Koalitionspläne empören Immobilienverband. Wohnungsvermittler suchen sich Nischen jenseits der Courtage. Viele entdecken die Möglichkeiten des Internets für sich, wo Eigentümer und Vermieter inserieren können.

Der Immobilienverband Deutschland (IVD) ist nicht glücklich über den Verlauf der Koalitionsgespräche. Nachdem CDU und SPD sich darauf geeinigt haben, außer einer Mietpreisbremse auch das Maklerrecht neu regeln zu wollen, ließ Jens-Ulrich Kießling, Präsident des IVD, die Öffentlichkeit wissen: „Alle Punkte, vor denen wir in den vergangenen Monaten gewarnt haben, sollen nun doch umgesetzt werden.“

Unerwünscht sind vor allem Pläne, das Maklerrecht neu regeln zu wollen. Bekanntlich soll künftig bei der Vermittlung von Wohnimmobilien, die zur Vermietung angeboten werden, das sogenannte Bestellerprinzip gelten. Dies sieht vor, dass derjenige den Makler bezahlt, der ihn beauftragt. Sucht also ein Vermieter über einen Makler einen neuen Mieter, so muss Ersterer ihn bezahlen – und nicht der Mieter, wie in Hamburg und in der Metropolregion häufig der Fall. Die Rede ist von zwei Monatsmieten zuzüglich Mehrwertsteuer. Kießlings These lautet: „Der Markt regelt sehr gut, wer die Maklerprovision in welcher Höhe zahlt.“ In Regionen mit einem Überangebot an Wohnungen zahle der Vermieter. In Regionen mit einem erhöhten Bedarf an Wohnungen der Mieter. Sein Fazit lautet daher: „Für eine Einschränkung der Vertragsfreiheit besteht überhaupt kein Bedarf.“

Unabhängig von der Diskussion um die Courtage gibt es Alternativen

Abseits dieser Diskussion haben einige Teilnehmer am Markt längst eigene Angebote entwickelt. Da sind zum Beispiel die beiden Architektinnen Manuela Kuhnke und Dagmar Uven aus Reinbek. Wer sie beauftragt, zahlt auch. Beide haben in großen Maklerunternehmen gearbeitet, sich 2009 mit dem Immobilien-Beratungsservice (IBS) selbstständig gemacht. Auf ihrer Webseite listen sie Punkt für Punkt auf, welche Leistungen sie vor, während und nach dem Verkauf einer Immobilie anbieten können, darunter auch die Bewertung des jeweiligen Objekts. Kunden können diese Leistungen zu einem festgelegten Festpreis, untergliedert in diverse Bausteine, abrufen. „Wir berechnen unsere Arbeit nach Aufwand“, sagt Dagmar Uven. Im Schnitt seien es zwischen 2000 und 5000 Euro.

Die Nachfrage nach ihrem Beratungsservice ist so groß, dass sie längst über den Kreis Stormarn hinaus Aufträge erhalten und sich personell verstärken müssen. „Es wird wieder eine Frau und Architektin sein“, sagt Uven. Maklern gegenüber wollen die beiden Unternehmerinnen nicht als Kontrahenten auftreten. „Im Gegenteil, einige von ihnen haben uns schon um die Erstellung von Exposés gebeten.“ Dabei kommt den beiden Frauen zugute, dass sie als Architektinnen auch Vorschläge einfließen lassen können, wie künftige Eigentümer den Grundriss besser gestalten können.

Schon wegen des Namens polarisierender tritt Henning Evers mit seinem Portal www.ohne-makler.net auf. Es ist ihm aber wichtig hervorzuheben: „Ich arbeite nicht bewusst gegen Makler, sondern unterstütze diejenigen mit einer außergewöhnlichen Leistung, die ihre Immobilie selbst vermieten oder verkaufen möchten.“ Der 70-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er ein Seiteneinsteiger ist. „Ich musste damals aus finanziellen Gründen meine Immobilien verkaufen und habe dabei die Erfahrung gemacht, dass die von mir beauftragten Makler ihren Job hätten besser machen können.“ Als sich der Verkauf seiner Privatimmobilie über Jahre hinzog, habe er die Idee gehabt, die Immobilie provisionsfrei selbst zu verkaufen. „Und dafür gründete ich das Portal“, sagt der gebürtige Rügener. Das ist fünf Jahre her. Heute werden über das Portal ohne-makler.net etwa 2000 Immobilien angeboten – provisionsfrei und weit über Hamburg hinaus.

Bezahlt wird auch hier nach Aufwand. Kunden, die beispielsweise möchten, dass ihre Immobilie automatisch auch auf den drei großen Immobilienportalen Immonet.de, ImmobilienScout24 und Immobilien.de angeboten wird, zahlen zwischen 75 (ein Monat) und 229 Euro (sechs Monate). Wem es reicht, nur mit einer Anzeige auf Evers’ Portal zu stehen, zahlt zwischen 19,50 und 66,50 Euro. Tipps und Tricks, wie die Immobilie am besten zu vermarkten ist, sind gratis hinterlegt.

Das Portal kommt an, wie Evers unter Berufung auf zufriedene Kunden mitteilt. „Einer hatte sein Haus acht Monate über einen Makler zu vermitteln versucht. In der Zeit kam es zu fünf Besichtigungen. Als die Immobilie dann mittels des Portals und in Kombination mit gleichzeitigen Inseraten auf den drei großen Portalen angeboten wurde, war das Haus binnen drei Monaten und nach 35 Hausbesichtigungen verkauft.“

Doch es gibt auch betrügerische Angebote im Internet, wie die Polizei aktuell warnt. Immer wieder würden Wohnungen angeboten, bei denen Täter nur ein Ziel verfolgten: vorausgezahlte Kautionen oder Mieten zu unterschlagen. Die Polizei rät daher: „Geld immer erst dann überweisen, wenn die Wohnung bereits besichtigt werden konnte, mit dem Vermieter persönlicher Kontakt besteht und beide Parteien einen unterschriebenen Mietvertrag in den Händen halten.“

Vermutlich gering ist die Betrugsgefahr, wenn Mieter über das Portal www.tauschwohnung.com nach einer Immobilie suchen, die sie mit anderen tauschen können. Das Portal ist seit Mai 2011 am Start und geht auf die Hamburgerin Beate Ruuck zurück. Sie hatte damals vergeblich versucht, über Tauschbörsen an der Uni eine adäquate Bleibe zu finden. Als sich nichts ergab, verlegte sie ihre Suche von der Pinnwand ins Internet. Auch diese Idee kommt an; sie setzt allerdings voraus, dass Vermieter zustimmen. Wer auf die Seite geht, findet dort allein für Hamburg etwa 350 Immobilienofferten. Noch ist diese Form der Vermittlung kostenlos. Eine Art von Abo-Gebühr ist angedacht.