Jeder von euch denkt bestimmt, dass in einer Psychiatrie nur Verrückte rumlaufen, dass es Gummizellen und Zwangsjacken gibt. Das habe ich auch...

Jeder von euch denkt bestimmt, dass in einer Psychiatrie nur Verrückte rumlaufen, dass es Gummizellen und Zwangsjacken gibt. Das habe ich auch gedacht, bevor ich hierhergekommen bin. Ich bin jetzt schon fast vier Monate in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und so etwas wie Gummizellen und Zwangsjacken gibt es gar nicht. Ich kann fast nur Positives erzählen. Na klar nerven die Betreuer manchmal und am Anfang habe ich sie gehasst. Ich dachte, ihnen macht es richtig Spaß, mich hierzubehalten. Aber eigentlich wollen alle nur unser Bestes. Uns wird wieder ein schönes, gesundes Leben ermöglicht.

Dafür werden wir nicht ans Bett gefesselt oder so ein Quatsch. Im Gegenteil: Jeden Freitag machen wir, wenn möglich, einen Ausflug mit der ganzen Gruppe. Wir können uns selber aussuchen, wohin es geht. Die letzten Male waren wir im Hamburger Dungeon, Schlittschuh laufen, haben Mr. X gespielt oder sind für einen Tag an die Ostsee gefahren.

Ich bin hier 15 geworden. Toll, Geburtstag in der Klapse. Leider hatte ich nicht am Mittwoch oder am Wochenende Geburtstag, denn am Mittwoch hätte ich Besuch bekommen können und am Wochenende hätte ich sogar zu Hause übernachten können.

Dass ich aber Freitag Geburtstag hatte, war dann doch nicht so schlimm, weil wir auf dem Dom waren. Ich glaube, keiner von den Leuten, denen wir begegnet sind, hat uns angemerkt, woher wir kommen. Man kann es sich vielleicht ein bisschen so vorstellen wie in einer WG. Man hat zu zweit ein Zimmer, es gibt eine Küche, ein Esszimmer, zwei Badezimmer, ein Wohnzimmer und eine Dachterrasse.

Zu Nikolaus und Weihnachten bekommt man etwas geschenkt. Manche Patienten sind noch nicht so weit, Weihnachten und Silvester zu Hause zu feiern, die feiern dann hier.

Was ich euch sagen möchte: Hier leben ganz tolle, wundervolle Menschen, die es verdient haben, wieder ein schönes Leben zu führen.