Pharmareferent, Pharmaberater oder Ärztebesucher lauten die offiziellen Bezeichnungen. Am bekanntesten ist der “geprüfte Pharmareferent“.

Im Schnitt melden sich jährlich 50 Anwärter zur Prüfung bei der Handelkammer Hamburg - und bestehen sie auch, sagt Referent Holger Groth. Dafür bringen die "schon reiferen Kandidaten" Erfahrungen aus dem Vertrieb, Verkauf oder der Arztpraxis mit und haben sich in einer sechsmonatigen Fortbildung auf die Prüfung vorbereitet. Gemeinsam ist den Bewerbern der Vorsatz, die Interessen, Forschungserkenntnisse und Produkte der Pharmaindustrie über den Arzt an den Patienten zu bringen. "Es geht um Information und Beratung", betont Wolfgang Vogel, Vorsitzende des Berufsverbandes der Pharmaberater.

Der Verband hat die Berufsbezeichnung sehr bewusst gewählt: Pharmaberater dürfen sich Naturwissenschaftler nennen, die nach einem abgeschlossenen Hochschulstudium als Arzneimittelvertreter tätig werden. Der Berufsverband tritt für ständige Weiterbildung und höhere Qualifikation ein. "Nur wer gut ist, hat zukünftig eine Chance", sagt Vogel. Rund 16 000 Pharmaberater gibt es aktuell noch, aber der Stellenabbau hat schon begonnen. Vogel: "Im Zuge der Gesundheitsreform werden Pharmaberater in diesem Jahr massenweise entlassen." Wenn Ärzte ihren Patienten nur noch Wirkstoffe verschreiben könnten, werde die pharmakologische Beratung über die genaue Wirkung und Nebenwirkungen eines Medikamentes hinfällig.

Es geht um eine Beratung, die auch bisher keinesfalls überall erwünscht war. "Niemand, der ein Haushaltsgerät sucht, würde auf die Idee kommen, bei den Herstellern nach der Qualität zu fragen. Er fragt lieber die Stiftung Warentest", sagt Thomas Lindner. Der Internist und Nierenspezialist in Hennigsdorf bei Berlin ist Vorstandsmitglied der Initiative MEZIS, die der Einflussnahme der Pharmahersteller begegnen will. Lindner: "Auch für Ärzte gibt es mit der Arzneimittelkommission unabhängige Gremien."

Korruptionsfälle haben hierzulande zu Änderungen im Arzneimittelgesetz geführt: "Geschenke darf es nicht mehr geben", sagt der Chef des Berufsverbandes. Weiterhin sind die Berater verpflichtet, Rückmeldungen über Nebenwirkungen oder Risiken bei der Arzneimittelanwendung unverzüglich an ihren Arbeitgeber weiterzuleiten. "Im Bereich Pharmakologie ist der Berater dem Arzt oft fachlich überlegen", sagt Vogel. Von dem Austausch profitiere daher der Patient. "Pro Jahr sterben in Deutschland bis zu 17 000 Menschen durch falsche Medikation". Die Überdosierung könne nur durch fachkundige Beratung, nicht durch Rabattverkäufe verhindert werden. "Der pharmazeutische Außendienst ist durch den Contergan-Skandal überhaupt erst entstanden", betont der Verbandssprecher.

Cornelia Ahner, Geschäftsführerin des BAZ, Berufliches Ausbildungszentrum für Pharmareferenten in Hamburg sieht zwischen Beratung und Produktverkauf noch ein drittes Standbein für den Außendienst: "In Zukunft wird mehr projektbezogen gearbeitet. Die Pharmareferenten bringen neue Konzepte in die Praxen." So würden sie die Ärzte bei Themen wie Qualitätsmanagement oder neuen gesetzlichen Bestimmungen mit Informationen versorgen und den Medizinern damit Zeit ersparen. "Der Außendienstmitarbeiter wird in Zukunft zum Key Account Manager", sagt Ahner. Gesucht würden somit kommunikative Menschen, die Spaß am Umgang mit Menschen haben, Rückschläge nicht persönlich nehmen und sich selbst organisieren können.