Da ich selbst Russin mit deutschen Wurzeln bin, möchte ich über Deutschrussen, die in Hamburg wohnen, erzählen. Zum größten Teil kommen die...

Da ich selbst Russin mit deutschen Wurzeln bin, möchte ich über Deutschrussen, die in Hamburg wohnen, erzählen. Zum größten Teil kommen die Zuwanderer aus dem Raum der ehemaligen Sowjetunion, wie Kasachstan. In der Seele jedoch sind sie Russen. Das bedeutet, sie sind nicht nur durch die russische Sprache verbunden, sondern auch durch Sitten und Denkweisen. Nach Deutschland kommend, hoffen die Deutschrussen, dass in der historischen Heimat - denn die Vorfahren waren zumeist vor Jahrhunderten aus Deutschland gekommen - ihr Umherwandern zu Ende sein wird. Deutschland ist für sie ein Traum, wo alles "richtig" und das Leben leicht ist. Sie hoffen auf die beste Zukunft für sich und ihre Kinder. Doch im Alltag stoßen sie nicht nur auf Sprachunsicherheiten und die zahlreichen Probleme, die daraus entstehen. Ebenso sind sie irritiert von der deutschen Kultur, den materiellen und geistigen Werten dieses Landes. Das erträumte Land steht ihnen fremd gegenüber.

Schritt für Schritt versuchen sie, die Schwierigkeiten zu überwinden und in der neuen Heimat auch mit der Seele anzukommen. Sie suchen auch immer nach dem Vertrauten. Sie suchen nach Leuten, mit denen sie viel gemeinsam haben. Das ist gar nicht schwierig, gibt es doch in Hamburg viele russische Geschäfte und die russische orthodoxe Kirche.

Das alles hilft ihnen, hier "seelisch" zu überleben. Da sie sich in der neuen Heimat nicht voll angenommen fühlen, ziehen viele sich in ihre geistige Heimat zurück. Denn Heimat ist dort, wo du gute Bedingungen zum Leben hast, zum anderen ist Heimat dort, wohin dich die Seele zieht. So ist nun Deutschland für die Deutschrussen die materielle Basis für ein besseres Leben, aber für viele kein Platz, um eine Heimat für die Seele zu finden.