Nicht nur Augenärzte, auch manche Heilpraktiker schauen ihren Patienten in die Augen. Während die Schulmediziner die Gesundheit des Auges überprüfen, suchen die Heilpraktiker nach Hinweisen auf Krankheiten, die ihren Patienten zu schaffen machen können. „Die Augendiagnose ist eine Hinweisdiagnose und hat nichts mit der Augenheilkunde zu tun“, sagt der Hamburger Heilpraktiker Klemens Roth. Deshalb wird der früher von Heilpraktikern benutzte Begriff der Augen- oder Irisdiagnose auch seit den 1980er-Jahren nicht mehr verwendet, da man aus den Augen – außer bei Augenerkrankungen – keine Diagnose stellen kann. Vielmehr redet man jetzt von der Iridologie.

Zudem ersetzt die Betrachtung der Iris „in keinem Fall eine vollständige klinische Diagnostik, um die Ursachen von Krankheiten aufzuspüren“, ergänzt Roth. „Iridologie kann immer nur eine Zusatzdiagnostik sein, die aber die klinischen Diagnoseverfahren sinnvoll vervollständigt.“ Deshalb nutzt der Heilpraktiker diese Methodik regelmäßig, auch wenn es, wie er sagt, keine wissenschaftliche Begründung für die Iridologie gibt. Die Kritik, dass Vertreter unterschiedlicher irisdiagnostischer Lehrmeinungen bei gleichen Patienten zu unterschiedlichen Diagnosen kommen, kennt er. Gleichwohl möchte Roth auf diese Diagnosemöglichkeit nicht verzichten. Sie gebe ihm wichtige Hinweise auf die Konstitution und Disposition des Patienten.

„Farbe und Aussehen der Iris geben Aufschluss darüber, ob ein Mensch eher zu Erkrankungen des Lymphatischen Systems wie beispielsweise Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen oder zu Herzkreislauf-Erkrankungen oder zu Leber- und Magenstörungen neigt. „Darüber sind sich alle einig, die diese Methode nutzen“, erläutert der Heilpraktiker. Im Zusammenhang mit einer umfassenden Befragung des Patienten und einer klinischen Diagnostik können so gezieltere Behandlungen eingeleitet werden. Unter Schulmedizinern findet die Iridologie bislang keine Anhänger.