Berlin. Künstliche Befruchtung ist mit etlichen Risiken verbunden. Doch eine Studie zeigt, welchen Vorteil eine IVF-Behandlung haben kann.

Kinder zu bekommen, ist für viele eines der natürlichsten Dinge auf der Welt. Doch das gilt nicht für alle Menschen: In Deutschland kann laut Bundesfamilienministerium fast jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 Jahren auf natürliche Weise keine Kinder zeugen. Mit einer reproduktionsmedizinischen Behandlung kann man da nachhelfen. Das birgt zwar einige Risiken, aber wie aus einer neuen Studie hervorgeht, kann eine solche Behandlung auch Vorteile mit sich bringen: Nach einer Geburt mit Hilfe der In-Vitro-Fertilisation (IVF) werde etwa jede fünfte Frau auf natürliche Weise schwanger.

Zu diesem überraschenden Ergebnis sind Experten des University College London gekommen, wie der britische "Guardian" berichtet. Die Forscher analysierten Daten von elf verschiedenen Studien mit 5000 Teilnehmerinnen aus der ganzen Welt und fanden dabei heraus, dass Fruchtbarkeitstechniken die natürliche Empfängnis fördern könnten. "Es ist biologisch plausibel, dass die Stimulation der Eierstöcke durch IVF-Zyklen die Eierstockfunktion verbessern kann", so die Experten.

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Die erste Schwangerschaft sorgt für eine Stressreduktion

Dieses Ergebnis zweifelt Dr. Antonio Requena, medizinischer Leiter der IVI-Kinderwunschzentrums, jedoch an, wie er auf Anfrage dieser Redaktion erklärt. "Ich denke, dass IVF selbst keinen fördernden Effekt auf natürliche Schwangerschaften hat", so Requena. Da die Studie eine Meta-Analyse von bereits veröffentlichten Studien sei, können Fehler bei der Datensammlung passiert seien, so der Experte.

Obwohl man sich auf die besagten 20 Prozent nicht vollständig verlassen sollte, bezeichnet er die Studie als "gut". Laut des Experten könne eine zweite Schwangerschaft nach einer ersten, erfolgreichen Schwangerschaft grundsätzlich mit deutlich weniger Stress verbunden werden. "Wir können zwar nicht sagen, dass das Stresslevel eine entscheidende Rolle bei dem Erreichen einer Schwangerschaft spielt. Aber wenn Patienten nach einer Zeit der Unfruchtbarkeit nicht mehr aktiv eine Schwangerschaft anstreben, hat das Stresslevel einen großen Einfluss auf deren tägliches Leben". Das geht auch aus der Studie hervor: Reduzierter Stress nach einer Geburt mit Hilfe von IVF könne dabei helfen, natürlich schwanger zu werden.

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Da weltweit mehr als 10 Millionen Babys durch IVF zur Welt kommen, sei es für diejenigen, die eine erfolgreiche Behandlung erhalten haben, wichtig zu wissen, wie wahrscheinlich es sei, dass sie danach auf natürlichem Weg schwanger werden, so die Forscher. "Zu wissen, was möglich ist, versetzt Frauen in die Lage, ihre Familien zu planen und fundierte Entscheidungen hinsichtlich weiterer Fruchtbarkeitsbehandlungen und/oder Empfängnisverhütung zu treffen", so Studienleiterin Dr. Annette Thwaites. (cla)