Einrichter Peter Bellmann wohnt auf 80 Quadratmetern in Eimsbüttel. Sein Reich nutzt er auch als Showroom. Hier findet man einen bunten Einrichtungsmix: Stilmöbel und Wohnaccessoires, die er im Laufe der Zeit auf Antikmärkten oder Messen entdeckt hat.

Für Interior Designer Peter Bellmann gelten bei der Gestaltung der eigenen vier Wände die gleichen Kriterien wie bei der Ausstattung der Hotels, die er weltweit einrichtet. Auch die von ihm in Hamburg gestalteten Gebäude strahlen große Behaglichkeit aus: das City House in St. Georg, das Smolka in Eppendorf, das Stella Maris im Portugiesenviertel – oder seine eigene Wohnung in Eimsbüttel. Allen gemeinsam ist eine gewisse Opulenz, ein bisschen Augenzwinkern und viel Geschmack.

Seit viereinhalb Jahren lebt er in einem Hinterhof an der Osterstraße, den er sich mit einem Fotostudio und einer Autowerkstatt teilt. Bellmann mag das Flair. Vorher saß er zehn Jahre an der Hoheluftchaussee – bis ihn eine saftige Mieterhöhung von dort vergraulte. Jetzt steht ihm ein kleines zweistöckiges Gebäude zur Verfügung, in dem unten sein Planungsbüro liegt, das er „Kreativ-Werkstatt“ nennt, und oben ein Showroom, in dem er wohnt. Türen gibt es hier nur zum Bad und zum begehbaren Kleiderschrank. Essraum, Schlafzimmer und Küche sind offen.

Nackte Wände mag Peter Bellmann nicht. Sie, auch die Dachschrägen, sind bei ihm mit einer Strukturtapete verkleidet, die an grobes Rupfen-Gewebe erinnert. Ihre Farbe – Greige – wird, wieauch die Stoff-Struktur, von den Vorhängen aufgenommen. In beeindruckendem Faltenwurf hängen sie vor den bodentiefen Fenstern, für Abwechslung sorgen ecru-farbene Streifen. Um exakt diese Farbkombination zu erhalten, hat Bellmann die Vorhänge anfertigen und einfach zwei Stoffe zusammennähen lassen.

Der hochflorige Teppich ist auberginefarben, die gepolsterten Essstühle im Schlammton bezogen. Noch, denn bald wird es hier bunter. Die Stoffe in seiner Wohnung ändert Bellmann turnusmäßig, indem er mit Mustern und Farben spielt – je nach Mode. Schließlich empfängt er in seiner Wohnung auch Kunden. „Sie sollen unseren Stil fühlen“, sagt Bellmann, der sein Unternehmen Bellmann Interior seit 1989 gemeinsam mit Robert Mannhardt führt.

Bellmann umgibt sich mit einem bunten Einrichtungsmix: Stilmöbel und Wohnaccessoires, die er im Laufe der Zeit auf Antikmärkten oder Messen entdeckt hat, vieles zwischen Kitsch und Kunst. Männchenmachende Elefanten und Mohren, die Kerzen halten, Schafe als Lampenfuß, clownesk blickende Meerkatzen – fast alles tritt paarweise auf. Um das Sammelsurium unterzubringen, gibt es etliche Tischchen und Kommoden. Auch die sind Hingucker: eine im Barockstil, lackiert und mit goldener Dekormalerei verziert; eine andere mit Intarsien und aus Lindenholz. An den Wänden hängen Gemälde aller Stilrichtungen. Auf dem Fensterbrett steht eine winkende Solarzellen-Queen. „Auch böser Kitsch darf sein“, sagt Bellmann. „Man muss nicht alles ernst nehmen.“

Der Esstisch ist ein Eigenentwurf. Die Tischplatte ist dem Parkettboden eines Schlosses nachempfunden: Helles und dunkles Eichenholz wurden zu geometrischen Mustern angeordnet und auf einer Trägerholzschicht verleimt. Getragen wird sie von einer etwas zurückgesetzten Stahlkonstruktion, die an jedem Sitzplatz volle Beinfreiheit ermöglicht. Über dem Tisch hängt ein üppiger Kronleuchter. Daneben steht eine mächtige Vitrine mit Glastüren. Sie kommt aus Indonesien und musste bei seiner vorherigen Wohnung mittels Kran auf die Terrasse gehoben werden.

Die Funktion eines Wohnzimmers übernimmt der Schlafraum

Sein Lieblingsplatz ist die kleine Terrasse, auf die man vom Esszimmer gelangt. Hier isst Bellmann im Sommer gern mit seinen Mitarbeitern. Jeden Mittag wird in der Küche unter der Dachschräge gekocht. „Sie ist klein, aber effektiv“, sagt der Inneneinrichter. Abends kocht er oft für Freunde. Und weil man nach dem Essen am liebsten am Tisch sitzen bleibt, findet er ein Wohnzimmer verzichtbar. Daher sind die Stühle an seinem Esstisch genauso bequem wie Sessel. Die Funktion eines Wohnzimmers übernimmt sein Schlafraum – mit Fernseher an der Wand und einem gemütlichen Ohren-Lehnstuhl. Blickfang sind zwei Lampen rechts und links vom Bett. Ihre hölzernen Ständer sind aufwendig mit Schnitzereien verziert. Ein Künstler aus Florenz hat sie in den 70er-Jahren angefertigt

Den Blick für das „gewisse Extra“ hat Bellmann bei F.C. Gundlach geschult. Nachdem er erst eine Raumausstatterlehre gemacht, dann zwei Jahre bei dem renommierten Modefotografen für die Requisiten zuständig war, arbeitete er im Einrichtungshaus Schreiber an den Großen Bleichen, bevor er sich mit Bellmann Interior selbständig machte.