Immer mehr Bauherren entscheiden sich für Einfamilienhäuser aus Holz. Die zwölf wichtigsten Fragen und Antworten

Schon fast jeder siebte Eigenheimneubau ist ein Holzfertighaus. Was Bauherren wissen sollten.

Was spricht für Holz?

In erster Linie die hervorragenden ökologischen Eigenschaften des Niedrigenergiebaustoffs Holz. Die Außenwände der Holzrahmenbauten besitzen die Wärmedämmung in der Konstruktionsebene und erfüllen so bereits mit einer Dicke von circa 35 Zentimetern die modernen Anforderungen an den Wärmeschutz.

Im Vergleich hierzu benötigen gemauerte Häuser heute circa 50 Zentimeter dicke Außenwände, da sich dort die Wärmedämmung außen vor der tragenden Mauer befindet, oder es werden hochdämmfähige Steine mit ebenfalls circa 50 Zentimeter Stärke gemauert. Die Holzrahmenbauten besitzen also bei gleicher Grundfläche durch die dünneren Wände innen erheblich mehr Wohnraum. Sie erhalten bei gleicher Fensterfläche mehr Licht von außen als die mit dicken Mauerwänden.

Die Herstellung verbraucht weniger Energie als die eines Hauses in konventioneller Bauweise. Überdies entstehen bei der Herstellung von Holzprodukten keine Abfälle. Rinde, Späne und Restholz werden vollständig weiterverwertet. Alte Holzbauten lassen sich in der Regel auch gut demontieren und recyceln.

Außer den energetischen Vorteilen spricht zudem der hohe Wiederverkaufswert für diese Bauweise. Denn – bei zunehmend hoher Nachfrage – gibt es nur wenig Holzhäuser auf dem Markt.

Welche Arten Holzhäuser gibt es?

Es gibt das klassische Blockhaus, die typisch skandinavischen Bauformen, aber auch viele Fertighäuser. Ferner ist auch das Fachwerkhaus ein Holzhaus. Das sogenannte Blockhaus ist ein Rund-um-Holzhaus, das aus massiven Stämmen erstellt wird – aus Rundstämmen oder Vierkantbohlen. Die Hölzer sind aufeinandergeschichtet und verbunden, ohne Chemie oder Klebstoff.

Heute werden überwiegend Holzhäuser aus Holzrahmenelementen erstellt, die in der Fabrik als Fertighaus weitgehend vorgefertigt werden, aus Konstruktionshölzern mit Holz- und Gipsfaserplatten bestehen und bei denen vor Ort nur noch der Endausbau vorgenommen werden muss. Der Marktanteil liegt nach Branchenangaben bei knapp 15 Prozent.

Welche Hölzer eignen sich?

Manche Hölzer sind von Natur aus resistenter gegen den Befall von Schädlingen als andere. Die gängigen Bauhölzer werden laut Verband Privater Bauherren (VPB) in fünf Klassen eingeteilt. In der ersten Klasse sind besonders resistente Hölzer. In Klasse drei gehören Lärche und Douglasie. Zwischen den Klassen drei und vier wird die Kiefer einsortiert, in der vierten Kategorie sind Fichte und Tanne.

Holzhäuser werden (bis auf die Fachwerke von Fachwerkhäusern) ausnahmslos aus Nadelholz der Klasse vier gebaut. Das verbreitetste Konstruktionsholz ist Fichte. Aber auch Kiefer kommt zum Einsatz. Da das Konstruktionsholz rundherum vor Witterung geschützt ist, spielt die Dauerhaftigkeit gegen Feuchtigkeit hier keine Rolle, und es kann ruhig zur Kategorie vier gehören.

Was ist für das Grundstück zu beachten?

Auf jedem Baugrundstück kann man gleichwohl Gebäude aus Holz oder Stein errichten. Sogar Grundstücke, auf denen man nur mehrgeschossig bauen kann, kommen für Holzhäuser infrage.

Herbert Oberhagemann, Architekt und Bauherrenberater im VPB, nennt drei Ausnahmen: Holzhäuser müssen von außen Luft bekommen und gehören nicht unter die Erde gebaut. Bei Hanggrundstücken, bei denen also ein Teil des Erdgeschosses zum Hang hin in der Erde steht, kommt zumindest für diesen Bauteil nur Mauerwerk oder Beton infrage.

Grundstücke im Einfluss von Flug-oder Straßenlärm benötigen ein Haus mit erhöhtem Schallschutz. Dieser kann in der Regel nur durch schwere, gemauerte Außenwände erreicht werden. Grundstücke im Hochwasserbereich verlangen Häuser, die nicht wegschwimmen, sondern zeitweise im Wasser stehen können, sind also eher nicht für Holzhäuser geeignet.

