Ein superflaches Notebook, Filme zum online leihen und ein zweiter Anlauf für Apple-TV. Außerdem: Erweiterte Funktionen für iPhone und iPod touch. Das sind die Highlights der Keynote von Apple-Chef Steve Jobs. Ein neues iPhone gab's nicht.

San Francisco. Es sind schon gewaltige Menschenmassen, die ab sieben Uhr morgens vor dem Moscone Center in San Francisco warten, um den charismatischen Apple-Mitbegründer Steve Jobs zu sehen. Groß sind die Erwartungen, die Gerüchteküche der letzten Wochen brodelte wie jedes Jahr vor diesem Event. Viele erwarten ein neues iPhone - zumindest ein Speicher-Upgrade. Die professionellen Nutzer wurden schon vor einer Woche mit einem neuen, kraftstrotzenden Mac pro (mit serienmäßig acht Prozessorkernen) bedient. Computer-Boliden und professionelle Kundschaft sind offensichtlich nicht mehr Zielgruppe des viel beachteten Medien-Events.

Jobs ist mehr als zufrieden mit dem vergangenen Jahr 2007. Allein fünf Millionen mal ging die neue Version "Leopard" des Betriebssystems MacOS X über die Ladentheke. Und noch ein Rekord: Apple hat mit seinem iTunes Store seit dessen Bestehen 4 Milliarden Songs verkauft, davon allein 20 Millionen an einem einzigen Weihnachtsfeiertag in 2007. Und noch eine Erfolgsmeldung: Das iPhone hat in den USA unter den Smartphones innerhalb des ersten Jahres einen sagenhaften Marktanteil von fast 20 Prozent erreicht; 4 Millionen der stylischen Telefone sind damit seit Marktstart im Juni 2007 verkauft worden.

Was ist neu?

Time Capsule

Seit der aktuellen Version "Leopard" verfügt das Apple-Betriebssystem über eine Backup-Funktion, die automatisch Sicherungskopien von allen Daten auf dem Rechner anfertigt, ohne dass sich der Nutzer weiter darum kümmern muss. Einzig erforderlich ist ein angeschlossenes externes Festplattenlaufwerk. "Time Capsule" bietet nun eine drahtlose Lösung. Es ist eine Airport-Basisstation (so nenne Apple seine W-LAN-Router) mit eingebauter Festplatte. Zwei Versionen werden angeboten: Eine mit 500 Gigabyte und eine mit einem Terabyte.

iPhone

Für das iPhone gibt es ein Software-Update. Herausragend neu ist die Ortungsfunktion für Google Maps. Dabei berechnet das iPhone anhand der Mobilfunk-Sender und über W-LAN Hotspots in der Umgebung die Position des Telefons. Tatsächlich funktioniert das ohne einen GPS-Empfänger. Die nötige Infrastruktur hierfür existiert derzeit jedoch nur in den USA. Sie wird auch in Europa ausgebaut, wird hier aber noch etwas Zeit benötigen. Auf ein neues iPhone warteten die Anwesenden jedoch vergeblich. Jobs kündigte aber an, dass im laufenden Jahr mit noch vielen Neuerungen zu rechnen sei.

Einige der neuen iPhone-Featues wird es auch ein einem Update für den iPod touch geben. Jedoch wird dieses Update mit 20 Dollar zu Buche schlagen.

iTunes

Geht es nach Apple-CEO Steve Jobs, wird iTunes bald viel mehr als ein Musicstore sein. Apple hat in den vergangenen Monaten versucht, mit dem Verkauf von Kinofilmen im iTunes-Store das Online-Filmgeschäft in Schwung zu bringen. Offenbar waren die Resultate jedoch nicht die, die sich das Unternehmen aus Cupertino gewünscht hatte. Ein Strategiewechsel musste her: iTunes verleiht zukünftig Filme. Für drei bis vier Dollar pro Tag kann sich der Kunde einen Film herunterladen und hat anschließend 30 Tage Zeit, mit dem Ansehen zu beginnen. Dann tickt die Uhr für 24 Stunden. Dies ist auf allen iTunes-verbundenen Medienträgern möglich, also auf Mac oder PC, auf allen aktuellen iPods mit Videofunktion und auf dem iPhone. Bis dieser Dienst in Europa verfügbar sein wird, wird aber noch einige Zeit vergehen.

Apple TV

Jobs musste eingestehen, dass die Set-Top-Box "Apple TV" die Erwartungen nicht erfüllt hatte, die an sie gestellt wurden. Konzipiert war sie als Box, die Inhalte von einem über W-LAN verbundenen Mac oder PC auf den heimischen Fernseher bringt. Nun versucht Apple einen zweiten Anlauf und trennt Set-Top-Box und Computer. Apple TV 2.0 stellt selbständig die Internetverbindung her und ermöglicht es, direkt aus dem iTunes Store Filme zu laden, Musik zu kaufen, Podcasts zu abonnieren, etc. Gekaufte Musik wird dabei dann auf den ggf. verbundenen Rechner zurück synchronisiert. Die größte Neuerung bei AppleTV 2.0 ist aber, dass man nun auch Filme in HD und 5.1-Surround-Sound laden kann. Das Angebot sei schon groß und wachse ständig, so Jobs. Aber auch hier hat Europa erst einmal das Nachsehen.

"There's something in the Air"

Dass Apple doch noch Computer baut, konnte Steve Jobs dann bei seiner letzten aber vielleicht spektakulärsten Neuvorstellung unter Beweis stellen: Neben den Notebook-Baureihen Macbook und MacBook pro gibt es nun preislich zwischen den beiden das neue Macbook Air. Es ist extrem flach - flacher als jedes andere Notebook auf dem Markt, verfügt aber über recht leistungsfähige Features: Im Inneren arbeitet ein Intel Core2duo-Prozessor mit 1,6 oder 1,8 Ghz, sowie eine flache, 1,8-Zoll Festplatte mit 80 Gigabyte. Alternativ kann man nun auch 64 GB Solid-State-Speicher ordern. WiFi und Blue Tooth gehören ebenfalls dazu. 2 Gigabyte Arbeitsspeicher sind Serie.

Bewusst verzichtet Apple auf ein optisches Laufwerk - dies wäre bei der Bauhöhe des Notebooks auch nicht zu verbauen gewesen. Statt dessen kann man sich nun z.B. für Instllationen das Laufwerk eines beliebigen im W-LAN-Netzwerk vorhandenen PCs oder Macs "ausleihen". Und für die, die unbedingt doch ein eigenens DVD-RW-Laufwerk brauchen, verkauft Apple ein extgernes Superdrive. In den USA wir das 99 Dollar kosten. Auch auf Firewire wurde verzichtet.

In zwei Wochen will Apple mit der Auslieferung beginnen. Die Preise beginnen bei 1699 Euro.

Umweltschutz Nachdem Apple immer wieder von Umweltschutzorganisationen an den Pranger gestellt wurde, unterstrich Jobs erneut die die großen Bemühungen seines Unternehmens, Apple-Produkte recyclingfreundlicher zu machen. So würden die neuen Apple-Displays erstmals ohne Brom und Quecksilber gefertigt. Außerdem würden die Produkt-Verpackungen erneut reduziert.

Zum Abschluss tritt der Oscar-gekrönte Musiker und Komponist Randy Newman auf und bildet einen launigen Abschluss der Eröffnungsveranstaltung der diesjährigen Macworld Expo.