Hamburg. Wärmebrücken sind oft sogar für Laien erkennbar. Experten nennen mögliche Gründe und Sanierungsverfahren und sagen wo Fotos helfen.

Bettina B. war es selbst nicht aufgefallen. Ein Nachbar hatte sie darauf aufmerksam gemacht: „Bei euch war der Schnee auf dem Dach lange Zeit noch zu sehen, bei uns hingegen nicht mehr.“ Ein gutes Zeichen, wie Marco Zahn, Obermeister der Dachdecker-Innung-Hamburg bestätigt. „Wo der Schnee lange liegen geblieben ist, hatte Wärme offenbar keine Chance, zu entweichen.“ Insofern sei der Winter für Eigentümer eine spannende Zeit, denn das Dach „sende“ in dieser Jahreszeit wichtige Signale – wo nämlich etwaiger Sanierungsbedarf bestehe.

So lässt sich nach Frost oder frischem Schneefall schnell erkennen, ob es im Dachbereich Wärmebrücken gibt. „Gerade bei einer Zwischensparren-Wärmedämmung können sich die von oben nach unten verlaufenden Dachsparren als solche Brücken erweisen – zu erkennen an schneefreien Flächen auf dem Dach“, erläutert Zahn.

Schnee- und raureif­freie Zonen oft im oberen Firstbereich

Dies sei nicht automatisch ein Alarmsignal, denn je nach Temperaturdifferenz zwischen Innen- und Außenluft und dem Heizverhalten könne sich ein Dachsparren auch aufwärmen und die gespeicherte Wärme an die Fläche darüber abgeben. Aber: „Die Dämmschicht zwischen den Sparren sollte möglichst keine Wärme nach außen transportieren“, so der Experte. Insofern sei es ratsam, dann einen Fachmann um seine Einschätzung zu bitten.

Weil Wärme nun mal nach oben steigt, entstehen schnee- und raureif­freie Zonen oft auch im oberen Firstbereich. „Hier kommt es darauf an, wie schnell dieser Bereich schnee- und reiffrei wird“, sagt Zahn. Interessant seien auch die Flächen rings um die Dachfenster. Zeichneten sich auch dort schneefreie Bereiche ab, sollte man einen Blick in die Dachwohnung werfen. „Sind hier ebenfalls die Sparrenbereiche deutlich erkennbar, weist einiges auf mangelhafte Anschlüsse der Dämmung und Dampfsperren an die tragende Dachunterkonstruktion hin“, sagt der Innungsmeister.

Alarmglocken sollten schrillen bei Tauwasserbildung

Schnell reagieren sollte man bei Feuchtigkeitspuren auf der Innenseite des Dachfensterrahmens und bei dunklen Bereichen auf der Bekleidung der Dachschräge rings um das Fenster. „Dies kann auf Tauwasserbildung hinweisen, die dort auftritt, wo die Temperaturdifferenz besonders hoch ist.“ Die Folge könnte Schimmelbildung sein, die zur Freisetzung von Schimmelpilzsporen in die Raumluft führe.

Zahn rät zu einer sogenannten Aufdach-Dämmung, um Wärmebrücken bei der am weitesten verbreiteten Zwischensparren-Dämmung zu beseitigen. „Dabei ist die Dämmschicht durchgehend über den Sparren angeordnet. Die dadurch entstehende Erhöhung des Daches um die Dicke der Dämmschicht ist auch bei Reihen- oder Doppelhäusern baurechtlich zulässig.“

Auch Wärmebilder liefern Hinweise, ob eine energetische Sanierung notwendig ist. Die Aufnahmen zeigen auf einen Blick und in Farbe, wie viel Wärme durch Fassade, Fenster und Dach nach außen entweicht. Insofern sind sie auch während einer Sanierung sinnvoll, da mit ihnen die Qualität der Arbeiten überprüft und Undichtigkeiten sichtbar gemacht werden können. „Die Außentemperaturen müssen aber im niedrigen einstelligen Bereich oder darunter liegen“, sagt Petra Hegen von Zukunft Altbau. Damit sei das Verfahren nur bei winterlichen Temperaturen sinnvoll. „ Es muss kalt, trocken und dunkel sein – und das Haus beheizt.“