Port Louis. „Norwegian Dawn“ sollte im Hafen von Mauritius neue Gäste aufnehmen. Doch dann mussten die 3000 Menschen an Bord isoliert werden.

  • Rund 2000 Passagiere eines Kreuzfahrt-Schiffes der Norwegian Cruise Line verpassen Rückreise
  • Die „Norwegian Dawn“ musste drei Tage nahe Mauritius vor Anker gehen
  • Der Grund: Zahlreiche Gäste klagten über verdächtige Krankheits-Symptome

So hatten sich die Passagiere der „Norwegian Dawn“ ihr Wochenende sicher nicht vorgestellt. Statt nach einer Reise, die unter anderem nach Madagaskar führte, am Sonntag in Port Louis auf Mauritius anzulegen und von Bord zu gehen, dümpeln mehr als 2000 Kreuzfahrturlauber und rund 1000 Besatzungsmitglieder noch bis Dienstagmorgen auf dem Meer vor dem Hafen, weil die Behörden zunächst den Landgang verweigerten. Grund waren lokalen Medien zufolge Durchfallerkrankungen, bei denen zunächst unklar war, ob es sich um das häufiger auf Schiffen vorkommende Norovirus oder gar um Cholera handelt.

Einige Kreuzfahrt-Passagiere mit auffälligen Magen-Darm-Infekten

Auf „X“ (vormals „Twitter“) hatten bereits einige Insider über den Vorfall diskutiert, ebenso haben sich auf der englischsprachigen Plattform cruisecritic.com Fans der Reederei Norwegian Cruise Line (NCL), die mit ihrem Konzept des Freestyle Cruising als ein Vorbild der deutschen AIDA Cruises gilt, zu Wort gemeldet.

Dort hieß es, dass auch Kontakte zu Passagieren und/oder Mitarbeitern an Bord bestünden und auf dem Schiff nun dem Verdacht nachgegangen werde, dass es sich bei den Erkrankungen möglicherweise um Cholera handeln könnte. Eine Analyse sei in die Wege geleitet worden, mit Ergebnissen sei aber nicht vor Dienstag zu rechnen. Dann kam aber doch schon am Montag die Entwarnung: keine Cholera nachgewiesen.

Kreuzfahrtschiff „Norwegian Dawn“ durfte auch Reunion nicht anlaufen

Abwegig war die Sorge nicht. Cholera gilt auf Madagaskar, das zum Routing des Schiffes gehört, als reale Gefahr für Reisende. Deshalb warnt das Auswärtige Amt auf seiner Homepage davor, schränkt zugleich aber auch das Risiko wieder etwas ein. Wörtlich heißt es: „Cholera wird über ungenügend aufbereitetes Trinkwasser oder rohe Lebensmittel übertragen und kann daher gut durch entsprechende Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene vermieden werden. Nur ein kleiner Teil der an Cholera infizierten Menschen erkrankt und von diesen wiederum die Mehrzahl mit einem vergleichsweise milden Verlauf. Die Indikation für eine Choleraimpfung ist nur sehr selten gegeben, in der Regel nur bei besonderen Expositionen wie z. B. der Arbeit im Krankenhaus mit Cholerapatienten.“

Am späten Sonntag gab die Reederei NCL ein erstes Statement ab

Am späten Sonntag erreichte die Redaktion dann dieses Statement der Reederei: „Während der aktuellen Südafrika-Kreuzfahrt der ,Norwegian Dawn‘ traten bei einer kleinen Anzahl von Gästen leichte Symptome einer Magen-Darm-Erkrankung auf. Nach Ankunft des Schiffs in Port Louis, Mauritius, traf sich das Management-Team des Schiffs mit den lokalen Behörden, um zu bestätigen, dass Maßnahmen getroffen wurden, um das Wohlbefinden aller an Bord zu gewährleisten. Da die lokalen Behörden zusätzliche Tests verlangen, hat die Regierung von Mauritius die Ausschiffung der Kreuzfahrt und die Einschiffung für die nächste Reise um zwei Tage auf dem 27. Februar 2024 verschoben. Um Gäste an Bord der Norwegian Dawn und vor Ort in Mauritius zu unterstützen, hat Norwegian Cruise Line Teammitglieder auf die Inseln geschickt. Zu den Unterstützungsmaßnahmen gehören u.a. die Bereitstellung von kostenlosen Hotelunterkünften bis zur Einschiffung sowie die Umbuchung der Rückflüge von Gästen, die sich derzeit noch an Bord des Schiffs befinden.“

Hygienemaßnahmen an Bord der „Norwegian Dawn“ wurden verschärft

Der Sprecher der Reederei betonte: „Die Gesundheit und Sicherheit unserer Gäste, der Besatzung und der Ziele, die wir besuchen, hat für uns zu jeder Zeit die oberste Priorität. Wir arbeiten nach den höchsten öffentlichen Gesundheits- und Hygienestandards und ermutigen unsere Gäste, gute Hygiene zu praktizieren und alle krankheitsbedingten Symptome sofort dem medizinischen Team an Bord zu melden. Darüber hinaus haben wir unsere Hygienemaßnahmen an Bord des Schiffes verschärft, um eine sichere Umgebung für alle an Bord zu gewährleisten, und werden weiterhin alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um unsere Gäste, Besatzung und die von uns besuchten Reiseziele zu schützen.“

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Dass ein Kreuzfahrtschiff wegen erkrankter Passagiere nicht anlegen darf, kommt immer wieder mal vor. Während der Corona-Pandemie gab es sogar wahre Odysseen deswegen. Aber es muss für solche Reaktionen kein Covid-19 sein, auch eine hohe Anzahl von Norovirus-Fällen oder anderer Infekte kann dazu führen, dass Hafenbehörden das Anlegen verweigern.

Cholera-Verdacht auf Kreuzfahrtschiff: 2279 neue Passagiere müssen abwarten

Laut „Le Mauricien“ war dem Schiff der Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) bereits auf La Reunion das Anlegen verweigert worden. Die Behörden der Insel Mauritius hätten nun bei 15 Passagieren Proben entnommen, um die Ursache der Erkrankungen zu ermitteln, was 48 Stunden dauern könnte. Bis dahin müssten die 2279 neuen Passagiere auf ihre Einschiffung warten, es könne auch niemand von Bord gehen.