Farben und Bilder verschwimmen, Scheinwerfer blenden extrem, gerade Linien biegen sich oder es tauchen dunkle Flecken mitten im Bild auf: Wenn die Augen in die Jahre kommen, verlieren die meisten Menschen an Sehkraft. Während die Altersweitsichtigkeit sich mit Brillen korrigieren lässt, helfen Gläser allein bei fortgeschrittenem Grauen Star, bei Grünem Star oder der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) nicht. „Diese drei Augenerkrankungen treten im Alter am häufigsten auf“, sagt Dr. Friedrich Flohr. „Allein an der AMD leiden in Deutschland schätzungsweise vier Millionen Menschen.“ Der niedergelassene Augenarzt ist Partner in der QAN Augenklinik, einem Netzwerk von 90 niedergelassenen Augenärzten und Augenchirurgen aus Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern.

Ist das Auge gesund, gelangt das Licht durch die Hornhaut, die vordere Augenkammer, die Pupille, die hintere Augenkammer und die Linse auf eine kleine Region der Netzhaut, die Makula am Augenhintergrund. Hier, in der Region des schärfsten Sehens, ist das Licht fokussiert, und seine Informationen landen über den Sehnerv im Gehirn. Doch schon im Alter zwischen 52 und 64 Jahren trüben sich bei 50 Prozent der Bevölkerung die Augenlinsen, der Graue Star beginnt. „Die meisten bemerken diese Sehstörung zunächst nicht. Erst wenn die Linsentrübung den Lichtfluss behindert, kommen die Patienten zum Arzt. Meistens sind sie älter als 65 Jahre“, sagt Dr. Flohr.

Auch wenn die Mediziner nicht genau wissen, warum sich die Linse trübt, sie haben eine zuverlässige Methode entwickelt, diese Augenkrankheit zu heilen. Sie tauschen die Linse im Auge durch eine künstliche Linse aus. „Diesen Eingriff führen wir meist durch, wenn die Sehstärke weniger als 60 Prozent beträgt“, sagt der Augenarzt.

Vor der Operation erfragen die Fachärzte den allgemeinen Gesundheitszustand und ermitteln, nach einer gründlichen Untersuchung und einer Ultraschallmessung, die Stärke der Linse, die eingesetzt werden soll. Die Operation selbst erfolgt meist unter örtlicher Betäubung und dauert in der Regel bis zu 15 Minuten. Der Eingriff wird nach Schätzungen des Berufsverbandes der Augenärzte jährlich 700.000 bis 800.000 durchgeführt. „Das Schöne ist, alles heilt von ganz allein, wenn einige Verhaltensvorschriften eingehalten werden.“

Beim Grünen Star, auch Glaukom genannt, gibt es kein Frühwarnsystem wie beim Grauen Star. „Wenn die Patienten diese Krankheit bemerken, ist sie bereits weit fortgeschritten“, weiß Dr. Flohr. Der Grüne Star ist die zweithäufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen. An ihr erblinden jährlich rund 2000 Menschen in Deutschland, so der Berufsverband der Augenärzte. „Beim Grünen Star ist das Gleichgewicht zwischen der Bildung des Kammerwassers, das ja das Auge mit Nährstoffen versorgt, und seinem Abfluss aus dem Auge gestört. Steigt der Augeninnendruck an, wird der Sehnerv geschädigt“, erläutert Dr. Flohr. Die Nervenfasern sterben nach und nach ab, und es kommt zu Ausfällen im Gesichtsfeld. Das ist der Bereich, den man wahrnimmt, wenn man geradeaus blickt, ohne die Augen zu bewegen. „Doch auch das bemerken die wenig-sten Menschen, da das andere Auge diese Ausfälle über längere Zeit kompensieren kann“, erklärt Flohr. Fällt diese Kompensation aus, ist der Sehnerv meist zu 95 Prozent zerstört.

Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Chancen, die Nervenfasern zu erhalten. „Wir raten deshalb dazu, den Augeninnendruck und den Sehnerv ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre vom Augenarzt kontrollieren zu lassen, auch wenn die Krankenkassen das nicht bezahlen“, betont Dr. Flohr.

Um einen erhöhten Augeninnendruck zu senken, setzen die Mediziner Tropfen ein. Diese verringern entweder die Bildung des Kammerwassers oder unterstützen dessen Abfluss aus dem Auge. Wenn die Tropfen nicht helfen oder nicht vertragen werden, gibt es spezielle Laserverfahren. „Mit ihnen können wir erreichen, dass das Kammerwasser besser abfließt“, erläutert der Arzt. Bei sehr schweren Erkrankungen wird auch aufwendig operiert.

Abgelagerte Stoffwechselprodukte beeinflussen die Sehschärfe

Mit 50 Prozent die häufigste Ursache für eine schwere Sehbehinderung ist allerdings die AMD. Sie tritt meist jenseits des 70. Lebensjahres auf. Die Makula, ein kleiner Fleck auf der Netzhaut, enthält die wichtigsten Sinneszellen des Auges und ermöglicht, scharf zu sehen. „Lagern sich in dieser Region Stoffwechselprodukte ab, schwindete die Sehschärfe. Das bemerken die Betroffenen als erstes, später sehen sie dann gerade Linien gebogen. Mit einer Spiegelung des Augenhintergrundes, dem Fotografieren der Gefäße im Augenhintergrund, die zuvor mit Kon­trastmitteln gefärbt wurden, und einer umfassenden Prüfung der Sehschärfe können wir krankhafte Veränderungen feststellen, bevor die Patienten etwas bemerken. Besonders sensitiv ist ein neues Verfahren, das sogenannte OCT“, sagt Flohr.

Seinen Patienten rät der Arzt, unbedingt das Rauchen einzustellen, sich ausreichend zu bewegen und Vitamine hoch dosiert einzunehmen. „Wir setzen seit zehn Jahren diese Therapie, die auf der ARED-Studie aus den USA basiert, ein und bei mindestens 50 Prozent der Patienten schreitet die Erkrankung langsamer fort oder bleibt stehen.“

Bei gut 15 Prozent aller Erkrankten schlägt diese Form der AMD, die sogenannte trockene AMD, in eine feuchte AMD um. Weil der Körper versucht, die Schäden zu heilen, lässt er neue Gefäße unter der Makula sprießen. „Dieser Rettungsversuch zerstört das Gewebe leider“, erläutert Friedrich Flohr. Mithilfe von Medikamenten, die mit einer superfeinen Nadel alle sechs bis acht Wochen in das Auge gespritzt werden, versuchen die Ärzte, das Wachstum der Gefäße zu hemmen. Auch Laserverfahren und Operationen werden erprobt. Flohr hofft darauf, dass in den kommenden Jahren Medikamente auf den Markt kommen, die länger wirken – „damit die Patienten weniger Arztbesuche absolvieren müssen.“