Zupackend, kompetent und gut gelaunt - so haben wir zehn Menschen kennengelernt, die am Flughafen arbeiten.

Bodo Hoppenworth ist ein Urgestein. Schon 33 Jahre arbeitet der Mann auf dem Hamburger Flughafen, seit dem 1. April 1989 bei der Flughafen GmbH. Er weiß fast alles und kennt fast jeden hier, hat immer ein freundliches Wort auf den Lippen und das Handy am Ohr. Sein Markenzeichen: eine organgefarbene Weste mit der Aufschrift "Medienbetreuung". Sein Dienstfahrzeug: ein Kleinbus. "Bitte einsteigen", fordert er uns auf und chauffiert uns auf das Vorfeld zu Hartmut Struck . Auch er ist in einem Kleinbus unterwegs, mit der Aufschrift "Follow me". Man telefoniert sich zusammen. Schließlich steigen wir in den Bus von Hartmut Struck, und der gibt erst mal ordentlich Gas. Er verfolgt ein Zollauto, rasch befindet er sich auf einer Höhe mit ihm. "Moin", ruft er durch das offene Fenster, "selbst für den Zoll gilt hier Tempo 30. Schönen Tag noch." Hartmut Struck ist Kontrollwagenfahrer bei der Verkehrsaufsicht. "Auch die Staatsdiener müssen sich an unsere Vorschriften halten", sagt er, "wir haben hier das Hausrecht." Die Verkehrsaufsicht ist die Exekutive des Flughafens. Sie überwacht den Flugzeug- und PKW-Verkehr auf dem Vorfeld, kontrolliert alle sechs Stunden die Pisten, koordiniert den Winterdienst und entfernt herumliegende Hindernisse, damit der Flugverkehr nicht beeinträchtigt wird. Auch Vögel können gefährlich werden, wenn sie ins Triebwerk geraten. Manchmal müssen welche verscheucht werden, hierfür hat Struck einen Signalrevolver dabei. Gerade landet ein Flugzeug. Hartmut Struck nimmt Kontakt zum Piloten auf, und das Flugzeug folgt ihm. Am Ende steigt Hartmut Struck aus seinem Bus, setzt sich Gehörschützer auf und winkt die Maschine ein, bis sie die ihre zugewiesene Position erreicht hat. Geschafft. Hartmut Struck liebt seinen Job. "Den kann man nur erben", sagt er.

Ortswechsel. Wir befinden uns im Transitraum im Pier-Service. Wo ist das Gate A17?", will eine aufgeregte ältere Dame wissen. "Den gibt es nicht", antwortet Maymouna Tine-Lehmann , fragt die Frau nach ihrem Flugziel und führt sie zum richtigen Gate C17. Die Jura-Studentin arbeitet hier 20 Stunden pro Woche und ist Ansprechpartnerin für Passagiere und Personal. Auch wenn eine Tür klemmt oder die Elektronik nicht funktioniert, sorgt sie für Hilfe. Den Flughafen kennt sie aus dem Effeff, Schließlich hat sie hier schon als Schülerin ein Praktikum gemacht.

Frank Sombrutzki treffen wir im Blockheizkraftwerk. Hier müssen wir uns erst einmal auf den Lärm einstellen, den die laufenden Motoren verursachen. Man versteht kaum sein eigenes Wort, geschweige denn den Fachvortrag von Frank Sombrutzki. Immerhin so viel: Das Blockheizkraftwerk der Real Estate Maintenance GmbH, das von sechs Gasmotoren mit je 650 Kilowatt elektrischer Leistung betrieben wird, produziert die am Flughafen benötigte Wärme und etwa die Hälfte des elektrischen Stroms. Frank Sombrutzki, gelernter Stahlbauschlosser und Maschinentechniker, ist als technischer Angestellter zuständig für den gesamten Anlagenbetrieb, für die Erdgastankstelle und die Kälteerzeugung. Er wacht darüber, dass alle Anlagen, die 24 Stunden täglich rund ums Jahr im Betrieb sind, reibungslos funktionieren, Wartungszeiten eingehalten werden und im Ernstfall die Notstromversorung gewährleistet ist. "Das Blockheizkraftwerk ist wie ein Dorf", sagt Sombrutzki. "Man kennt sich, die Kollegen sind nett." An seiner Arbeit schätzt er die Verantwortung. Und im Oktober feiert er sein 15. Firmenjubiläum.

Denise Wagner arbeitet seit drei Jahren bei der Gepäckermittlung "Lost and Found", die von Aviation Handling Services GmbH, einer Tochter der Flughafen Hamburg GmbH, betrieben wird. Die gelernte Bürokauffrau wollte unbedingt einen Job am Flughafen haben und startete als Seiteneinsteigerin. Seitdem kümmert sie sich um Passagiere, deren Gepäck verloren gegangen ist oder beschädigt wurde, gibt Verlustmeldung auf oder vereinbart mit den Fluggesellschaften eine Entschädigung. "In der Regel findet sich verlorenes Gepäck innerhalb von 24 Stunden wieder an", sagt Denise Wagner. Dann ruft sie den Fluggast an, um mit ihm die Rückgabe eines solchen Fundstücks zu vereinbaren.

