Vom Wilden Westen zum Virtuellen Westen, Sommerreise durchs Silicon Valley, Teil 5: Wo der Microsoft-Manager seinen Kaffee schlürft und die Kellnerin Ferrari fährt.

San Francisco. Woodside ist, wie sich Woodside anhört: ein Waldgebiet westlich von Palo Alto, irgendwo im Nirgendwo. Grün, unberührt. Und mittendrin liegt „Bucks of Woodside“, ein Blockhaus, strategisch positioniert zwischen Café und Restaurant. Gegründet 1991 von Jamie MacNiven, der noch heute Chef ist.

Betritt man den Laden, fallen tausend Kuriositäten und Spielzeuge auf, die an der Decke hängen. Erinnert mich an die Spielzeuglandschaften, die man von Google & Co. kennt und die Innovationsbegeisterung der Mannschaft spielerisch fördern soll – da liegen sie allerdings auf Tischen und am Boden.

Bleiben noch die Wände, die es auch an sich haben. Und hier entpuppt sich, warum „Bucks“ Legendenstatus im Silicon Valley hat. Hier hängen liegen gelassene Business-Devotionalien: Ein vergessener Brief, der an Microsoft-Legende Steve Ballmer gerichtet war, eine hölzern gerahmte ungeöffnete Packung Microsoft Windows 1.0. und ein Autokennzeichen mit der Aufschrift „Google“ – ergänzt um den frustrierten Kommentar „Ich war zu blöd, mir Aktien von Google zu kaufen. Stattdessen habe ich das Kennzeichen gekauft.“

Ziemlich kurios für die Tatsache, dass hier Weltmarken gegründet wurden: Netscape, PayPal, Hotmail, Tesla haben unter dem Koffein von „Bucks“ das Laufen gelernt – Gründern und Finanziers ein Dach gegeben, um Finanzierungen zu verhandeln und Wirtschaftsgeschichte zu schreiben. Auch heute noch ist dies ein beliebter Treffpunkt für Investoren und Nerds, für Geld und Gedanken.

Ich frage die Kellnerin, ob man hier mal den einen oder anderen interessanten Tipp aufschnappen kann – wer zum Beispiel das neue Google oder Facebook wird, welches Unternehmen demnächst durch die Decke geht. Mit einem süffisanten Lächeln antwortet sie, einige ihrer Kolleginnen würden Porsche fahren. Ob’s stimmt? Oracle-Gründer Larry Ellison jedenfalls wohnt ums Eck und kommt häufiger vorbei. Er ist dafür bekannt, die Rechnung zu verdoppeln. 20 Prozent Trinkgeld ist hier ja üblich, er gibt eben 100.

Ähnlichen Kultstatus wie „Bucks“ hat im Valley noch das „Red Rock Cafe“ in Mountain View – dem Namen entsprechend ist es ein roter Raum, der dem Vernehmen nach für viele aufstrebende Unternehmen grünes Licht in Sachen Finanzierung und Profitabilität beschert hat. Dabei ist das Café in der Substanz exakt das Gegenteil: Es ist der einzige „Non-Profit-Café“ am Platze.

Die zweite Etage bietet ein wenig mehr Privatheit, die man beim Austausch von sensiblen Unternehmensinformationen benötigt. Und Vertraulichkeit ist in den Cafés der Techis notwendig. Wie die „Creamery“ in San Francisco beweist - auch so ein Laden der Szene im koffeinen Einzugsgebiet erfolgreicher Unternehmen wie Adobe, Dropbox, airbnb und pinterest.

Angeblich hat ein zu laut gesprochener Satz eines Gastes 2012 in der „Creamery“ den Kauf des „Business-Facebooks“ Yammer durch Microsoft publik gemacht, noch bevor die Unternehmen diese Nachricht kommuniziert hatten. Diesen Satz wiederum schnappte eine Sarah Taylor auf, und zwitscherte es bei Twitter.

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Und warum das alles in Kaffeehäusern und nicht in einschlägigen Hamburger-Ketten? Die Wissenschaft hat’s längst herausgefunden: Koffein ermöglicht dem Hirn, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Und genau darum geht’s hier – im Silicon Valley.

Gerriet Danz ist Innovationsexperte und Hamburger aus Leidenschaft. Im Silicon Valley erforscht er die Innovationskultur erfolgreicher Unternehmen und aufstrebender Startups. Danz ist außerdem Lehrbeauftragter an der Steinbeis Hochschule Berlin, Mitglied der German Speakers Association (GSA) und der Global Speakers Federation (GSF). Er berät Unternehmen und Institutionen wie z.B. das Europäische Patentamt.