Wie sehen die Modetrends für 2014 aus? Welche Schnitte, Stoffe und Schuhe tragen Frauen und Männer? Yvonne Scheller hat bei drei Experten für Modedesign nachgefragt. Beliebt sind außer Rottönen der Reiterstil und Leder.

Der kommende Trend zu Oversize-Mänteln ist ganz nach dem Geschmack von Jürgen Frisch, Professor für Modedesign an der HAW Hamburg. „Ein weiter, wehender Mantel erzählt doch gleich eine Geschichte und regt die Fantasie an.“ Wenn dann noch ordentlich Farbe ins Spiel komme, wäre der Professor zufrieden. Leider gehe der Trend eher weg von starken Farben, hin zu Tönen, „wie Dunkelbraun, Dunkelgrau oder Dunkelblau. Farben, wie in Nacht getaucht.“

Überhaupt beobachtet der Professor, wie die Kleidungswahl aktuell mehr und mehr zum Biederen, Bürgerlichen tendiere, „so als ob eine Rezession bevorsteht“. Selbstbewusste Mode bleibe auf der Strecke – fast. Denn Frauen in hautengen Overknees sind wohl eher selten schüchtern. Das Tragen der kniehohen Stiefel erfordert einfach ein Stück weit Mut. „Doch beispielsweise mit flachen Absätzen getragen, geht der Look weg vom Erotischen und hin zur Reiter-Assoziation“, meint Frisch, und der Reiterstil ist eindeutig angesagt. „Oder aber Sie hauen mit den Overknees kräftig auf den Putz und versuchen erst gar nicht, seine inzwischen zwielichtige Erscheinung abzumildern.“ Kombiniert mit einem weiten Mantel, dann allerdings in einer etwas zurückhaltenden Farbe, sei der Look perfekt.

Ein gewisses Selbstbewusstsein ist auch erforderlich, wenn Mann neuerdings wieder zum Hut greift. „Das ist ein biederer oder vielmehr klassischer Look, weitergetrieben bis zum Trendigen. In diesem Fall löst der Hut, und ich meine gut gearbeitete, gefilzte Hüte, die gängigen Strickmützen ab.“ Gerade junge Männer mit Hut bewiesen so eine neue Form der Eleganz. Sie spielen mit den Symbolen früherer Konventionen – etwa auch Fliege und Einstecktuch verweisen damit modisch auf die damit assoziierte Lebensart brav, konventionell „und haben es doch faustdick hinter den Ohren“, vermutet Frisch.

Überhaupt plädiert er für mehr Individualität im Kleiderschrank. Am besten durch Selbermachen, „mit Häkel- oder Stricknadel“. Einfach im Freundeskreis einen Häkelclub gründen und dann mit tollen Farben und Mustern gegen die winterliche Tristesse arbeiten. Wer handwerklich weniger geschickt ist, dem rät Frisch zu Weihnachtsmärkten, auf denen weniger billige Industrieware als vielmehr Kunsthandwerk angeboten werde. Aber Hauptsache Wolle. Denn: „Wenn die Winterdepression droht, helfen nur Wolle, Farbe und, wie ich kürzlich in Stockholm gelernt habe, ein kurzer Stopp in einem wuseligen, lebendigen Coffeeshop.“

Ein Tipp für Weihnachten? „Ribcaps. Das sind faltbare Schutzmützen, die mit sogenannten Softprotektoren ausgestattet sind. Die wärmen und schützen. Ein tolles Geschenk gerade für Sportliche.“

Gegensätze: opulent bis puristisch

Ilona Jaxy setzt auf Rot, um drohenden Winterdepressionen zu trotzen. „Gegen düstere Stimmung hilft am besten Farbe. Und da erleben wir in diesem Winter Rot in allen Facetten: Von Feuerrot über Cyclam bis zu Rotweintönen, die aber nicht wie früher leicht bräunlich wirken, sondern brillant und ins Pinkige tendierend“, erläutert die Dozentin für Modedesign an der Akademie JAK. Kombinieren würde sie die brillanten Töne mit Edelsteinfarben, „wie Petrol, diversen Grüntönen und Violett. Dahinter steht die Idee des Glanzvollen, und ein bisschen auch das Von-innen-heraus-Strahlen.“

Wer es glanzvoll liebt, liegt im Trend. Jaxy hat zwei gegensätzliche Strömungen ausgemacht: Opulent und puristisch. „Im Opulenten sehen wir Stoffe mit Struktur im Material, etwa mit Tweedcharakter, und den Einsatz von Effektgarnen.“ Der Trend zu Fell und Pelzbesatz gehe ebenfalls in diese Richtung. „Federn, auch wunderbar opulent, waren zwar auf den Laufstegen zu sehen, sind aber kaum alltagstauglich und dürften sich nur schwer durchsetzen.“

Der puristische Stil hingegen bringt uns neue Silhouetten, sagt Jaxy. „Weg vom Körperbetonten, hin zu Egg-Shape-Formen. Ein Merkmal sind überschnittene Schultern, aber nicht so extrem wie in den 80ern.“ Solche Oversized-Formen benötigen feste Materialien, Stoffe mit Stand, um nicht am Körper anzuliegen. Beispielsweise Jersey bis hin fast zum Neoprenartigen.