Was ist für den Keller zu beachten?

Hier gibt es keine Besonderheiten gegenüber der Nassbauweise. Jeder Keller sollte, wenn er mit einer Kellerinnentreppe mit der Wohnfläche des Erdgeschosses verbunden ist, wie die Wohngeschosse, sehr gut wärmegedämmt sein. Besonders beliebt bei Holzhaus-Fans ist es, die Kellerdecke nicht aus Beton, sondern aus Holz in Form einer geschlossenen Holzbalkendecke zu wählen. Durch die besonderen Eigenschaften des Holzes entsteht ein sehr angenehmes Wohnraumklima auch in den Kellerräumen.

Wie empfehlenswert sind in Schweden vorgefertigte Wände?

Grundsätzlich stehen die schwedischen Holzhaushersteller in der Verarbeitungsqualität den deutschen Anbietern kaum nach. Die energetischen Anforderungen müssen denselben Richtlinien (EnEV 2014) folgen und nachgewiesen werden. Auf die bei deutschen Holzhausanbietern verbreiteten Qualitätsüberwachungen, wie die RAL-Güteüberwachung oder das QHA für den handwerklichen Holzhausbau, müssen Bauherrn bei einem schwedischen Hersteller verzichten. Es sei denn, die Dach- und Wandsegmente des geplanten Schwedenhauses kommen von einem deutschen Holzhausanbieter. Der ökologische und nachhaltige Anspruch der schwedischen Anbieter besitzt andere Schwerpunkte. So dämmen 95 Prozent der schwedischen Anbieter ihre Häuser mit Mineralwolle anstelle von nachwachsenden Rohstoffen. Die Holzquerschnitte des Ständerwerkes sind in Schweden etwas schwächer. In Deutschland ist das genormte Konstruktionsholz sechs Zentimeter stark, in Schweden traditionell nur 4,5.

Was spricht für ein Fertighaus?

Die Vorfertigung im Werk ermöglicht eine hohe Qualitätskontrolle. Weitere Vorteile sind überdies eine kurze Bauzeit und Rohbaumontage in wenigen Tagen. Die Wetterunabhängigkeit auf der Baustelle sorgt außerdem für kurze Bautrocknungszeiten. Und der geringe Lohnaufwand bringt zudem einen Kostenvorteil.

Wie hoch ist der Pflegeaufwand?

Fachleute empfehlen, auf chemischen Holzschutz zu verzichten und stattdessen auf baulich-konstruktiven Holzschutz zu setzen. Das bedeutet, dass das Holz so verbaut wird, dass es vor Verwitterung bestmöglich geschützt ist und somit nicht behandelt werden muss. Chemische Holzschutzmittel sind nur dort anzuwenden, wo zum Beispiel ein Regenschutz nicht möglich ist. Alternativen sind umweltfreundliche Imprägnierungen und Farbe.

Im Fertigbau werden laut Deutschem Holzfertigbau-Verband (DHV) keine Bauteile verwendet, die chemisch behandelt wurden. Es kommen ausschließlich Hölzer zum Einsatz, die technisch – beispielsweise bei hohen Temperaturen getrocknet und konserviert – behandelt wurden.

Wie gefährlich sind Schädlinge ?

Holzschädlinge von außen oder der Befall durch Schimmelpilze aus Feuchteschäden von innen stellen seit jeher eine Gefahr am Bau dar, sie können jedoch durch eine fachgerecht geplante und ausgeführte Bautechnik bei jedem Haustyp vermieden werden. „Dass Holzhäuser häufiger befallen werden als gemauerte Häuser, können wir bei unseren Schadensbegutachtungen jedenfalls nicht bestätigen“, sagt Oberhagemann. Gemauerte Häuser sind also grundsätzlich nicht sicherer, das Gegenteil ist eher der Fall: Die Schäden treten bei den gemauerten Häusern durch Pfusch am Bau auf. Aber natürlich gibt es auch Fälle von Pfusch bei der Herstellung von Holzhäusern.

Hauskäufer, die sich für ein altes Gebäude interessieren, sollten unbedingt vor dem Kauf alle neuralgischen Punkte von einem Bausachverständigen prüfen lassen, rät der VPB. Ist das Haus bereits befallen, unbedingt erst die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen und deren Kosten abklären lassen.

Wie sieht das Preisgefälle aus?

