, um den Gettoblaster zu starten.

Vom Blues ist es nicht sehr weit bis zum Disco Fox, nur dass der Takt schneller wird. Der Tanzweltmeister bringt die 30 Paare in Schwung, korrigiert und scherzt dabei. "Na bitte, du hast es gefunden. Hast ja auch Abitur", lobt Hull eine Schülerin, die den Herrenpart übernehmen muss. Es gibt in diesem Jahrgang am Dörpsweg einen leichten Frauenüberschuss, aber immerhin haben erstaunlich viele männliche Absolventen den Weg in die Turnhalle gefunden. "Bei meinem Kurs Tanzgymnastik hatte ich nur Mädchen", erzählt Sportlehrerin Susanne von Haebler, die das Training organisiert und jetzt einmal kurz von ihrer Sportstunde vorbeischaut. Die Aktion "Fit für den Abiball" ist ein Selbstgänger und spätestens beim Jump Style kommt auch der letzte Abiturient ins Schwitzen. "Cool", sagt Madeleine und meint sowohl den Tanz als auch den Trainer.

Am Ende haben die Abiturienten eine Menge Schritte gelernt und sind für den Abschlusswalzer bestens gerüstet: "Den langsamen Walzer finde ich am besten", gesteht Anna. Für ihre Schwester Olga ist dagegen die Break-Dance-Performance der Höhepunkt des Tages. Ein Bonbon, das sich die Abiturienten hart erarbeitet haben "Ich bin über das Niveau erstaunt", sagt der berühmte Tanzlehrer. Jetzt kann der Abiball kommen.