Sie gehören zu den ersten “Matsen“: Mirre Svea und Daniel werden mathematisch-technische Softwareentwickler.

Um Bewerbung per E-Mail hatte die Plansysteme GmbH gebeten, ganz typisch für die IT-Branche. Zwei Ausbildungsplätze zum Mathematisch-technischen Softwareentwickler, kurz Matse genannt, hatte das mittelständische Unternehmen zu vergeben, das Produkte und Lösungen für die Baustoffindustrie anbietet. Mirre Svea Jensen mailte ihre Unterlagen. "Zwei Stunden später kam ein Anruf und ich wurde zum Vorstellungsgespräch am kommenden Tag gebeten", berichtet die 24-Jährige.

Insgesamt gingen bei Plansysteme acht Bewerbungen ein, sagt Geschäftsführer Ulrich Bönkemeyer. Ein eher mageres Ergebnis. "Sonst erhalten wir so um die 50 oder 60 Bewerbungen für eine ausgeschriebene Stelle." Doch bei der Ausbildung zum Matse handelt es sich um ein ganz neues Berufsbild. Start war der 1. August. "Es muss sich erst einmal herumsprechen, dass es diesen Beruf überhaupt gibt", sagt Ausbildungsberaterin Monika Stelljes von der Handelskammer.

Bei ihr hatte sich auch Mirre Svea darüber informiert, welche Berufe zu ihrem Profil passen könnten: Abitur mit Leistungskurs Mathematik und ein angefangenes Studium in Produktionstechnik und -Management, das sie aber nicht beenden wollte. Eine abwechslungsreiche Tätigkeit sollte es sein, gern im IT-Bereich und auf Basis von Projektarbeit. Da schien der neue Beruf ideal. "Die dreijährige Ausbildung erfordert sowohl mathematisches als auch technisches Verständnis und zielt auf Menschen ab, die vor allem praktisch in der Informatik arbeiten wollen", erklärt Beraterin Stelljes, die in der neuen Ausbildung "eine exzellente Alternative zum Informatik-Studium" sieht. "Es geht um die Konzeption, Realisation und Wartung von Softwaresystemen auf Basis mathematischer Modelle", umreißt sie den Tätigkeitsbereich. Das sind Aufgaben, wie sie sich auch Daniel Merkel in seinem Beruf wünscht. Der 26-Jährige qualifizierte sich für den zweiten Ausbildungsplatz bei Plansysteme. Nach dem Abitur hatte er die Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr eingeschlagen und dort ebenfalls ein Studium angefangen: Rechnergestützte Ingenieurwissenschaften. An dem neuen Beruf interessiert ihn "die Spezialisierung auf die Software." Darin stimmt er mit seinem neuen Arbeitgeber hundertprozentig überein. "Wir sind von dem neuen Berufsbild ganz begeistert, weil es explizit auf Software-Entwicklung ausgerichtet ist. Vorher gab es keinen Beruf, der diesen Begriff überhaupt im Namen führte", so Bönkemeyer. Auch Informatik-Absolventen seien nur bedingt für die Aufgaben in seinem Haus geeignet. "Da habe ich schlicht das Problem, dass die Absolventen während ihres Studiums meist nicht ausreichend Erfahrung in der Entwicklung von Software sammeln konnten. Es sei denn, das wurde durch entsprechende Berufserfahrung ausgeglichen. Darum freut es mich so, dass mit dem Matse die Möglichkeit besteht, direkt Entwickler auszubilden."

Zu bieten hat Bönkemeyer ein abwechslungsreiches Arbeitsfeld, "denn es geht nicht nur um die Tätigkeit am Computer". Die künftigen Softwareentwickler arbeiten auch im Kundenkontakt. Hier gilt es Wünsche, Anforderungen und Erwartungen der Kunden vor Ort im Gespräch herauszuhören und in IT-Lösungen umzusetzen. Insofern werden auch kommunikative Fähigkeiten vorausgesetzt. Bei Plansysteme in der Amsinckstraße geht es dann um Planung, Architektur, Entwicklung und Umsetzung der Programme, bis die Tests anstehen. Wenn das Programm fertig ist, wird es beim Kunden installiert und dieser darauf geschult. Als Pioniere ein neues Berufsbild auszufüllen, finden Mirre Svea und Daniel spannend. Er erwartet "eine kleine Klasse in der Berufsschule, in der ein sehr intensives Lernen möglich sein wird". Mirre Svea freut sich, dass "die Ausbildung noch nicht so eingefahren ist". Beide sind sich sicher, einen Beruf mit Zukunft gewählt zu haben.