“Mein Feld ist die Welt“ stand über den Pforten der Auswandererhallen, die Albert Ballin von der Reederei Hapag vor einhundert Jahren auf der Veddel errichten ließ. Millionen von Auswanderern starteten von der Elbinsel aus in die “Neue Welt“.

Welche Motive sie hatten, was sie auf ihrer Auswanderung auf den Schiffen erlebten, wie sich ihre Ankunft in Amerika gestaltete, das können Besucher seit 2007 in der neu eingerichteten BallinStadt Auswandererwelt Hamburg erfahren.

Doch wie lebte und lebt es sich eigentlich auf der Veddel, dem Stadtteil, der für viele zum Tor der Welt wurde? Darüber gibt jetzt die Schau " Lebendiger Stadtteil Veddel" in der BallinStadt Auskunft. Sie entstand in Zusammenarbeit des Auswanderermuseums mit der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen und dem Stadtteilladen "Veddel aktiv". In vier Zeitabschnitten geht die Ausstellung auf die frühere bäuerliche Bevölkerung der Elbinsel ein, zeigt die Entwicklung der Elbinseln als Hafen- und Industriestandort, stellt das heutige Leben im Stadtteil dar und wagt einen Blick in die Zukunft.

Die Geschichte der Elbinseln ist abwechslungsreich und nicht nur von Aus-, sondern auch von Zuwanderung geprägt. Die frühen Bewohner der Veddel waren Milchbauern, die ihre Tiere auf dem Marschland der Insel weiden ließen und ihre Milch in Hamburg verkauften. Um 1830 entstanden auf der Großen Veddel und dem Kleinen Grasbrook immer mehr Hafen- und Industrieanlagen. Mit der Entwicklung des Hafens wuchs der Bedarf an Arbeitern. Siedlungen wurden errichtet, wie um 1907 die Klinkerbauten des Oberbaudirektors Fritz Schumacher. Die Veddel wurde zum Arbeiterstadtteil.

Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen Menschen mit geringem Einkommen und Einwandererfamilien in die wieder aufgebauten Häuser. Besonders die Arbeitskraft der "Gastarbeiter" war in den Wirtschaftswunderjahren 1950 bis 1960 gefragt. In den 70er-Jahren galt die Veddel als "Problemstadtteil" mit vielen sozial schwächer gestellten Bewohnern. Heute werden die Elbinseln als attraktive Wohnviertel gesehen. Viele Studenten schätzen die citynahe Region. Mit der Senats-Initiative "Sprung über die Elbe" kommen auch Großprojekte wie die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013.

Auf 90 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird anhand von Fotos, Informationstafeln und einigen Exponaten das Wohnen auf der Insel zwischen Norder- und Süderelbe anschaulich. An fünf Hörstationen kommen Veddelaner verschiedenen Alters mit ganz unterschiedlichen Berufen zu Wort. Sie geben einen Eindruck des Lebens in dem recht jungen Stadtteil, in dem gut 5000 Menschen aus über 30 Herkunftsländern wohnen. Die Veddelaner sehen das Leben auf der Insel positiv. "Es ist wie in einem kleinen Dorf, jeder kennt jeden", sagt eine gebürtige Schottin, und ein Pastor meint: "Das ist hier nicht das Paradies, aber es ist auch nicht der Problemstadtteil, der manchmal nach außen dargestellt wird."

Mit der Dauerausstellung, deren Eintritt frei ist, möchten Stadtteil und Museum einladen, entgegen aller Vorurteile das Leben auf der Veddel näher kennenzulernen. (pet)

Lebendiger Stadtteil Veddel BallinStadt Auswandererwelt Hamburg, Veddeler Bogen 2, Mo-So 10-18 Uhr; www.ballinstadt.de .