Berlin. Rückenschmerzen sind eine Volkskrankheit. Vorbeugen ist dringend angesagt. Das braucht Egoismus, aber auch Fürsorge des Arbeitgebers.

Den ganzen Tag gekrümmt am Schreibtisch sitzen, fix die lange Liste abarbeiten, ab ins Auto, im Eiltempo das Wichtigste erledigen, Familienalltag wuppen, abends erschöpft aufs Sofa fallen. Wer mit Bürojob in der modernen Arbeitswelt nicht aktiv gegensteuert, lässt seine Muskulatur schnell verkümmern. Die meisten Deutschen bewegen sich deutlich weniger als Mediziner raten würden.

Die Folge: eine schlecht trainierte Rücken- und Bauchmuskulatur. Erschwerend hinzu kommen neben Fehlhaltungen und Fehlbelastungen jede Menge psychischer Druck und Stress. Die Konsequenz: Rückenschmerzen – und das oft schon in jungen Jahren.

Warum fällt es so schwer, konsequent vorzubeugen? Erst wenn ein Hexenschuss oder ein blockiertes Iliosakralgelenk das Aufstehen am Morgen unmöglich machen, wenn der Schmerz in Beine und Arme strahlt, werden hochdosiert Schmerzmittel eingeworfen.

Anne-Kathrin Neuberg-Vural, Redakteurin im Ressort Leben
Anne-Kathrin Neuberg-Vural, Redakteurin im Ressort Leben © Reto Klar/FUNKE Foto Services | Unbekannt

Voll Reue werden nach Videoanleitungen im Netz Rückenübungen gemacht, sechs Termine Krankengymnastik wahrgenommen. Die Motivation hält bei manchen zwar einige Wochen, irgendwann verlaufen die guten Vorsätze, endlich mehr für sich und seinen Körper zu tun, meist aber doch wieder im Sande.

Rückenschmerzen: Mehr Selbstdisziplin, nicht nur zum eigenen Wohle

Die bittere Konsequenz: Rückenschmerzen gehören laut Robert-Koch-Institut (RKI) zu den häufigsten Schmerzproblemen, haben eine hohe Chronifizierungsrate und schränken die Lebensqualität erheblich ein. Und obwohl dies lange bekannt ist, werden viele erst aktiv, wenn der Schmerz unerträglich wird – und nicht selten auch nur dann.

Mehr Egoismus und (Selbst-)Fürsorge wären angebracht: kurze Bewegungspausen im Job, Sportkurse, wenn möglich Zeit für sich, aber eben auch höhenverstellbare Schreibtische, eine gesunde Pausenkultur sowie ein realistisches Arbeitspensum und Wertschätzung seitens des Arbeitgebers.

Das täte nicht nur jedem und jeder einzelnen gut, sondern auch der Gesellschaft. Schließlich erzeugen Rückenschmerzen laut RKI eine immense Krankheitslast, sind in erheblichem Umfang für medizinische und soziale Leistungen verantwortlich und verursachen enorme gesamtwirtschaftliche Kosten.