Auf Männer warten grafische Muster, die einen Zwei- oder Drei-Farben-Mix unterstreichen. „Das können entweder klar abgegrenzte Farbblöcke sein, ein V-Ausschnitt wird farblich abgesetzt oder tief angesetzte Ärmel werden betont“, sagt Jaxy. Immer richtig liegen in dieser Saison Männer wie Frauen mit Leder. „Das geht bei der Bikerjacke los – hier bleibt Schwarz die wichtigste Farbe, die im Look fast ins Punkige geht und mit vielen eckigen Nieten besetzt ist. Die finden sich auch bei den entsprechenden Boots.“ Schützt der Lederlook einerseits vor Xaver und Co., sorgt er andererseits für Aufmerksamkeit. Lederoutfits mit Cut-outs sind echte Hingucker. „Die Ausstanzungen grafischer Muster finden wir auf Oberteilen, Kleidern und Schuhen. Das ist ein Trend, der es vom Laufsteg in den Alltag geschafft hat.“

Generell kommt die Mode vielfach lässig daher, findet Jaxy. Gut für High-Heel-geplagte Füße: „Die Absätze sind in diesem Winter hauptsächlich flach.“ Wer nicht auf ein bisschen Erhöhung verzichten mag, dem rät die Modedesignerin zu Stiefeletten mit dünnem Absatz „oder schriller: ein Blockabsatz aus Plexiglas. Obwohl das vielleicht erst im Sommer zu uns kommt.“

Und der Weihnachtstipp von Ilona Jaxy: „Ein Gürtel in Silber, Gold oder einem hellen Kupferton. Oder ein Cape. Die sind jetzt kürzer und werden nicht mehr als Mantelersatz getragen sondern mehr spielerisch, vielleicht mit Kapuze, und sind eher als Accessoire zu sehen.“

Locker und zugleich elegant

„Unbedingt in den Kleiderschrank gehört in diesem Winter ein Bleistiftrock, kombiniert mit einem Sweater-Oberteil, gern in Strick oder auch als Couture-Sweater“, sagt Susanne Müller-Elsner. Die Professorin für Modedesign an der AMD Akademie Mode & Design sieht den Trend hin zu einer Kombination aus Eleganz und Lässig-Bequemen.

„Farblich werden die Klassiker Schwarz, Schwarz-Weiß und Grau durch Winterpastelle wie Rosé oder Mint ergänzt, dazu kommen Marine und Rottöne. Der Kleiderschrank muss also nicht komplett neu bestückt werden“, sagt Müller-Elsner.

Für einen lebendigen Look sorgen verschiedenste Muster, von Floralen- oder Animal-Prints – hier ist immer noch der Leopard-Print stark – bis zu Fantasy-Prints, „die mit ihrem grafischen Akzent ein durchaus unruhiges und darum interessantes Element einbringen“. Aber vor allem sei Karo zurück, sagt Müller-Elsner, die in der Trend- und Kollektionsberatung großer Hamburger Unternehmen aktiv ist. Das gute alte Schottenkaro bringt ein wenig Highland-Feeling in den deutschen Winter. Die großen Karos finden sich auf Mänteln, Hemden, Hosen, Jacken, Kleidern oder Schuhen.

Besonders interessant aber findet Susanne Müller-Elsner Designer, die in ihren Kollektionen wiederkehrende Prints auf verschiedenen Materialien einsetzen. „Also zum Beispiel auf einem Mantel und dann wieder auf Handschuhen oder der Tasche.“

Als weiteren Trend nennt die Mode-Expertin den Metallic-Look, „der sich aktuell großer Präsenz erfreut“. Metallische Effekte finden sich bei coolen Sneakern ebenso wie bei glänzenden Röcken und Kleidern bis hin zu schimmernden Hosen. Wem dieser Trend zu hart erscheint, folgt vielleicht dem zum kuschligen Strick in besagten Pastell-Farben. Ob lässig um den Hals geschwungen, als voluminöse Mütze oder ganz klassisch als wärmender Wollpullover – wer mit Strick der Winterkälte trotzt, liegt immer richtig. Die Kaschmirwollmütze in ihrem zeitlosen Chic ist auch in dieser Saison gefragt, weiß die Expertin. „Und das sowohl farblich aufs Outfit abgestimmt oder als Kontrast-Akzent eingesetzt.“

Männer tragen kastenartig geschnittene Jacketts zu schmalen Hosen

Den Mann sieht Susanne Müller-Elsner in dieser Saison im Stil der neuen Sachlichkeit: „Also in einem schlichten und ruhigen Stil, der sich in grafischen Formen äußert – etwa einem eher kastenartig geschnittenem Jackett zu schmalen Hosen. Und das vielleicht gepaart mit technischen Materialien.“ Das sei allerdings kein Massentrend, betont sie. Eben etwas für den mutigen Trendsetter.

Die Frau macht in verkürzten Hosen mit Pumps eine tolle Figur, findet Müller-Elsner. „Daneben sind Stiefeletten mit breiten Absätzen oder Chelsea Boots angesagt.“

Und für ihren Weihnachtstipp greift Susanne Müller-Elsner in die Schmuck-Schatulle: „Eine Statement-Kette aus Strass oder Metall – ein toller Akzent bei einem schlichten Outfit.“