Zwei Wochen half die 17-Jährige in einem Salon von Marlies Möller mit und kam gut an - nicht nur wegen ihres modischen Ponys.

Nadine Konrad ist ein kreativer Kopf. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Ihre Haare trägt die 17-Jährige nämlich mal braunrot gefärbt, stufig und am Hinterkopf hochgegelt. Manchmal auch mit Dauerwelle, schulterlang. Oder mit Strähnen in Rosa und Hellblau. Nadine wird in Zukunft wohl noch viele weitere Frisuren ausprobieren - denn sie hat einen Ausbildungsplatz zur Friseurin.

"Es gibt wohl keinen Beruf, der besser zu mir gepasst hätte", sagt Nadine - und lacht. Ihre Freundinnen sind derselben Meinung, schließlich lassen sie sich von ihr regelmäßig die Spitzen nachschneiden. Und auch die Berufsberater der Agentur für Arbeit Hamburg schlossen sich diesem Urteil nach einem Eignungstest zur Berufsfindung an. Etwas Kreatives passe zu ihr, Friseurin zum Beispiel.

Gab es bis dahin noch letzte Zweifel am Berufswunsch, waren die damit erledigt. Noch in derselben Woche schrieb die junge Frau eine Bewerbung für ein Praktikum - und schickte diese selbstbewusst direkt an eine Top-Adresse: an Marlies Möller. Ihre Courage hatte tatsächlich Erfolg. Zwei Wochen durfte sie in einem der Salons mithelfen und kam gut an, nicht nur wegen des modischen Ponys, den sie zurzeit trägt. Die junge Hauptschulabsolventin und Marlies Möller, das passte. Am 1. August beginnt Nadine ihre Ausbildung zur Friseurin im Salon am Neuen Wall. "Ich kann es kaum fassen. Damit erfüllt sich ein Traum", sagt sie.

Ein bisschen wie ein Traum klingt ihre Geschichte auch, zumindest träumen wohl viele gleichaltrige Schulabgängerinnen von einem solchen Start ins Berufsleben. Doch die hübsche junge Frau mit dem kleinen Strassstein auf dem rechten Schneidezahn hat gezeigt, dass sie es ernst meint mit ihrem Berufswunsch. "Ich habe den Angestellten in den zwei Wochen so oft es geht über die Schulter geguckt", sagt Nadine. "Am liebsten hätte ich mir eine Schere geschnappt und direkt selbst geschnitten."

Das wurde ihr zwar noch nicht erlaubt, doch ihr Engagement fiel auf: "Nadine hat sich im Praktikum bewiesen", sagt Elke Zerwinski, Assistentin der Geschäftsführung.

Auch in der Schule musste sich Nadine, die mit ihrer Mutter, einer Verkäuferin, und ihrem 20-jährigen Bruder in Wandsbek lebt, beweisen. In der 9. Klasse wechselte sie auf der Haupt- und Realschule Holstenhof in Marienthal vom Realschulzweig in eine Hauptschulklasse. "Es gab Zeiten, da hätte ich die Schule am liebsten geschmissen", sagt sie. In der vorherigen Klasse habe sie Probleme gehabt, vor allem in Mathematik. In der Hauptschulklasse lief es besser. Ihren Abschluss bestand sie mit Note 1,7. "Lieber ein guter Hauptschulabschluss, als ein schlechter Abschluss der Realschule", sagt Nadine.

Dennoch ist sie froh, dass die Schule jetzt ein Ende hat. "Ich möchte arbeiten, mein eigenes Geld verdienen, selbstständiger werden", sagt sie. Und endlich ihre Kreativität ausleben, nicht nur am eigenen Kopf.