Experten sprechen vom Cocooning, wenn wir uns in der dunklen Jahreszeit in die eigenen Wände zurückziehen. Mit gemütlichen Möbeln im XXL-Format, Decken und ruhigen Farben fühlt man sich dort richtig wohl.

Eigentlich wollen wir doch nur eines: Schutz und Geborgenheit in den eigenen vier Wänden finden. Besonders wenn es draußen anfängt, ungemütlich zu werden, haben viele den Wunsch nach Rückzug und Privatheit. Mit einer Wolldecke im Sessel das Lieblingsbuch lesen oder auf dem Sofa im XXL- Format liegen und den ganz persönlichen Filmabend gestalten.

Sicherlich gibt es Menschen, die mal eben schnell mit Farbe die Wände umgestalten. Diese Maßnahme verändert die Stimmung des Raumes im Handumdrehen, aber meist folgt dann die Erkenntnis, dass die Bilder nicht mehr zur Farbwand passen, und die Sitzmöbel sehen plötzlich ganz fremd in dem neuen Ambiente aus.

Der Wunsch nach Veränderung ist erwiesenermaßen abhängig von der Jahreszeit. „Im Winterhalbjahr werden circa ein Drittel mehr Sitzmöbel produziert als im Sommer“, sagt Ursula Geismann, Sprecherin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. „Im Frühling und Sommer spielen Einrichtungsfragen keine so entscheidende Rolle wie im Herbst und Winter. Das sind Jahreszeiten, in denen man sich vorwiegend in Innenräumen aufhält.“

Fachleute haben für dieses Phänomen einen Begriff: Cocooning heißt der Trend, der in den 1980er-Jahren von der amerikanischen Forscherin Faith Popcorn erkannt wurde. Der Begriff bezeichnet eigentlich die Verpuppung von Larven, die sich für ihre Entwicklung zum Voll-Insekt in einen Kokon einspinnen. Soziologen haben festgestellt, dass der Trend, sich stärker ins häusliche Privatleben zurückzuziehen und es dementsprechend angenehm zu gestalten, nicht nur zu bestimmten Jahreszeiten, sondern vermehrt während politischer oder gesellschaftlicher Krisenzeiten auftritt.

Was braucht es, um sich in den kommenden Monaten in den eigenen vier Wänden wohlzufühlen? Bequeme Sessel oder das Sofa zum Relaxen stehen an erster Stelle, aber auch Teppiche, Accessoires wie dicke Kissen und Licht sind entscheidende Wohlfühlfaktoren. Wer in der Neustädterstraße Angelika Gellers Stadthaus Einrichtung aufsucht oder das Mossapour am Ballindamm, wird dort neben dick gepolsterten Sitzmöbeln auch auf viel Holz und Felle treffen. „Das Schaffell, bekannt aus den 1970er-Jahren, erhält in dieser Wintersaison ein großes Comeback. Die Felle werden lässig über das Sofa geschmissen und laden zum Entspannen ein“, schwärmt Iris Nagel. Sie ist bei Mossapour zuständig für den Einkauf und deshalb jedem Trend auf der Spur. Dazu kombiniert sie Kissen mit Tiermotiven. „Statt Wolldecken haben wir für diese Saison großformatige Webpelze eingekauft. Sie sind kuschelig und zudem sehr dekorativ“, so die Fachfrau weiter. Auf ihrer Einkaufsliste stehen aber auch Möbel aus Naturholz wie beispielsweise Hocker, die lediglich aus einer Baumscheibe mit vier Beinen bestehen. „Die Ursprünglichkeit des Materials passt zur Jahreszeit“, sagt Iris Nagel. Angesagt seien jetzt Stoffe in Beerenfarben wie Rot, Violett oder Blau.

