Die Sonne schickt derzeit starke magnetische Stürme Richtung Erde. Viele Menschen sind unsicher: Kann das dem Computer zu Hause schaden?

Berlin. Die Sonnenstürme, die derzeit Richtung Erde rasen, sind vielen Menschen unheimlich. Manch einer befürchtet, dass die Strahlung aus dem All nicht nur Satelliten und Stromnetze stören könnte, sondern auch den PC im heimischen Arbeitszimmer. Doch Warnungen vor einem Festplatten-Crash wären überzogen. Auch der Fernseher wird wohl kaum schwarz bleiben.

Sonnenstürme sind nichts Ungewöhnliches. Die Aktivität des Zentralgestirns schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren zwischen ruhigen und aktiven Phasen. Seit 2010 nimmt sie wieder zu. Schwere Sonnenstürme können durchaus gravierende Folgen haben, weil sie Satelliten, elektrische Anlagen, Navigationssysteme wie GPS und Funkverbindungen stören. 2003 führte ein solcher Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars und zum Verlust eines Forschungssatelliten. Solche Extrem-Ereignisse sind allerdings auch extrem selten.

Was heißt das für die Festplatte eines Personal Computers? Datenrettungsdienste warnen – vermutlich nicht ganz uneigennützig: Wenn bei laufendem Betrieb der Strom ausfällt, könne der Schreib- und Lesekopf der Platte beschädigt werden. Der Verlust von Daten sei in diesem Fall wahrscheinlich.

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Urs Mansmann, Redakteur bei der Fachzeitschrift „c’t“, hält das jedoch für Unsinn. Gegenargument Nummer eins: „Die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom bei einem Ereignis dieser Stärke ausfällt, tendiert gegen Null.“ Dafür müssten die Stürme deutlich stärker sein. Gegenargument Nummer zwei: „Ein Stromausfall ist zwar immer schlecht für die Datenintegrität, aber meistens nimmt die Festplatte keinen Schaden.“ Viele Nutzer kennen das: Wenn sie aus Versehen den Stecker des PCs gezogen haben und der Bildschirm plötzlich schwarz wird, sind nicht gleich alle Daten weg.

Die Strahlung selbst wird keinem Computer schaden. „Der Erdboden ist vom Magnetfeld der Erde geschützt“, sagt Rolf Schlichenmaier vom Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg. Die einzig sichtbare Folge der Sonnenstürme seien harmlose Polarlichter.

Unabhängig vom Sonnensturm lohnt es sich aber, die eigenen Daten regelmäßig zu sichern. „Das ist eine Grundregel für alle, die mit dem Computer arbeiten“, sagt Experte Mansmann. Eine Festplatte kann immer abstürzen und kaputtgehen – ganz ohne Strahlung aus dem All.

Fernseh-Satelliten fliegen auf der geostationären Bahn in 36 000 Kilometern Höhe und sind daher der Strahlung im All voll ausgesetzt. Der Satellitenbetreiber Astra befürchtet dennoch keine großen Probleme: „Sonnenstürme sind ja ein wiederkehrendes Phänomen“, betont Sprecher Markus Payer. Beim Bau der Flugkörper werde das berücksichtigt. „In den 25 Jahren, in denen wir das Geschäft betreiben, ist uns kein wesentlicher Zwischenfall unterlaufen“, sagte Payer. Er gehe davon aus, dass die Fernsehzuschauer nichts vom Sonnensturm bemerken.

Auch Radiohörer müssen nicht befürchten, dass ihr Gerät nur noch rauscht. Zwar könne es zu Problemen bei Langwellen-Sendern kommen, erklärt Schlichenmaier: „Sie brauchen zur Ausbreitung die Ionosphäre, die vom Sonnensturm gestört werden könnte.“ Doch die meisten Sender funken mit Ultrakurzwellen (UKW), und die sind vom Magnetfeld der Erde geschützt.