Warum werde ich nicht so akzeptiert, wie ich bin?

Seit ich in die erste Klasse gehe, trage ich ein Kopftuch. Viele von euch denken jetzt bestimmt, gezwungenermaßen oder so etwas Ähnliches. Doch so ist es nicht. Ich trage es, weil ich es will! Wie ich dazu komme?

Als ich in die Grundschule kam, war meine Schwester wie ein Vorbild für mich und ich habe sie beneidet, dass sie ein Kopftuch tragen durfte. Dann wollte ich es auch.

Doch nach einiger Zeit hat sich das geändert. Ich trage jetzt ein Kopftuch, weil ich es für richtig halte, denn ich habe gelernt, dass es die Pflicht jeder Muslima ist, ein Kopftuch zu tragen. Ich will nicht nur so heißen, sondern auch eine Muslima sein. Wenn man in unserer Religion gläubig sein möchte, sollte man seinen Mitmenschen helfen, seine Gebete verrichten und eine weitere Pflicht ist, ein Kopftuch zu tragen.

Ich finde es traurig, dass mein Kopftuch als ein Symbol für die Unterdrückung der muslimischen Frau gesehen wird. Würde ich unterdrückt werden, wäre es mir nicht möglich, zur Schule zu gehen. Alle meine Freundinnen, die eins tragen, tun es auch freiwillig. Das Kopftuch ist ein Teil meiner Religion.

Es hat mich selbstbewusster gemacht. In einem Land wie Deutschland ist es schwer, eine streng gläubige Muslima zu sein, denn man unterscheidet sich durch das Kopftuch deutlich von den Menschen hier, ihrer Kultur und ihrer religiösen Überzeugung. Viele verstehen nicht, warum ich es trage. Und ich verstehe sie nicht. Ist es so schwer, mich so zu akzeptieren, wie ich bin?

Ich kenne muslimische Mädchen, die sagen, dass sie kein Kopftuch tragen können, weil sie diesem Druck der Gesellschaft nicht gewachsen seien.

Da stellt sich mir die Frage, unterdrückt das Kopftuch die Mädchen oder unterdrückt die Gesellschaft sie?

Das beste Beispiel hierfür ist die Praktikumssuche. Viele Arbeitgeber haben mich nicht akzeptiert, trotz meiner guten Zensuren im Zeugnis. Für sie war mein Kopftuch Grund genug, mich nicht anzunehmen. Das sagte man mir eiskalt ins Gesicht. In anderen Fällen habe ich es durch ihre Blicke und ihre Art gemerkt.

Und so was nennt sich multikulturelle Gesellschaft?

Ich hoffe, dass ihr meinen Artikel zum Anlass nehmt, in Zukunft anders über Menschen zu denken, die ein Kopftuch tragen.

Zehra Bogakan, R9

GTS Osterbrook