Den tiefen Wunsch nach Rückzug und Ruhe assoziieren viele Menschen zudem mit einem Kaminfeuer. Wo ein Feuer brennt, möchte man sich hinsetzen und entspannen. Da jeder Kamin einen Abzug braucht und der Einbau mit Bauvorschriften und relativ hohen Kosten verbunden ist, bietet der Handel Kamine an, die mit Bio-Ethanol betrieben werden. Sie benötigen keinen Abzug, da sie keinen Rauch entwickeln, und gelten somit nach den gesetzlichen Bestimmungen nicht als Kamin.

Diese Feuerstellen kann man problemlos im Wohnzimmer, Flur oder Schlafzimmer aufstellen. Auf das klassische Knistergeräusch des brennenden Holzes muss man jedoch verzichten. Auch kann es einer aktuellen Studie des Fraunhofer-Instituts für Holzforschung zufolge zu einer gefährlichen Verunreinigung der Raumluft kommen, wenn die Qualität des Bio-Ethanols minderwertig und die Verbrennungstemperatur nicht optimal ist.

Tages- und künstliches Licht sind darüber hinaus entscheidend für eine gute Atmosphäre in einem Raum und damit für unser Wohlbefinden. Oft wird die Wirkung von Licht auf den menschlichen Organismus unterschätzt. „Das gesündeste Licht ist natürlich das Tageslicht“, sagt Herbert Plischke, der an der Ludwig-Maximilians-Universität in München über die Auswirkungen von Licht auf den menschlichen Körper forscht. Gerade in der Jahreszeit, in der wir schon früh am Nachmittag mit künstlichem Licht leben, trage eine ausgewogene Beleuchtung zum Wohlbefinden erheblich bei. Wirklich entspannt im Sessel sitzen und lesen könne man eben nur, wenn auch das Buch gezielt beleuchtet werde und man sich nicht in Richtung der Lichtquelle verdrehen müsse. Eine Tisch- oder Stehleuchte mit beweglichem Leuchtkopf sei hier die richtige Wahl.

Ra-Wert gibt an, wie gut Farben im Licht wiedergegeben werden

Für alle Lichtquellen im Raum gilt: Das Leuchtmittel entscheidet, ob man den Raum eher als nüchtern oder gemütlich wahrnimmt. Dabei spielt die Farbtemperatur (gemessen in Kelvin) des Leuchtmittels eine entscheidende Rolle. Sie bestimmt die Lichtfarbe. In der Dämmerung und am Abend empfehlen Fachleute in Wohnräumen warmweißes Licht mit circa 2700 Kelvin. Daneben ist aber auch der sogenannte Ra-Wert ein wichtiges Kriterium. Er bezeichnet, wie gut die Farben im Licht einer Lampe wiedergegeben werden. Tageslicht mit einem Ra-Wert von 100 zeigt den Idealwert an. Je geringer der Wert ist, desto müder und fader wirkt das Licht auf die Menschen. Die Hersteller von Leuchtmitteln sind verpflichtet, auf der Verpackung Angaben zu der Qualität ihrer Leuchtmittel zu machen, sodass der Verbraucher problemlos erkennen kann, welches Leuchtmittel für ihn das richtige ist.

Wer ideale Schlafbedingungen schaffen möchte und dabei auch an die Reinigung der Daunenbettdecken denkt, die jetzt aus dem Sommerlager geholt werden, sollte dies nur bei niedrigen Temperaturen von bis zu 30 Grad machen. Gut sei der Fein- oder Wollwaschgang, dazu am besten ein flüssiges Wollwaschmittel verwenden, wie der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW) in Frankfurt rät. Eine Umfrage von CreditPlus zeigt im Übrigen: Das Schlafzimmer ist direkt nach dem Wohnzimmer der Bereich, wo neue Möbel am zweithäufigsten auf dem Einkaufszettel der Deutschen (19 Prozent) stehen. Frauen kuscheln sich hier besonders gern in komfortable Boxspringbetten, wie man sie aus Hotels oder den USA kennt.