Hamburg. Kunststoff-Rohre werden im Laufe der Zeit porös. Ein neues Beschichtungsmaterial macht sie wieder dicht, so dass kein Schaden entsteht.

Jahrelang belastete Klaus und Jutta Hertell die Sorge: Was passiert, wenn die Kunststoff-Rohre unserer Fußbodenheizung alt und spröde werden und es durch eine Leckage zu einem Wasserschaden an der Holzbalkendecke im Obergeschoss unseres Hauses kommt?

Dass es dazu kommen könnte, hatten sie 2009 in einem Artikel gelesen. Dort hieß es, dass es nach gut 30, 40 Jahren zu einer Versprödung der Kunststoffrohre und infolge dessen auch zu einer Verschlammung innerhalb der Anlage kommen könnte. Im schlimmsten Fall sei mit einem Totalausfall der Anlage zu rechnen, wenn durch eindringenden Sauerstoff ein Korrosionsprozess eingeleitet werde – abgesehen von den dann notwendigen Folgemaßnahmen.

Hertells waren alarmiert. Ihr gut 160 Quadratmeter großes Haus hatten sie Anfang der 80er-Jahre gebaut, auf allen drei Etagen war eine Fußbodenheizung verlegt worden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch in ihrer Anlage Auflösungserscheinungen bemerkbar machen würden. Die Uhr tickte ...

Stabilisatoren müssen noch vorhanden sein

Wieder war es ein Artikel, der ihnen eine mögliche Lösung für ihr Problem aufzeigte. Sie erfuhren von einem völlig neuen Beschichtungsmaterial, mit dem alte Heizungsrohre von innen neu ausgekleidet werden können. Clou dabei: Das Ganze geschieht bei laufendem Betrieb der Anlage, ohne dass irgendetwas aufgerissen werden muss, und wird unter dem Namen „Oxyproof-System“ beworben.

Hertells waren begeistert und nahmen Kontakt zu der Firma auf, die das System entwickelt hat – die TGA Rohrinnensanierung AG in Fürth. Die ließ unter anderem das Wasser in den Rohren der Fußbodenheizung untersuchen und kam zu dem Ergebnis: Die alten Kunststoffleitungen sind zwar bereits leicht porös, es lohnt sich aber noch, sie neu zu beschichten. „20 bis 30 Prozent der Stabilisatoren müssen noch in den Kunststoffröhren vorhanden sein, damit wir so vorgehen können“, erläutert TGA-Vorstand Karim Kudsi ergänzend.

„Anfangs haben uns die hohen Sanierungskosten von gut 18.000 Euro zurückgeschreckt“, sagt Klaus Hertell. Ein Jahr nach der Maßnahme ist er aber sicher: „Das war die beste Investition, die wir machen konnten.“ Binnen sieben Werktagen sei alles im Haus ruhig und professionell verrichtet worden – „alle 14 Heizkreise befinden sich nun wieder auf dem Stand des Jahres 2016“, freut sich der Einfamilienhausbesitzer. Und er fügt hinzu: „Da auch ein Hydraulikabgleich gemacht wurde, läuft die Heizung so effizient und gut wie schon lange nicht mehr.“

Risiko durch Schwebeteile in den Rohren

Karim Kudsi, Vorstand der Fürther AG, freut sich über dieses Lob. „Wir haben unser Material, eine Art viskoses Harz, gemeinsam mit der Hochschule Berlin-Wildau entwickelt.“ Anschließend habe es die Materialprüfanstalt Darmstadt mit der DIN 4726 ausgezeichnet und bescheinigt, dass es sogar noch die Dichtigkeitsansprüche der DIN übertrifft.“

Was sagt die Innung in Hamburg zu allem? Die SHK Hamburg rät dazu, sich immer zunächst an einen Innungsfachbetrieb zu wenden, bevor Sanierungsmaßnahmen in Auftrag gegeben werden. „Es gilt auszuschließen, dass es wegen eines Materialmixes in der Anlage zur Bildung von Schwebeteilen kommt, die in den Rohren der Fußbodenheizung zu Problemen führen“, erläutert ein Experte aus der technischen Abteilung der SHK. Die konventionelle Art, Anlagen zu sanieren, sähe eine Systemtrennung mit zwei Heizungskreisläufen vor.

Eine Maßnahme, mit der auch Hertells versucht hatten, das Problem mit der Heizung in Griff zu bekommen. Doch die Trennung schützt nur den Wärmeerzeuger vor Korrosion, ändert aber nichts am Altern und Verspröden der Rohre, wie Heizungsbauer und Innungsmitglied Karim Kudsi betont. „Im Grunde bieten wir mit unserem System eine Lösung für alte Anlagen an, die die Industrie seit 1989, seit Erkennen des Problems, für neue Heizungen anbietet: die sauerstoffdichte Beschichtung der Rohre.“ Eine Maßnahme, die im Übrigen auch durch die KfW gefördert wird, wie Kudsi betont.