Wir polieren Ihre zweite Visitenkarte", wirbt "Shiny Shoes" eine Treppe höher im Transitraum. 20 bis 30 Gäste, zu 80 Prozent Männer, kommen täglich, um sich vor dem Abflug von Halil Andic die Schuhe putzen zu lassen. Gerade nimmt ein Geschäftsreisender auf dem Spezialstuhl Platz. Herr Audic krempelt die Hosen des Kunden hoch, steckt je drei Skatkarten in die Schuhe, damit die Strümpfe nicht beschmutzt werden, und los geht's: Schuhe entstauben, mit der Bürste einkremen, anschließend polieren. Die Schuhe glänzen wie neu. Halil Audic kam vor sechs Jahren aus der Türkei nach Hamburg und arbeitet seit vier Jahren als selbstständiger Unternehmer auf dem Flughafen. Sehr gerne, wie er sagt. Sogar Promis wie Jack Nicholson und Roberto Blanco haben schon seine Dienste in Anspruch genommen, und immer wieder die Stammkunden. "Manche Gäste lassen gleich zehn Paar Schuhe vor dem Abflug hier und holen sie erst wieder nach der Ankunft ab", sagt Herr Audic. Natürlich blitzblank.

Natalie Lüth hat, wenn sie aus dem Fenster schaut, von ihrem Arbeitsplatz aus das gesamte Geschehen auf dem Vorfeld des Flughafens mit Boden- und Anflugradars und Beleuchtungsübersichtsmonitor im Blick. Sie ist seit 15 Jahren Vorfeldlotsin. Im Kontakt mit dem Tower, den Piloten und der Verkehrsaufsicht koordiniert sie den gesamten Flugverkehr auf dem Vorfeld und leitet Zeitverschiebungen beim Starten und Landen weiter. Erst nach ihrem O. K. dürfen die Piloten ihre Maschinen zur Startbahn bringen oder von einer Außenposition an die Pier. Bis zu 500 Bewegungen pro Tag werden hier von einem Team in drei Schichten betreut. 170 000 Flugbewegungen gab es im Boomjahr 2007. Bis zu elf Flugbewegungen gleichzeitig muss Natalie Lüth manchmal im Blick haben. Stressig? "Ja", sagt sie, "aber genau diesen Stress liebe ich."

Etwas gestresst sind wir angesichts der Informationsfülle inzwischen auch, aber immer noch sehr neugierig auf weitere Begegnungen. So auf Zarko Stojanovic . Er stammt aus Bosnien-Herzegowina und arbeitet seit zwölf Jahren auf dem Flughafen, seit sechs Jahren für die Firma Mövenpick in der Pizzeria. Pasta, Salate und sechs verschiedene Pizzasorten stehen auf der Speisekarte. Wer täglich Pizza zubereitet, kann der sie selbst überhaupt noch essen? "Ja", sagt der Pizza-Bäcker, "zwei bis drei pro Woche sind schon drin." Und am liebsten mag er Pizza Margherita. "Die müssen Sie probieren." Warum nicht? Nach wenigen Minuten steht sie dampfend vor uns. Guten Appetit.

Frisch gestärkt geht's im Bus zur Flugwetterwarte, die zum Deutschen Wetterdienst gehört und rund um die Uhr besetzt ist. "Der einsamste Job auf dem ganzen Flughafen", sagt Bodo Hoppenworth schmunzelnd. Ulrike von Bargen , 54, sieht das ganz anders. "Schließlich haben wir heute Aprilwetter mit einer Gewitterwarnung", sagt die Wetterdiensttechnikerin. Seit 1973 beobachtet sie ständig das Wetter, überprüft Wind, Luftdruck, Temperatur und die Sichtverhältnisse und klassifiziert die Wolken. "Die gefährlichsten sind die Cumulonimbus-Wolken, die viel Wind, Gewitter und kräftige Schauer enthalten. Im Halbstundentakt leitet sie ihre Wettermeldungen an die Zentrale nach Offenbach weiter, von dort aus werden sie weltweit verbreitet und gehen in die Wettervorhersage ein. Außerdem erhält der Tower die Flugwettermeldungen, die er an die Piloten weitergibt. Auch die Verkehrsaufsicht, die Vorfeldlotsen und die Feuerwehr werden informiert. Neben dem aktuellen Geschehen erfasst Ulrike von Bargen auch meteorologische Daten für die Wettervorhersage. "Kein Tag verläuft hier wie der andere", sagt sie, " aber wetterfest muss man schon sein."

Nilgün Aktas arbeitet seit fünf Jahren als Rettungssanitäterin in der DRK-Station, betreut ältere und gehbehinderte Fluggäste, leistet Erste Hilfe und ist in Notfällen im Einsatz. Beispielsweise, wenn der Flugkapitän ankündigt, dass sich ein erkrankter Passagier im Flugzeug befindet und in eine Klinik gebracht werden muss. Dann ist auch ein Notarzt vor Ort. Aber auch bei kleinen Beschwerden wie Flugangst oder Übelkeit kann sie helfen. Und das macht sie gern.

Für das Wohl der Reisenden sorgt auch Marco Prudon . In der Pier, Gate B20 und C16, betreibt er mit seiner Geschäftspartnerin einen mobilen Massagesalon namens "Gesunde Impulse". "Bevor ich Ihnen erzähle, was ich hier mache, zeige ich es Ihnen", sagt Marco Prudon und fordert mich auf, Platz zu nehmen. Es folgt eine Akupressur-Kurzmassage. Ein sehr angenehmer Abschluss dieses interessanten Tages.