Unter Diabetes leidet mittlerweile jeder 13. Deutsche. Welche Symptome darauf hinweisen und was sich frühzeitig gegen die Krankheit tun lässt

Im Alter von 33 Jahren wurde bei Hans-Dieter Müller Diabetes mellitus Typ 1 diagnostiziert. Das erste Anzeichen war ein kaum zu stillender Durst, unter dem Müller litt. Für den Ausdauersportler war die folgende Diagnose ein Schock.

Heute, gut 24 Jahre später, geht es ihm wesentlich besser als manchem Altersgenossen. Müller läuft trotz Diabetes bis zu 100 Kilometer pro Woche und nimmt seit 2006 regelmäßig an Marathons teil. Sein Glück, so ausgiebig Sport treiben zu können, verdankt er vor allem seinem Arzt, seiner Disziplin und einer schlauchlosen Insulinpumpe zum Aufkleben, durch die sich seine Insulinwerte enorm verbessert haben.

Die Pumpe stört Hans-Dieter Müller nicht beim Laufen. Dass der Mitfünfziger so gut drauf ist, freut seine Familie: Krankheitsbedingte Stimmungsschwankungen, unter denen er wie viele Diabetiker zu Anfang der Krankheit manchmal litt, gehören mittlerweile der Vergangenheit an.

Schätzungen der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass die Zahl der weltweit an Diabetes erkrankten Menschen bis zum Jahr 2025 von jetzt 250 Millionen um mehr als 50 Prozent ansteigen wird. Diabetes wurde deshalb von den Vereinten Nationen – als erste nicht durch eine Infektion ausgelöste Erkrankung – zu einer globalen Bedrohung für die Menschheit erklärt.

Auch in Deutschland hat Diabetes in den vergangenen 50 Jahren stark zugenommen. Nach Zahlen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung ist mittlerweile etwa jeder 13. Deutsche an Diabetes erkrankt. Damit gehört Diabetes zu den größten Volkskrankheiten.

Was genau verbirgt sich hinter dem Typ-1-Diabetes?

Rund 400.000 Menschen in Deutschland haben Typ-1-Diabetes. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Das bedeutet, dass das körpereigene Immunsystem, das in erster Linie der Abwehr krank machender Keime dient, sich aus bislang ungeklärten Gründen gegen die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse richtet und diese zerstört. In der Folge wird die Produktion des lebenswichtigen Hormons Insulin gestoppt.

Insulin hat die Aufgabe, den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, die den Zucker wiederum zur Energiegewinnung benötigen. Bei Insulinmangel sammelt sich Zucker im Blut an, und der Blutzuckerspiegel steigt.

Was sind mögliche Symptome für Diabetes Typ 1?

Mögliche Symptome, die auf Diabetes hindeuten, sind ein verstärkter Harndrang, Durst, trockene oder juckende Haut, Müdigkeit und Antriebslosigkeit und eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen. In manchen Fällen kommt es auch zu Gewichtsverlust. Außerdem kann ein unangenehmer Atem auftreten. Bei Frauen machen sich die Anzeichen oft anders bemerkbar, zum Beispiel durch Rücken- oder Kieferschmerzen.

Was ist der Typ-2-Diabetes?

Der Typ-2-Diabetes, von dem rund sieben Millionen Menschen in Deutschland betroffen sind, ist nicht Folge eines Insulinmangels, sondern einer Insulinresistenz. Das bedeutet, dass die Zellen nicht mehr ausreichend auf Insulin ansprechen, sodass das Hormon den Zucker nicht in die Zellen schleusen kann. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel steigt. Um das auszugleichen, produziert die Bauchspeicheldrüse zunächst größere Mengen an Insulin. Reicht das nicht mehr aus, um die Insulinresistenz zu überwinden, entwickelt sich ein Typ-2-Diabetes. Davon betroffen sind nicht nur ältere Menschen. Ärzte stellen die Krankheit zunehmend auch bei jüngeren Menschen und sogar bei Kindern und Jugendlichen fest.

Was sind die Hauptursachen für Typ-2-Diabetes?

Hauptursachen sind neben einer erblichen Veranlagung vor allem Bewegungsmangel und Übergewicht. So ist der Anteil Erwachsener mit einer Adipositas (Fettleibigkeit) in Deutschland innerhalb eines Jahrzehnts bei den Männern von 18,9 auf 23,3 Prozent und bei den Frauen von 22,5 auf 23,9 Prozent angestiegen. „Wir rechnen mit einer weiteren Zunahme von Diabeteserkrankungen“, sagt der Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), Dr. med. Erhard Siegel.

Auch eine starke Belastung im Job kann das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, erhöhen. Das ergab die Auswertung von Studiendaten durch Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München. „Angesichts der massiven gesundheitlichen Folgen von stressassoziierten Erkrankungen sollten präventive Maßnahmen gegen Volkskrankheiten wie Diabetes daher auch an diesem Punkt ansetzen“, fordert Studienleiter Prof. Dr. Karl-Heinz Ladwig.

Typ-2-Diabetes lässt sich im Gegensatz zu Typ-1-Diabetes anfänglich zumeist durch eine Umstellung des Lebensstils behandeln. Die Betroffenen müssen täglich ihre Blutzuckerwerte kontrollieren. Wenn Tabletten nicht mehr helfen, muss Insulin gespritzt werden. Dafür gibt es spezielle Pens und Pumpen.

Wie funktionieren Insulinpumpen?

Insulinpumpen sind kleine Geräte, die den Diabetiker mit Insulin versorgen, sodass die Werte weniger stark schwanken. Um den Grundbedarf des Körpers zu decken, geben die modernen Pumpen wie auch die Bauchspeicheldrüse rund um die Uhr kleine Mengen an Insulin ab. Zusätzliches Insulin, das etwa zu den Mahlzeiten oder bei ausgiebigem Sport benötigt wird, lässt sich per Knopfdruck abrufen.

Moderne Insulinpumpen sind zumeist nicht größer als ein Handy und wiegen nicht mehr als eine Tafel Schokolade. Sie können am Gürtel befestigt, in der Hosentasche versteckt, an einer Kordel um den Hals getragen oder wie der mylife OmniPod, der nicht größer als eine Streichholzschachtel ist, einfach am Körper aufgeklebt werden. Das ist ideal für sportlich Aktive, für Kleinkinder, die naturgemäß einen starken Bewegungsdrang haben, und für Diabetiker mit Angst vor Spritzen.

Warum ist Diabetes so gefährlich?

Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel schädigt die Blutgefäße und führt oft zur Arterienverkalkung, sodass es zu schweren Folgeerkrankungen kommen kann. Diabetiker haben ein deutlich erhöhtes Risiko, einen Herzinfarkt, einen Schlaganfall oder eine koronare Herzkrankheit zu bekommen.

Weitere Folgeerkrankungen können Veränderungen der Netzhaut, Störungen der Nierenfunktion, Erektionsstörungen oder Durchblutungsstörungen der Beine und Füße sein. Nervenschäden an den Füßen sind sogar ein häufiger Grund für Amputationen. Darüber hinaus leiden Diabetiker häufig an Depressionen. Aktuell mehren sich Hinweise, dass zu den Folgekrankheiten auch die Demenz gehört. Forscher um Elizabeth Selvin von der US-amerikanischen Johns Hopkins University haben herausgefunden, dass Menschen, die in mittleren Jahren an Diabetes erkrankten, im Alter eine höhere Wahrscheinlichkeit für Demenz haben.

www.diabetikerbund-hamburg.de

www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de

www.dzd-ev.de