Kammern helfen, wenn nicht richtig ausgebildet wird.

Jan hatte so weit alles richtig gemacht. Nach dem Realschulabschluss informierte er sich während eines Praktikums über seinen Wunschberuf Mediengestalter und begann seine Ausbildung in einer Werbeagentur. Ein Jahr lang ging alles gut. Dann blieben die Aufträge aus. Jans Arbeitgeber gründete einen kleinen Verlag und bot ihm einen neuen Ausbildungsplatz an, als Verlagskaufmann. Jan griff zu, fand sich dann aber allein am Telefon wieder. "Meine Chefs waren unterwegs, Kunden akquirieren. Sie kümmerten sich nicht um mich. Ich fühlte mich als billige Arbeitskraft, die nur das Telefon bewachen sollte und habe die Ausbildung abgebrochen."

Jan ist nicht der einzige Auszubildende, der mit seiner Rolle im Unternehmen hadert, im Extremfall gar die Ausbildung abbricht. Klagen wie: "Ich muss immer die gleiche, langweilige Arbeit tun, da lerne ich ja gar nichts!" sind nicht selten. Hat die alte Weisheit "Lehrjahre sind keine Herrenjahre heute noch ihre Berechtigung? Wie viel liegt Unternehmern tatsächlich an ihrem Nachwuchs?

"Viel!" so ist man sich bei den Kammern einig. "Schon aus Eigeninteresse", sagt Handwerkskammer-Sprecher Heinz Oberlach. Armin Grams, Geschäftsführer im Bereich Berufsbildung der Handelskammer verweist auf die bundesweit gültigen Ausbildungsverordnungen, in denen die zu lernenden Inhalte festgelegt seien und an die sich nach seiner Erfahrung die Unternehmer auch hielten. "Sollten jedoch Auszubildende das Gefühl haben, nicht korrekt ausgebildet zu werden, können sie sich an unsere Ausbildungsberatung wenden."

Oftmals seien falsche Berufsvorstellungen der Grund für Unzufriedenheit. Oberlachs Rat lautet daher: "Informiert euch, findet heraus wo eure Talente und Interessen liegen und schaut, wo sie sich mit den Anforderungsprofilen verschiedener Berufe decken. Und: Macht Praktika. Ist es wirklich so tragisch, von sechs Wochen Sommerferien drei für ein Praktikum zu nutzen?"

Oder sind Jugendliche mit dem Übergang von der Schule in das Berufsleben überfordert? Marion Lambeck, Studienrätin aus Schleswig-Holstein, beobachtet, dass viele Schüler "für ihr Abitur nur das absolute Minimum an Aufwand betreiben." Wenn dann in der Ausbildung Motivation und Einsatz gefordert werde, sei die Überraschung groß. Auch die oft als spießig geltenden Sekundärtugenden wie Zuverlässigkeit, Höflichkeit und Pünktlichkeit würden eher locker gesehen. Grams: "Pünktlichkeit hat ihren Sinn, denn im Berufsalltag gibt es Fristen, die eingehalten werden müssen. Höflich und respektvoll miteinander umzugehen, ist ein wesentlicher Bestandteil von Teamfähigkeit - eine wichtige Sozialkompetenz, Deshalb müssen auch Auszubildende in der Lage sein sich einzuordnen."