Eckhard Hohensee wurde mit Ende 40 erfolgreicher Unternehmer.

Das Gemälde heißt "Gotische Klosterruine und Baumgruppe", Schinkel malte es 1809. Das Werk misst 6,34 mal 2,40 Meter und hängt als Leihgabe der Nationalgalerie im Schloss Bellevue, dem Amtssitz von Bundespräsident Horst Köhler. Eckhard Hohensee hatte nie davon gehört, bis irgendwann das Telefon klingelte: Ob er mit seiner kleinen Firma in der Lage sei, den großen Schinkel zu schützen?

Es ist alles anders geworden in Hohensees Leben seit damals, vor zwei Jahren. Der Endvierziger war Radio- und Fernsehmechaniker. Lange lebte die Familie mehr schlecht als recht von dem Ladengeschäft in Bornreihe, einem verschlafenen Dorf zwischen Bremen und Hamburg. Das Ende nahte, als immer mehr Nachbarn für den neuen Fernseher in die Stadt fuhren, zum "Rabattzirkus".

Hohensee hatte das Nachsehen, er musste eine Familie durchbringen. Und er musste auch das Haus in Schuss halten. Die Renovierungsarbeiten waren sein Glück. Da bekam er es nämlich mit Kunststoffplatten zu tun und der Branche, die ihn bald in den Bann zog. "Jeder braucht mal Doppelstegplatten und Acrylglas, wenn er einen Carport oder ein Gewächshaus baut oder die Terrasse überdacht. Mir schien das eine gute Geschäftsidee zu sein", sagt Hohensee. "Ich hätte nie gedacht, dass uns Industrie und Gewerbe überhaupt ernst nehmen."

Die großen Firmen wurden schnell aufmerksam, nachdem Hohensee 2003 die kleine Internetfirma "lichtplatten24.de" ins Netz gestellt hatte. Mario, der Filius, war nach der Lehre auf Jobsuche. Er half dem Senior am Computer. Vater und Sohn registrierten in den ersten Tagen am Online-Markt 1200 "Klicks", und es machte auch Klick bei ihnen. Zunächst meldeten sich Handwerksbetriebe, dann ein Fernsehsender, der rotes Acrylglas fürs TV-Studio benötigte. Ein Energiekonzern brauchte 1,8 Tonnen Plexiglas. Die Deutschlandkarte im Büro war bald mit Pinwandnadeln abgesteckt. Die roten markierten die Produktionsbetriebe, die inzwischen für die Bornreiher arbeiteten. Hohensee hatte es mit seiner Geschäftsidee geschafft. 2005 gründete er die upag-AG, united polymer and glas, einen Fachhandel für Kunststoffhalbzeuge. Die 50 000 Euro Stammkapital waren inzwischen auf dem Konto.

Upag steht seit zwei Jahren im Handelsregister, und die Restauratorin beim Bundespräsidialamt entdeckte die Firma dort. Schloss Bellevue wurde renoviert; der Schinkel repräsentiert kulturelles Erbe. "Können Sie das?", fragte man aus der Hauptstadt an. Der Anruf war eine Herausforderung: Hohensee sollte die gotische Klosterruine samt Baumgruppe mit einer Acrylglasplatte verkleiden.

"Was die in Berlin verlangten, war technisch eigentlich nicht umzusetzen", erinnert sich Hohensee heute an den Auftrag. Er redete mit Betrieben in halb Europa und in den USA. Er managte den Job. Eine Gießerei in Ostdeutschland war schließlich in der Lage, die Platte in einem speziellen Kammergussverfahren herzustellen: 15 Quadratmeter groß, 300 Kilo schwer und 15 Millimeter dick. Echtes Glas schied von vornherein aus. Es hätte Tonnen gewogen, wäre am eigenen Gewicht zerbrochen und damit der Ruin für die Klosterruine geworden.

Die upag-AG ist im Geschäft. Hohensee hat es geschafft. 2003 stand er vor dem Aus - 2007 wird die Bilanz voraussichtlich 1,3 Millionen Euro Umsatz ausweisen, Tendenz: steigend. Hohensee firmiert europaweit unter www.upag.eu und hat acht Mitarbeiter eingestellt. "Zu wenig", sagt er. "Wir wachsen und werden mehr Leute brauchen." Gerade hat das Norwegische Staatstheater in Bergen wegen eines Großauftrags angerufen.