Ulrike Spang-Lessnow führt bei Ikea mehr als 250 Mitarbeiter.

Als mitreißend, quirlig und zupackend beschreibt sie sich selbst. Ihren Mitarbeitern sei sie manchmal zu schnell, zu ungeduldig, fügt Ulrike Spang-Lessnow lachend hinzu. "Nicht jeder ist so extrovertiert wie ich. Damit überfordere ich meine Mitmenschen manchmal." Sie hat eine positive, gewinnende Ausstrahlung, geht offen auf Menschen zu. Ihre Stimme ist fröhlich. Sie spricht schnell, als wenn sie ihre noch schnelleren Gedanken einfangen muss.

Ulrike Spang-Lessnow ist mit 29 Jahren auf der Karriereleiter schon weit oben. Seit Januar 2006 managt sie als Niederlassungsleiterin die Ikea-Filiale in Braunschweig, hat 256 Mitarbeiter. Eine Karriere, die nicht ins Schema passt. Mit 16 Jahren verlässt Ulrike nach der mittleren Reife die Schule. Sie geht in den Einzelhandel, arbeitet bei einem Sportgeschäft. "Ich fand das Sortiment interessant. Ich habe dort alles gemacht, von Deko und Kundenberatung bis zur Buchhaltung." Diese zweieinhalb Jahre waren der Grundstein für ihre Karriere. Weitere Stationen nach bestandener Prüfung zur Einzelhandelskauffrau: Stellvertretende Filialleiterin, Filialleiterin, Bezirksfilialleiterin und dann Bereichsleiterin für sechs Bundesländer. Der Job als Bereichsleiterin sei damals eigentlich für sie zwei Nummern zu groß gewesen, erinnert sie sich. "Aber ich bin da hineingewachsen."

Sie kämpfte sich als einzige und noch sehr junge Frau durch. Sie hatte stets einen guten Draht zu ihren Mitarbeitern, bringt das Team immer wieder zusammen. "Ich musste lernen mich durchzusetzen." Mit Fairness habe sie das geschafft. "Man kann immer gegenseitig voneinander lernen. Und mir macht es auch nichts aus zuzugeben, wenn ich etwas nicht weiß." Ihre Devise: Geht nicht gibt's nicht. Alles muss sofort passieren. Wenn eine Palette entgegen ihrer Anweisung nach kurzer Zeit immer noch im Weg steht, ärgert sie das. Und mit ihrem Schwung steckt die junge Frau andere Menschen an. "Ich erwarte von meinen Mitarbeitern viel, aber ich gebe auch viel." Die Möbelhauschefin studiert berufsbegleitend an der Fernuniversität Hagen Management , macht sich fit für Führungsaufgaben und paukt nach einem Zwölf-Stundentag Theorie. Eine harte Arbeitswoche gehört zu ihrem Job. Ikea hat täglich bis 21 Uhr, freitags und sonnabends sogar bis 22 Uhr geöffnet. Der Einzelhandel sei ein schwieriges Geschäft, sagt Spang-Lessnow. "Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen und müssen Resultate sichern." Erfolg und Misserfolg lassen sich an den Zahlen ablesen.

Die mit 28 Jahren weltweit jüngste Filialleiterin des Möbelkonzerns erhielt 2006 von karriere.de die Auszeichnung "Junge Karriere des Jahres". Ein Headhunter hatte sie ins schwedische Möbelhaus geholt. Nach zweieinhalb Jahren als Deputy-Chefin in Düsseldorf, Ludwigsburg und Wallau kam sie nach Braunschweig. Ihre Angestellten beschreiben sie als durchsetzungsstark und immer einen Schritt voraus, dabei aber stets sympathisch und bescherten ihr damit das beste Ergebnis bei der deutschlandweiten Ikea-Mitarbeiterbefragung. Sie selbst fühlt sich durch die Auszeichnung geehrt, sieht sich und ihre Aufgabe jedoch als normal. "Für mich ist es selbstverständlich, mein Bestes zu geben und Herausforderungen anzunehmen." Probleme packt sie an, aus Misserfolgen - "die es durchaus bei mir auch gibt" - erwachsen nach einer kurzen Zeit des Innehaltens und Nachdenkens neue Lösungen. Der Preis für die steile Karriere: Privatleben findet mit Ihrem Mann, einem Frankfurter Banker, seit sieben Jahren nur am Wochenende und auf den gemeinsamen Reisen statt.

Spang-Lessnows Leidenschaft: Jeden Tag Dinge gestalten, etwas bewegen, mit Menschen zusammenarbeiten. Allein im Büro sitzen, das wäre nichts für sie, meint das blonde Energiebündel. Ihr Tag beginnt mit Sport. Dann stehen Hausrundgänge, Mit-arbeitergespräche, E-Mails auf dem Programm. Auch Reisen gehören zum Job: zu nationalen Meetings und nach Schweden zur Zentrale. Sie sei "Generalist und Lenker", müsse vieles delegieren. "Früher habe ich gedacht, ich könnte alles allein machen." Sie habe lernen müssen, Aufgaben abzugeben und Vertrauen in ihre Führungskräfte zu setzen. "Das Unternehmen passt zu mir als Mensch und bietet viele Möglichkeiten", meint die 29-Jährige. "Ich gehöre in den Retailbereich." Es sei "ein tolles Gefühl", wenn eine morgens aufgestellte Palette am Abend leer sei.