Kiel: Der Deutsche Segelsport setzt auf modernste Technik. In Schleswig-Holstein arbeitet eine der wenigen deutschen Werften, die High-Tech-Yachten herstellten. Auch das Boot für den America's Cup 2007.

Nur Landratten glauben noch, daß Holz ein Material ist, aus dem die Boote gebaut sind - "Oder Liebhaber", sagt Steffen Müller. Er gesteht, daß seine 35 Mitarbeiter lieber an der Holzyacht arbeiten als am High-Tech-Kunststoffverbundboot gleich daneben. Müller gehört zur Knierim Yachtbau GmbH in Kiel, ist Partner Gunnar Knierims. Der eine Experte für Organisation, der andere, Knierim, für Technik. Eine gute Verbindung, mit der sich die Werft einen Namen unter den Segelsportlern gemacht hat. So soll hier auch das neue deutsche Boot für den America's Cup 2007 gebaut werden.

In der 8000 Quadratmeter großen Halle direkt am Nord-Ostsee-Kanal entstehen Boote nach Maß, genau nach den Vorstellungen der Eigner. Der Performance Cruiser "Caro", der Racer "Dawn", die Yacht "Nr. 3" wurden hier geplant und gebaut. Und auch die "Uca", die berühmte 26-Meter-Hochsee-Rennyacht des ehemaligen Arbeitgeberpräsidenten Klaus Murmann.

Auf der anderen Hallenseite ist das Winterlager untergebracht. Hier wird gewartet, repariert, umgebaut.

Mit den Füßen fest auf dem Erlernten und den Kopf offen für neue Techniken und Technologien - so wirken die beiden 36 Jahre alten Werftmanager.

Daß sie damit international erfolg-reich sind, mag einen Teil der wortarmen Kommunikation erklären: Als Geschäftspartner wirken sie austrainiert. Der andere Teil stammt sicher aus der gemeinsamen Erfahrung als Segler. Genauer gesagt: als Hochleistungssegler. Knierim war mehrfacher Weltmeister unterschiedlicher Bootsklassen, Müller Deutscher Meister im Seesegeln.

Gemeinsam ist beiden der Admiral's-Cup-Gewinn 1993. "Segeln ist Mannschaftssport", sagt Müller. "Da wird jeder Handgriff geübt, bis er sitzt. Da wird auch das Miteinander auf engem Raum trainiert, bis es klappt." Das zahlt sich auch auf festem Boden aus.

Und es prägt fürs Leben. Bei Knierim Yachtbau ist man freundlich, aber nicht redselig. Selbst sportliche Erfolge müssen den beiden regelrecht aus der Nase gezogen werden. Undenkbar, daß unautorisiert über Kunden geredet wird.

Der Betrieb wurde 1965 als Yacht- und Bootswerft Knierim gegründet. Knierim lernte Bootsbau und machte seinen Meister, reiste zu Fortbildungen im High-Tech-Yachtbau bis nach Neuseeland. Müller optimiert das Werft-Getriebe mit seinen Fähigkeiten als Außenhandelskaufmann. Den Nachwuchs bilden die beiden selber aus. Zur Zeit lernen sechs junge Leute bei Knierim Yachtbau.

Zum Segeln kommen Gunnar Knierim und Stefan Müller inzwischen kaum noch. Das Geschäft geht vor. Das Unternehmen ist im Jahr 2002 von Laboe nach Kiel gezogen. Umzugsgrund war der größere Platzbedarf, gefunden hat die Firma optimale Bedingungen: Eine Halle, in der auch Boote von 30 Meter Länge spielend Platz finden, große Torhöhen, unmittelbaren Wasseranschluß.

Letzterer bietet beeindruckende Szenarien: dicke Pötte, die sich die Wasserstraße entlangschieben. Da guckt jeder hin.