In der Ausbildungswerkstatt Metall der Aurubis AG fliegen die Funken. Es wird gehämmert, gefräst, gebohrt und geschliffen. Die Jugendlichen, die da in der Werkstatt so fleißig sind, gehören dem 9-Plus-Programm an.

Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Schule Slomanstieg und der Aurubis AG. In einem sogenannten Praktikumsjahr können sich junge Menschen, die an der Schule auf der Veddel ihren Hauptschulabschluss gemacht und keine Lehrstelle gefunden haben, in verschiedenen Berufsfeldern auf eine spätere Ausbildung vorbereiten. Während des einjährigen Programms verdienen sie zwischen 173 und 430 Euro im Monat. Die Ausbildung im Betrieb, zum Beispiel im Bereich Metallarbeit, findet an drei Tagen pro Woche statt. An zwei Tagen müssen die Jugendlichen die Schulbank drücken und Deutsch, Mathe, Englisch pauken. Nach dem Praktikum haben alle 9-Plus-Kandidaten die Chance, in eine Ausbildung übernommen zu werden, etwa zum Industriemechaniker oder zum Mechatroniker. "Voraussetzung, dafür ist allerdings, dass sie sich während des einen Jahres ordentlich reinknien und auch die Abschlussprüfung schaffen", sagt Wolfgang Gross, stellvertretender Ausbildungsleiter der Aurubis AG. Ihn erstaunt es immer wieder, was für eine großartige Entwicklung die meisten der Jugendlichen in nur einem Jahr durchlaufen. "Viele von ihnen waren direkt nach der Schule nicht ausbildungsfähig. Jetzt sind sie so viel selbstbewusster geworden und schreiben in der Berufsschule fast nur noch gute Noten." Vom ersten vollständigen 9-Plus-Jahrgang hat Aurubis zehn der zwölf Praktikanten in eine Ausbildung übernommen. In diesem Jahr sind neun von elf ausgewählt worden.

In der zweiten 9-Plus-Klasse sind Jugendliche, die ihr Praktikumsjahr in der Hafenwirtschaft gemacht haben. Zu den Firmen, die Jugendliche aufnehmen, gehören zum Beispiel Handwerksbetriebe, Bäckereien und Restaurants. Neu hinzugekommene Kooperationspartner sind die Deutsche Bahn und die Uni Hamburg.

Gifty Kamara gehört zu denjenigen, deren Praktikumsjahr gerade zu Ende gegangen ist. Die 18-Jährige, die mit ihrer Familie auf der Veddel lebt, war zunächst fünf Monate in der Verwaltung der Behörde für Kultur, Sport und Medien tätig. Dann wechselte sie zu Elektro Mittendorf im Süden Hamburgs. Hier beginnt sie am 1. August ihre Ausbildung zur Bürokauffrau. "Ich habe in den letzten zwölf Monate viel Neues gelernt und bin vor allem reifer geworden", sagt Gifty.

Initiatorin des Vorzeige-Projekts ist Hiltrud Kneuer, Schulleiterin der Grund- und Hauptschule am Slomanstieg. Ihr Anliegen ist es, Schülern unter die Arme zu greifen und ihnen neue Perspektiven zu eröffnen.