Wie leben Indianer heute? Haben sie Teil am “American Dream“? Die neue Ausstellung im Völkerkundemuseum gibt erstaunliche Antworten.

Die Spurensuche geht weiter, und sie führt zu unerwarteten Ergebnissen: In der kurz vor Weihnachten im Museum für Völkerkunde eröffneten Ausstellung "Indianer Nordamerikas. Eine Spurensuche ..." wird nicht nur die Geschichte der nordamerikanischen Ureinwohner erzählt und deren Kultur dokumentiert. Die aufwendig gestaltete Schau führt auch vor Augen, dass die Indianer zur Gegenwart der USA und Kanadas gehören. In den Vereinigten Staaten gibt es etwa 4,1 Millionen Menschen mit indianischen Wurzeln, das sind etwa 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Aber wie leben Indianer heute, haben sie teil am "American Dream" und wie viel konnten sie von ihrer kulturellen Identität bewahren? Vor der Skyline von San Francisco steht ein originaler Cadillac, einer jener voluminösen Spritfresser, die zum Symbol für den amerikanischen Traum von grenzenloser Weite und Wohlstand geworden sind. Längst sind die Indianer vom Mustang auf den Cadillac umgestiegen, denn ihr Leben vollzieht sich nicht in einer endlosen Folklore-Show, sondern mitten im oft harten und widersprüchlichen amerikanischen Alltag. Nur noch ein Drittel der Indianer lebt in Reservationen, die Mehrheit jedoch in Großstädten wie San Francisco. Es gibt Verlierer, die im sozialen Abseits stehen, aber auch mittelständische Familien und jene, die ihren amerikanischen Traum verwirklichen konnten und zu Wohlstand, mitunter sogar zu Reichtum gelangt sind. Clevere indianische Geschäftsleute haben die Festlegungen in der Gesetzgebung genutzt und auf Indianerland erfolgreiche Spielkasinos eröffnet. Schon seit dem späten 19. Jahrhundert gehören die Angehörigen einiger Indianerstämme aufgrund ihrer Schwindelfreiheit zu gefragten Spezialisten beim Bau von Gerüsten für die Wolkenkratzer der prosperierenden Großstädte.

Daran erinnert in der Ausstellung ein mit bunten Pop-Art-Motiven bemalter Arbeitshelm, ein Kunstobjekt von Richard Glazer Danay, einem international erfolgreichen Künstler indianischer Herkunft. Von ihm ist auch ein mit indianischen Motiven bemalter Bison zu sehen. Er hat dieses Symbol traditionell indianischer Lebensweise in ein Pop-Art-Kunstwerk verwandelt. Die in der Ausstellung gezeigten Kunstwerke, aber auch der Cadillac, aus dessen Autoradio Navajo-Punk erklingt, sind Symbole für das gegenwärtige Leben der First Nations, das sich zwischen Assimilation und Tradition vollzieht. Auch mit einer Reihe weiterer Objekte zeigt die Ausstellung, dass die Indianer seit drei Jahrzehnten ein neues Selbstbewusstsein erlangt haben, sich zu ihrer Kultur bekennen und zugleich ganz selbstverständlich ihren Platz in der amerikanischen Gesellschaft beanspruchen.

Indianer Nordamerikas. Eine Spurensuche bis 30.12., Rothenbaumchaussee 64, Führungen So 15 Uhr, Di-So 10-18, Do bis 21 Uhr.