Das Museumsgebäude von 1877 befindet sich im Umbau. Am 9. Juni soll das West-Portal in neuem Glanz erstrahlen - vorübergehend als Haupteingang.

Es staubt, es wird gemalt, gehämmert und gemeißelt. Über die Treppe im Westflügel fließt ein Gemisch aus Wasser und Beton. Sabine Schulze, seit Juni 2008 Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe und damit Herrin über Ausstellungen und Umbau, setzt ihren Fuß auf eine nasse Stufe und erinnert sich dabei nur ungern.

"Es war hier so muffig und alles war zugebaut", sagt sie. Für diesen Eindruck im 1877 als Gewerbeschule und Museum eröffneten Gebäude sorgte die Zerstückelung der Räume. Das Portal war zugemauert worden, überall stand etwas herum.

Das soll nun alles besser werden: Rechts und links werden die zwei Kandelaber von 1870 wieder den Eingang flankieren. "Sie waren dunkel und verdreckt. Wir haben sie hergerichtet und festgestellt: Sie sind aus Bronze", erzählt Sabine Schulze. Die Mauer zwischen den Vorhallenpfeilern soll verschwinden und wird gegen eine rahmenlose Verglasung ausgetauscht. Auch die Treppenstufen wurden freigelegt. Am 9. Juni soll das West-Portal fertig sein, dank des unermüdlichen Einsatzes der Architektengemeinschaft Atelier Hütten mit Frau Müller und MRJ-Architekten Möller + Jansen. "So lassen wir die Ost-West-Achse des Museums aufleben." Für Monate wird es zum Haupteingang und bleibt als zweites Entree bei Großveranstaltungen dem Haus erhalten. Im Frühjahr 2010 wird nach einem weiteren Umbau der Haupteingang im Osten wieder eröffnet. Schönster Effekt der aufwendigen Gesamtaktion: Die innere Verbindung zwischen beiden Portalen schafft eine lichte Sichtachse quer durchs Haus. "Vor allem die Abendsonne wird viel Helligkeit und Atmosphäre ins Museum bringen", freut sich Sabine Schulze.

Die Hamburger haben sich für die Verschönerung ins Zeug gelegt: Mit der Justus Brinckmann Gesellschaft, der Agnes Gräfe Stiftung und der Stiftung Denkmalpflege Hamburg haben drei namhafte Institutionen bisher zusammen mehr als 300 000 Euro für die Restaurierung aufgebracht. Für eine Unterdeckung von rund 70 000 Euro werden noch Sponsoren gesucht. Im Osten soll demnächst die Reemtsma-Stiftung für mehr Luft, weniger Wände - und eine großzügigere Aufteilung sorgen. Die Säulen sollen gemäß der Pläne stehen bleiben.

Die Umbauarbeiten für das historistische Foyer im Stil der Renaissance beginnen im Juni und sollen auch den Blick aufs attraktive Treppenhaus freilegen. Vom Eingang bis zur Nordost-Ecke wird ein neuer Museumsshop wesentlich mehr Fläche als der bisherige erhalten. Wer ihn betreibt, steht noch nicht fest. Der dann offene Bereich Richtung Terrasse soll die Renaissancefassade im Innenhof stärker ins Blickfeld rücken und die Verbindung zum Spiegelsaal herstellen. Links vom Eingang wird ein Bereich für Sonderausstellungen mit wechselnden Highlights aus den Sammlungen des Museums geschaffen.

In die Südost-Ecke sollen Sicherheitszentrale, Personal- und Lieferanteneingang rücken. "Für die Räume im Süden, in denen immer wieder Ausstellungsstücke geparkt werden, die den Bauarbeiten weichen müssen, haben wir derzeit kein Geld", bedauert Sabine Schulze. Viele der 750 000 Stücke können wegen der Sanierung derzeit nicht gezeigt werden. Inzwischen wird mit den Architekten Kleffel, Papay und Warncke ein Masterplan entworfen. Er soll, so die Direktorin, "in den nächsten zehn Jahren dazu beitragen, das Museum auf die Zukunft vorzubereiten, damit wir unsere Sammlungen und Sonderausstellungen in einem optimierten Umfeld präsentieren können."