„Wir prüfen vom Verband Privater Bauherren allein in der Region Hamburg jährlich circa 150 Bauverträge“, sagt Berater Oberhagemann. „Hierbei stellen wir fest, dass der Preisunterschied für den Rohbau eines Holzrahmenhauses in etwa bei zwei Dritteln der Kosten eines vergleichbaren Steinhauses liegt.“ Dieser Kostenunterschied sei für den Verbraucher im Endpreis, wenn er das Haus schlüsselfertig bestellt, nicht mehr erkennbar, da Kosten für Technik und Ausbau hinzukommen, unterschiedlich aufwendig angeboten und nicht getrennt ausgewiesen werden.

Im direkten Vergleich kosten hochwertige Holzrahmenhäuser jedoch in etwa so viel wie gemauerte Häuser. Werden diese Häuser von außen mit einer Klinker- oder Putzfassade und einem Ziegeldach versehen, besteht auch von außen betrachtet kein großer Unterschied. Man erkennt nur noch an der Lage der Fenster in der dünneren Wand, dass es sich in der Konstruktion um ein Holzhaus handelt.

Namhafte Fertighaushersteller bieten Aktionshäuser für 2700 Euro pro Quadratmeter an. Darin ist jedoch häufig die Bodenplatte noch nicht enthalten. Zudem ist auf die Materialien zu achten. Häufig werden Mineralwolle, PVC und Klebstoffe verwendet, die wiederum Schadstoffe enthalten und eine Entlüftungstechnik notwendig machen. Außerdem werden vielfach Kunststofffenster und kein Massivholzparkett angeboten.

Die Spitzenpreise bei den Fertighausherstellern liegen bei 3500 Euro pro Quadratmeter. Zu bedenken ist ferner, dass Herstellerfirmen im Süden Deutschlands für eine Bauleitung im Norden auch ihre Fahrten berechnen.

Wie lassen sich Kosten reduzieren?

Wer auf eine energiesparende Bauweise achtet, kann Förderungen vom Staat erhalten. Im Weiteren profitieren die Eigentümer eines Holzhauses von den niedrigen Energiekosten. Die KfW-Förderbank (KfW, www.kfw.de) ist die wichtigste Anlaufstelle für Bundesfördermittel. Die Programme stellen für Neubauvorhaben zinsgünstige Darlehen von bis zu 50.000 Euro pro Wohneinheit bereit. Ebenso viel stellt die KfW in dem Programm Energieeffizient Bauen bereit.

Das rät der Fachmann

Tischler, Baubiologe und Holzhausarchitekt Fred Kröger: „Holen Sie sich neben Angeboten von Fertighausherstellern auch Angebote von regionalen handwerklichen Holzhausbetrieben. Durch die Nähe zum Bauplatz in Norddeutschland und die im Schnitt viel geringeren Marketing- und Vertriebskosten liegen die schlüsselfertigen Angebote regionaler Anbieter oft deutlich unter denen der überregional anbietenden Hersteller.“

Die Mitgliedschaft des regionalen Holzhausunternehmens in einer der gängigen Gütegemeinschaften wie 81fünf oder ZimmerMeisterHaus sichert dem Bauherrn überdies die Ausführung der Arbeiten in einer gut dokumentierten einheitlichen Holzbauweise mit ausgereiften Detaillösungen. Lassen Sie von einem erfahrenen Holzhausarchitekten einen Hausentwurf erstellen. Stimmen Sie den Plan so lange mit dem Architekten ab, bis er Ihren Wünschen entspricht. Weitere Angebote von Holzhausfirmen lassen Sie auf Basis derselben Planung erstellen.

Und: Vorsicht bei der Beauftragung eines Bauträgers. Ein ökologisches, gesundes und nachhaltiges Haus gibt es laut VPB nicht von der Stange.

Informationen: Bei der Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR, www.fnr.de) gibt es die Broschüre „Holzhauskonzepte“. Die Verbraucherzentrale Hamburg (www.vzhh.de) hält den Ratgeber „Kauf und Bau eines Fertighauses“ für 6,90 Euro vor. Der Verband Privater Bauherren (www.vpb.de) bietet eine Beratung als Sonderpaket an: Dafür werden die Kunden einmalig zum Mitglied und bekommen die Chancen und Risiken aufgezeigt. Eine solche Beratung kostet je nach Dauer und Intensität meist 250 Euro, selten mehr als 400 Euro. Regionalbüro Hamburg, Peutestraße 51. Telefon: 040/2369293.

Weitere Adressen: Institut für Baubiologie (www.baubiologie.de), Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) www.fertigbau.de, Bund Deutscher Architekten (BDA) www.bda-bund.de