Mit interaktiven MultimediaAngeboten bietet die BallinStadt Geschichte zum Nacherleben.

Was bedeutet es, seine Heimat zu verlassen, sein Elternhaus, die Freunde und sogar die Sprache für immer aufzugeben, um in der Fremde neu anzufangen? Wirklich vorstellen kann man sich das kaum. Und doch ist es möglich, einen Eindruck von einer solch bewegten Lebenssituation zu gewinnen. So können die Besucher von Hamburgs Auswanderermuseum BallinStadt selbst zu Auswanderern werden, wenn auch nur für etwa zwei Stunden, aber dafür mit garantierter Rückkehr.

"Ich denke, ich wandere zwischen 1880 und 1914 aus. Herkunftsland Österreich. Und ich möchte vom Lande kommen", beschließt Melanie Hinnenberg aus Hamburg. Ihre Auswandereridentität hat ein eigenes Foto, das am ersten Terminal des Auswandererspiels "Simmigrant" aufgenommen und in ein historisches Antlitz eingefügt wurde. Gemeinsam mit ihrer Mutter bricht sie auf mit dem Ziel New York - im zweiten Gebäude des Museums. Im Eingangsbereich erfahren beide, was die Menschen in früheren Zeiten bewegt hat, sich eine neue Heimat zu suchen. Neun lebensgroße Puppen in historischen Gewändern sind hier mit akustischen Texten von Schauspielern ausgestattet. "Ich war es so leid, dieses armselige Dasein, diesen Kampf ums Überleben jeden Tag", berichtet ein junger Auswanderer aus dem Jahr 1876.

Anhand einer Videoinstallation wird deutlich, welch enorme Wirkung Mundpropaganda im Hinblick auf eine mögliche Auswanderung in einer Zeit ohne Medien entwickeln konnte. Melanie Hinnenberg hat am "Simmigrant"-Terminal eine Schiffspassage für sich und ihre Mutter ergattert. In Hamburg wollen beide an Bord eines Auswandererschiffes gehen. Auf dem Weg dorthin kommen sie vorbei an authentischen Briefen und Erinnerungsstücken. Sie lernen Albert Ballin kennen und erfahren von den verheerenden Folgen der Cholera, die das Auswanderergeschäft in Hamburg Ende des 19. Jahrhunderts zum Erliegen gebracht hatte.

Auf Ellis Island, der Manhattan vorgelagerten Einwandererinsel, fühlt sich die zwölfjährige Melanie dann doch ein wenig bang. Aber sie beantwortet die Fragen des Einwanderungsbeamten richtig und darf schließlich offiziell nach New York einreisen. "Wir wollen das Thema Auswanderung nicht nur anhand historischer Fakten beleuchten, sondern als etwas Fortlaufendes und Vielschichtiges, in dem sich jeder Mensch wiederfindet", erklärt Volker Reimers, Geschäftsführer der BallinStadt.


BallinStadt Auswandererwelt Hamburg Veddeler Bogen 2, täglich 10-18 Uhr (17 Uhr letzter Einlass) T. 31 97 91 60, www.ballinstadt.de .