Verbandspräsident Volker Enkerts über geeignete Bewerber, schwarze Schafe der Branche und Unterschiede zu Wirtschaftsfirmen

Volker Enkerts, Präsident des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister (BAP) nennt Auswahlkriterien und gibt Bewerbern Tipps.

Hamburger Abendblatt:

Was macht einen guten Personaldienstleister aus?

Volker Enkerts:

Um überhaupt auf dem Markt aktiv werden zu können, müssen Personaldienstleister bestimmte Grundvoraussetzungen erfüllen. Sie brauchen zum Beispiel eine sogenannte Erlaubnis zur Arbeitnehmerüberlassung – und die wird nach entsprechender Prüfung nur durch die Bundesagentur für Arbeit vergeben. Ein guter Anhaltspunkt für die Seriosität eines Personaldienstleisters ist auch, ob er Mitglied in einem Arbeitgeberverband ist. Denn dann können Sie davon ausgehen, dass das Unternehmen über seine Pflichten und die rechtlichen Bestimmungen informiert ist – und sich auch daran hält. Der BAP hat zusätzlich einen Verhaltenskodex entwickelt, an den sich unsere Mitgliedsunternehmen halten müssen.

Wie findet ein Kandidat einen seriösen Anbieter?

Enkerts:

Die Frage schließt direkt an die erste an, denn der Kandidat muss prüfen, ob bereits die oben beschriebenen Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Es gibt aber natürlich noch andere Anhaltspunkte, anhand derer die Qualität eines Personaldienstleisters geprüft werden kann: Wie läuft zum Beispiel das Vorstellungsgespräch? Wird auf Stärken und auf Qualifikationen des Bewerbers eingegangen? Wird erläutert, wie die zukünftigen Arbeitsbedingungen aussehen? Kann der Kandidat den Tarifvertrag einsehen, den die meisten Zeitarbeitsunternehmen ihren Arbeitsverträgen zugrunde legen? Und gibt es einen ganz persönlichen Ansprechpartner, der bei Fragen und Problemen hilft? Seriöse Personaldienstleister achten aber auch auf die Themen Gesundheitsvorsorge und Arbeitssicherheit. So ermitteln sie unter anderem, ob für den Zeitarbeitnehmer sein künftiger Arbeitsplatz gefährlich ist. Und sie stellen überdies Arbeitskleidung und Schutzausrüstung zur Verfügung, sofern diese benötigt werden.

Was sind Warnsignale für ein „schwarzes Schaf“ der Branche?

Enkerts:

Definitiv ein Warnsignal ist, wenn wesentliche Eckpunkte der künftigen Tätigkeit nicht im Vorfeld besprochen und Bewerber bei Fragen – beispielsweise nach dem Gehalt – auf einen Zeitpunkt nach Aufnahme der Arbeit vertröstet werden. Seriöse Personaldienstleister sind gegenüber ihren Bewerbern und Mitarbeitern offen und arbeiten transparent. Außerdem sollte ein Bewerber misstrauisch werden, wenn einer oder mehrere der genannten Aspekte nicht zutreffen.

Was macht einen aussichtsreichen Bewerber aus?

Enkerts:

Wir unterscheiden uns deutlich von konventionellen Personalern in Wirtschaftsunternehmen, zum Beispiel wenn es um formale Qualifikationen oder einen stringenten Lebenslauf geht. Da hat die Zeitarbeit sicherlich weniger Berührungsängste als andere Wirtschaftszweige. Außerdem spielt bei den Personaldienstleistern das Thema Flexibilität eine größere Rolle. Wer also auf tägliche Routine setzt und sich nicht gerne verändern will, der wird sich in der Zeitarbeit nicht wohl fühlen. Letztlich achten aber Personaler und Zeitarbeitsfirmen auf die gleichen Punkte: Erscheint der potenzielle neue Mitarbeiter fähig und motiviert für die angestrebte Tätigkeit? Ist er belastbar und teamfähig? Wird er sich gut in den neuen Kollegenkreis einarbeiten können? Die Hälfte aller Qualifikationen besteht immer aus sozialer Kompetenz.