Häufiges Missverständnis: Putzen, Kochen und die Pflege gehören nicht zum Servicewohnen

Helga Bogner arbeitet seit drei Jahren im Haus St. Hildegard und kümmert sich um Interessenten, die ein günstiges Apartment im Servicewohnen suchen, oder Bewohner, die ihren Alterswohnsitz schon gefunden haben. Das Haus St. Hildegard in Hamburg-Rothenburgsort hat 41 Seniorenwohnungen und 78 Plätze im Pflegeheim.

Hamburger Abendblatt: Frau Bogner, was interessiert die älteren Hamburger am Servicewohnen?

Helga Bogner: Die Hamburger schauen sich vorsorglich schon einmal um, weil sie zum Beispiel Probleme im eigenen Haus mit den Treppen haben und barrierefreies Wohnen mit einer guten Nachbarschaft suchen.

Was hält die Menschen davon ab, bei Ihnen einzuziehen?

Bogner: Wenn in unserem Haus eine Wohnung frei wird, rufe ich die Interessenten auf der Warteliste an. Viele von ihnen sagen mir dann, dass sie noch nicht umziehen können. Ich höre immer wieder: „Der Garten ist so schön. Ich bin noch nicht so weit.“

Man hört immer wieder, dass es lange Wartezeiten gibt, bis man eine Seniorenwohnung angeboten bekommt.

Bogner: Theoretisch kann es Jahre dauern. Aber viele Interessenten auf der Warteliste ziehen doch nicht um, wenn wir ihnen eine Wohnung anbieten. Von den beiden Bewohnern, die jetzt gerade einziehen, hat sich die eine Dame vor einem Jahr bei uns angemeldet und die andere erst im August. Beide waren überrascht, dass es plötzlich so schnell ging.

Was kostet das Servicewohnen?

Bogner: Die kleinste Einzimmerwohnung bei uns hat 31 Quadratmeter und kostet warm 470 Euro. Bei den Zweizimmerwohnungen mit 54 Quadratmetern beträgt die Warmmiete 735 Euro. Die Servicepauschale in Höhe von 46,82 Euro für eine Person ist bereits in der Miete enthalten.

Was bietet das Servicewohnen?

Bogner: Man hat eine eigenständige Wohnung mit Küche, Bad und Balkon. Zur Wohnung gehört ein Notruf, und ein Ansprechpartner steht rund um die Uhr zur Verfügung. Wer zum Beispiel Probleme damit hat, einen Antrag bei der Pflegekasse zu stellen, dem helfen wir beim Ausfüllen. Wir bieten Freizeitangebote wie Gymnastik, Feste, Vorträge und Ausflüge.

Wird Servicewohnen auch als preisgünstiges „Altenheim light“ verstanden?

Bogner: Ja, wenn ich Interessenten das Haus zeige, weise ich darauf immer wieder hin. Der Begriff Servicewohnen ist verwirrend. Die Mieter führen ihren Haushalt selbstständig. Das Putzen, Kochen und die Pflege durch einen ambulanten Dienst gehören ausdrücklich nicht zum Service! Manche Senioren überschätzen sich, wenn sie bei uns einziehen wollen. Entweder waren sie bereits in ihrer alten Wohnung mit dem Haushalt überfordert, oder sie sind demenzkrank und können deshalb nicht mehr allein in einer Wohnung leben.