Das Gotteshaus von 1682 ist ein Schmuckstück im Alten Land: mit barockem Innenraum und einer berühmten Arp-Schnitger-Orgel.

Schon kurz hinter Finkenwerder ist das grüne Kupferdach der Neuenfelder St.-Pankratius-Kirche weithin sichtbar. Der Turm mit der goldenen Kugel erhebt sich über die schöne Landschaft des Alten Landes, denn das Backsteingebäude steht erhöht auf einer Sanddüne, die sich weit ins Land erstreckt.

Von außen wirkt die 1682 erbaute Landpfarrkirche eher schlicht und typisch norddeutsch, umso größer ist das Aha-Erlebnis im Innenraum. Denn die üppige barocke Inneneinrichtung erinnert vielmehr an die Wieskirche in Bayern als an ein protestantisches Gotteshaus. "Im Hamburger Großraum wurden manche Barock-Kirchen um 1800 klassizistisch entrümpelt. Hier fehlte schlicht das Geld für eine Neugestaltung", sagt Pastor Ralf Jenett.

Zum Glück, denn somit ist alles im Original geblieben: die gemalten Engel und Sonnen, die die wunderbar lichte, tonnenförmige Holzdecke schmücken, die mit Putten verzierte Bekrönung über dem Taufbecken oder die riesige Kanzel-Altarwand, die mit viel Gold und galionsartigen Figuren protzt. Dieser Kanzelaltar des Hamburger Schnitzers Christian Precht war 1688 ein echtes Novum in der Gegend.

"Dass es so ein Kleinod hinter dem Deich gibt, hätte ich nie gedacht", sagt Birgit Langer staunend. Sie ist mit von Marienthal hierher gefahren. Als sie im Besucherbuch blättert, entdeckt sie Grüße in japanischer, englischer und auch italienischer Sprache. "Wir sind eine richtige Besucherkirche, die Leute kommen aus Hamburg, aber auch aus der ganzen Welt hierher. Das finde ich so spannend", sagt Pastor Jenett. "Viele kommen jedoch vor allem wegen dieses Prunkstücks", sagt er und zeigt auf die Westwand gegenüber dem Altar.

Direkt unterhalb der Decke hat der berühmte norddeutsche Orgelbauer Arp Schnitger 1688 eine barocke, zweimanualige Orgel mit 34 Registern eingebaut. "Schnitger war bei den Planungen der Kirche von Anfang an dabei, deswegen hat er die hohe Lage des Instruments bestimmt. Die Musik kann so gut im Gewölbe reflektieren", sagt Organist Hilger Kespohl. Als er in die Tasten des Instruments greift, ertönt es gewaltig und mit vielen Klangfarben aus dem Pfeifenwerk. Kespohl, der Dozent an der Bremer Hochschule für Künste ist und eine A-Organistenausbildung hat, leitet den Chor, spielt zu den Gottesdiensten und an jedem ersten Sonntag in den Monaten April bis Dezember bei den "Neuenfelder Orgelmusiken" um 16.30 Uhr (Eintritt frei). Für angemeldete Gruppen bietet er gegen eine Kostenpauschale Kirchen- und Orgelvorführungen an.

Besonders für Schnitger-Fans ist diese Kirche ein Wallfahrtsort. Denn der Instrumentenbauer war hier nicht nur beruflich engagiert, sondern hat in Neuenfelde auch sein privates Glück gefunden - die reiche Bauernhof-Erbin Gertrud Otte, deren reetgedeckter "Orgelbauernhof" etwa zwei Kilometer östlich der Kirche (Vierzigstücken 95) noch von außen zu bewundern ist. In der Kirche hat Schnitger für sich und seine Frau einen eigenen Kirchenstuhl geschnitzt (rechts oben neben der Kanzel), und als berühmtestes Gemeindemitglied wurde er zudem in der Kirche begraben - vor der Nordtür befindet sich die Gedenkplatte im Boden.

Nach so viel reichhaltiger Kultur können Kinder sich auf dem Spielplatz der Kirche mit altem Deutz-Trecker und originellen Klettergerüsten austoben. Zum Spazierengehen bietet sich der Deich (gegenüber vom Kirchhof) an. Der Blick kann dann über eine zauberhafte Landschaft mit Obstbäumen, kleinen Kanälen und Pferdekoppeln schweifen. Technikbegeisterte werden zudem ihre Freude an den niedergehenden Flugzeugen haben, auch der Blick zum Airbus-Gelände ist vom Deich aus fast unverstellt.

In Bundt's Gartenrestaurant (Hasselwerder Straße 85, 100 Meter von der Kirche entfernt) kann man den Tag bei einem Stück Himmelstorte (2,70 Euro) oder deftiger mit einer Finkenwerder Kutterscholle mit hausgemachtem Kartoffelsalat (12,80 Euro) ausklingen lassen. Für Familien mit Kindern gibt es hier neben einem schönen Spielplatz sogar noch die Möglichkeit, Minigolf zu spielen.


St.-Pankratius-Kirche, Organistenweg 7, Hamburg-Neuenfelde, Geöffnet täglich von 9 bis mind. 16 Uhr, Tel. 745 92 96. www.kirche-suederelbe.de/neuenfelde