In Eimsbüttel ist der Abriss ohne Proteste der Anwohner gelungen. Auch, weil der Investor frühzeitig die Menschen vor Ort eingebunden hat. Ein Projekt, das zum Vorbild werden könnte für weitere geplante Maßnahmen – nicht nur in diesem Stadtteil

Vielleicht lag es daran, dass die Anwohner frühzeitig eingebunden wurden: Jedenfalls wurde der Abriss des Hochbunkers an der Henriettenstraße in Eimsbüttel nicht wie in Altona und Winterhude (wie berichtet) von Protesten begleitet. Der Betonklotz macht Platz für das Wohnbauprojekt „Henriette No. 1“, das 30 modern ausgestattete Zwei- bis Vierzimmerwohnungen und zwei Gewerbeeinheiten umfasst. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke begrüßt die Errichtung von bedarfsgerechtem Wohnraum in dem beliebten Stadtteil. „Wenn es dazu notwendig ist, neue Wege für die Erschließung von Grundstücken zu beschreiten, unterstützen wir ein solchen Vorhaben wie in der Henriettenstraße gern.“

Die Bauarbeiten für Henriette No.1 werden nach Angaben der Hamburger wph Wohnbau und Projektentwicklung voraussichtlich im Juni beginnen, die Fertigstellung ist für Ende 2015 geplant. Mit dem Neubau realisiert die Firma, die sich mit mehreren Bauvorhaben in Hamburg bereits als erfahrener Entwickler von Konversionsflächen erwiesen hat, 30 Eigentumswohnungen mit Wohnflächen zwischen 41 und 157 Quadratmetern. „Die Nachfrage nach Einheiten für Zwei-Personen-Haushalte und Singles werden bei dem Neubauvorhaben berücksichtigt“, verspricht Simon Vollmer, Geschäftsführer der wph Wohnbau und zuständiger Projektleiter. Bei den Kaufpreisen orientiere man sich weitestgehend an den ortsüblichen Geboten. Für den Stadtteil Eimsbüttel bewegen die sich derzeit bei einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 3797 Euro.

Hamburg hat bundesweit die meisten Bunker aus der NS-Zeit

Möglich wird die Umnutzung des ehemaligen Bunkergrundstücks mittels Aufhebung der Zivilschutzbindung durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Ihr gehörte das 20 Meter hohe Objekt mit einer Grundfläche von ungefähr 400 Quadratmetern und mit mehr als einen Meter dicken Wänden. Seit 2011 hat sie zwölf Hochbunker in der Stadt verkauft, 17 befinden sich noch in ihrem Besitz.

Der Verein Unter-Hamburg e.V. geht davon aus, dass es in Hamburg noch bis zu 650 Bunkerbauwerke gibt, gut 75 Prozent davon unterirdisch. „Hamburg war während der NS-Zeit die Stadt mit den meisten Bunkern, ursprünglich waren es mal 1100 bis 1200“, sagt Vereinsvorsitzender Ronald Rossig. Das Interesse der Hamburger an den Führungen durch bestehende Bunker sei „erstaunlich groß.“

Auch der graue Betonklotz in der Henriettenstraße ist für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. „Anwohner und Interessierte konnten sich bei einer von uns in Kooperation mit dem Verein Hamburger Unterwelten organisierten Führung über das Bauprojekt informieren“, sagt Vollmer. Er ist sicher: Es lag auch an der frühzeitigen Einbindung der Anwohner und der unmittelbar betroffenen Geschäftsleute, dass die Abbrucharbeiten toleriert wurden. „Zum Beispiel durften Nachbarn in Begleitung der Fachleute per Bauaufzug auf das Dach des Bunkers, ihren Stadtteil von oben betrachten und Fotos machen. Diese aktive Teilnahme am Geschehen entschädigte sicherlich für den monatelangen Lärm und Staub.“ Rossig teilt diese Einschätzung: „Die Bauarbeiten sind sehr transparent abgelaufen, die Firmen haben über alles informiert und die Emissionen sind permanent überwacht worden.“ Ein Vorgehen, zu dem man auch einem Hamburger Bauträger geraten habe, der jetzt in Winterhude und Eimsbüttel drei Bunker gekauft hat. Auch dort sollen sie abgerissen werden.

Um die Sprengarbeiten beim Bunker an der Henriettenstraße sicher und schonend zu gestalten, wurde extra ein Lärmkonzept durch ein Hamburger Beratungsbüro für Akustik angefertigt und darauf aufbauend ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt. „Das Bauwerk wurde mit einem konzipierten Spezialgerüstsystem komplett ummantelt, sodass die Arbeiten relativ staubdicht und lärmarm erfolgen konnten“, sagt Vollmer. Die Sprengungen seien täglich zweimal erfolgt.

Rossig hofft, dass die Stadt den Abriss jedes Bunkers gut prüft und schaut, „dass man wenigstens einen Vertreter eines jeden Bunkertypus erhält“. Es gebe in Hamburg ein großes Interesse an diesen Bauten. „Die Besucherzahlen unserer Rundgänge sprechen eine klare Sprache. Insbesondere in der Altersstufe 25 bis 35 ist das Interesse hoch, eine Generation, die glücklicherweise sehr weit weg ist vom Krieg.“

Mehr unter www.henriette-hamburg.de