Hamburg. Eine alte Heizung modernisiert man am besten, bevor es wieder kühl wird. Experten mahnen, kritisch zu bleiben – und zu vergleichen.

Wer denkt jetzt schon gern an die kommende Heizperiode? „Sollten manche Eigentümer aber, denn jetzt ist es ideal, eine alte Heizung gegen eine neue effizientere einzutauschen“, sagt Philipp Pausder, Geschäftsführer des Berliner Start-ups Thermondo.

Dass ausgerechnet die Hamburger bundesweit gesehen das Schlusslicht beim Thema Heizungserneuerung und -austausch bilden – das geht aus einer Studie des BDEW Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft hervor –, führt der Geschäftsmann auch auf die Unsicherheit vieler Eigentümer zurück. Es fehle ein „Kümmerer“, der diese angesichts des „fördergetriebenen Marktes“ an die Hand nehme und ihnen den Weg weise. Pausder glaubt, diese Hilfe bieten zu können.

„Über Thermondo.de können Modernisierungswillige herstellerunabhängig komplette Heizungsanlagen inklusive Solarthermie samt Montage bestellen“, erläutert er. Interessenten müssten nur die Rahmendaten des Gebäudes – 30 Datenpunkte sind es insgesamt – mithilfe einer vorgegebenen systematischen Datenabfrage eingeben, im Gegenzug erhielten sie dann das jeweils passende Lösungspaket. „Wo es gewünscht wird, beraten wir auch zusätzlich telefonisch. Bilder von der Einbausituation fordern wir überdies an. Das reicht, um die Situation vor Ort gut erfassen zu können“, sagt Pausder.

Erneuerbare Energien nicht angedacht

Die Installation übernehmen anschließend Partnerhandwerker vor Ort. Sollte dennoch etwas nicht korrekt passen, übernimmt das Portal die Haftung, heißt es weiter. Hört sich gut an, oder? Wissen sollte man jedoch: Wer erneuerbare Energien (Pellets, Wärmepumpe) miteinbezogen haben möchte, wird enttäuscht. Es gibt nur die Wahl zwischen Öl- oder Gasheizung in Kombination mit Solarthermie. Trotzdem – das Geschäftsmodell von Pausder scheint aufzugehen. „Wir haben mehr Heizungen in einem Monat installiert als viele Handwerker dies in einem Jahr tun. Seit 2013 sind es mehr als 3000 Anlagen“, sagt der Geschäftsmann.

Für ihn ist der „bruchlose“ Service die Erfolgsformel. Viele Kunden scheinen dies auch so zu sehen: Auf der Homepage des Unternehmens loben sie die perfekte Organisation und die schnelle Installation der Technik.

Verbraucher hätten großen Beratungsbedarf zum Thema Heizungstechnik, bestätigen Silke Langhoff von der Verbraucherzentrale Hamburg und Nicola Beck vom Energiebauzentrum in Harburg. „Wir verstehen uns aber als Kümmerer, in dem wir mit Rat und Tat zur Verfügung stehen“, betonen beide Expertinnen. So bietet das EnergieBauZentrum derzeit außer der Beratung in der Dauerausstellung im Elbcampus mit verschiedenen Kooperationspartnern wieder kostenfreie energetische Beratungen zu verschiedenen Terminen an – in den Bezirken vor Ort.

Herstellerunabhängige Beratung möglich

Auch die Verbraucherzentrale Hamburg offeriert Eigentümern über die Energieberatung, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, eine herstellerunabhängige Beratung. „Und dies zu einem Kostenbeitrag von fünf Euro für je 30 Minuten“, wie Energieberaterin Petra Atzenbeck betont. Sie ist für die Verbraucherzentrale Hamburg vornehmlich im Raum Bergedorf tätig.

Eigentümer sollten es sich trotz des „komfortablen Angebots“ von Thermondo und ähnlichen Start-ups beim Thema Heizen nicht „zu bequem machen“, mahnt sie. „Am besten man holt mehrere Angebote ein und vergleicht diese dann.“ Im Idealfall schließe dies die Einbeziehung eines unabhängigen Energieberaters ein, der vor und nach der Auftragsausführung prüfe, ob und wie gut die Maßnahme ausgeführt worden sei. „Wir achten dabei auch darauf, ob der hydraulische Abgleich Teil des Angebots ist, denn er sichert, dass die Heizung optimal arbeitet und die Wärme effizient verteilt wird. Außerdem gibt es viele andere Details, auf die zu achten sind.“

Vor-Ort-Beratung wird gefördert

Wichtig: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrollen, kurz BAFA, beteiligt sich mit 60 Prozent an den förderfähigen Kosten für eine Vor-Ort-Beratung (www.bafa.de).

Die Hamburgerin Susanne Drews hat indes alles richtig gemacht hat, wie ihr ein Energieberater der Verbraucherzentrale unlängst im Rahmen eines Heizchecks bestätigte. Kostenvoranschläge zwischen 8000 und 32.000 Euro lagen ihr vor, den Auftrag vergab sie schließlich an einen Familienbetrieb in der Nähe, der ihr für gut 9000 Euro eine bedarfsgerechte Heizung einbaute. „Inklusive einer tollen Einweisung“, wie sie betont.

Anmeldungen zur Beratung in den Bezirken unter Tel. 35 90 58 22. Zugelassene Berater unter www.energie-effizienz-experten.de