Die Anwesenheit von Hunden tut Menschen gut. Vor der Anschaffung sind aber viele Fragen zu klären. Experten geben nützliche Hinweise.

Sie sind fröhlich, treu, mutig und wachsam. Sie arbeiten als Retter und Therapeuten. Längst belegen wissenschaftliche Studien, dass allein die Anwesenheit von Hunden Menschen guttut und helfen kann, Stress abzubauen und den Blutdruck zu senken. Rund zehn Millionen Deutsche haben einen Hund - insgesamt leben laut Industrieverband Heimtierbedarf 5,4 Millionen Dackel, Schäferhunde, Möpse und Retriever bei Familien, Singles oder Senioren. Was ist vor der Anschaffung eines Hundes zu bedenken, damit zwischen Tier und Mensch eine lebenslange Freundschaft entsteht?

Wer sich seinen ersten Hund anschafft, muss wissen, dass der Mensch dem Rudeltier seine Familie ersetzt und eine Partnerschaft je nach Rasse zehn Jahre und länger dauert. Hunde nehmen viel Zeit in Anspruch und kosten Geld: für Futter, Versicherung, Tierarzt, Hundesteuer, Ausstattung. Die Autoren Ulrich Klever und Katharina Seybold warnen in ihrem Buch "Hunde": "Schaffen Sie sich nie ein Tier aus Mitleid, aus einer Modelaune heraus oder um der Familie eine Überraschung zu bereiten, an." Ein Hundekauf muss sorgfältig überlegt und möglichst mit der Familie geplant werden. Denn, "wer sich einen Hund wünscht, muss willens und fähig sein, das Vergnügen und die Verantwortung zu übernehmen, die volle Verantwortung für das Leben einer lebendigen Kreatur", betont Autorin Katharina von der Leyen in "Charakterhunde".

Deshalb sollte sich jeder vor der Anschaffung diese Fragen stellen:

- Habe ich mir überlegt, welcher Hund zu meinen Wohn- und Lebensverhältnissen passt?

- Kann ich meinem Hund genügend Auslauf bieten?

- Bringe ich die nötige Zeit und Geduld auf für einen Hund?

- Gestattet es der Vermieter, einen Hund zu halten?

- Bringe ich regelmäßig das Geld für Futter, Steuern, Versicherung und Tierarzt auf?

- Kann ich in zehn Jahren noch gleichermaßen gut für mein Tier sorgen?

- Sind alle Familienmitglieder mit dem neuen Hausgenossen einverstanden?

- Ist die Unterbringung und Versorgung des Hundes im Urlaub geregelt?

"Wird nur eine dieser Fragen mit Nein beantwortet, ist es im Interesse des Tieres besser, auf einen Hund zu verzichten", sagt Marion Dudla vom Deutschen Tierschutzbund.

Experten raten zudem, nichts zu übereilen. "Nehmen Sie sich Zeit, sich für ein Tier zu entscheiden, das in seinem Temperament und seinen Bedürfnissen wirklich zu Ihren Lebensgewohnheiten passt. Der erste Weg sollte immer ins Tierheim führen", sagt Marion Dudla. "Hier sitzen viele Hunde, die auf einen neuen Besitzer warten. Jeder Tierheimhund hat seine ganz individuellen Erfahrungen und Eigenarten. Im Tierheim erhalten Sie detailliert Auskunft über die Vorgeschichte und das Verhalten eines Tieres und werden individuell beraten." Die Erfahrung zeigt, dass Tierheimhunde oft sehr schnell die Herzen ihrer neuen Besitzer erobern.

Nur Halter mit Erfahrung sollten sich einen Hund aus dem Tierheim anschaffen, rät dagegen Bernhard Meyer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH). Denn diese Tiere bringen häufig eine schwierige Vergangenheit mit. So können mehrere Besitzerwechsel und schlechte Haltungsbedingungen den Hund verunsichert haben. Problematisch sei auch, wenn der Hund früher kaum freilaufen durfte und wenig Kontakt zu anderen Hunden hatte. Umso wichtiger sei deshalb, dass sich der neue Besitzer gut mit der Erziehung auskenne. Damit sie nicht plötzlich vom Verhalten des Hundes überrascht werden, fragen neue Besitzer im Tierheim am besten möglichst genau nach der Vorgeschichte des Hundes. Außerdem sollten Interessierte den Hund mehrfach besuchen und mit ihm spazieren gehen, um sein Verhalten kennenzulernen.

"Kaufen Sie nie einen Hund in einer Zoohandlung oder gar auf einem Tiermarkt. Hier werden Sie zu einem Spontankauf verleitet, oder es wird an Ihr Mitleid appelliert", sagt Marion Dudla und rät ebenso von kommerziellen Hundehändlern ab. Diese bieten oftmals mehrere Hunderassen gleichzeitig an. In der Regel sind diese Hunde nicht ausreichend sozialisiert und entwickeln sich oft zu im Wesen unsicheren und damit unzuverlässigen Tieren.

Vorsicht ist ebenfalls bei Internet-Angeboten angesagt. Nach wie vor ist der Hundehandel ein blühendes und sehr lukratives Geschäft. Mit der Osterweiterung der EU und der damit verbundenen vereinfachten Einfuhr von Hunden werde es skrupellosen Händlern leichter gemacht, in Hinterhof- und Massenzuchten produzierte Vierbeiner nach Deutschland zu verbringen und zu verkaufen, so der Deutsche Tierschutzbund.

Nur bei einem seriösen Züchter haben die Hündin und ihre Welpen Familienanschluss. Dort darf der zukünftige Halter seinen Hund schon früh kennenlernen, muss sich aber gedulden, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, ihn mit nach Hause zu nehmen. "Nur Welpen, die in frühester Jugend mit dem vertraut werden, was später zu ihrem Leben gehört - erwachsene Menschen, Kinder, andere Tiere -, werden auch zu sozialverträglichen Hausgenossen", sagt Dudla.

Zudem sollte sich der zukünftige Hundebesitzer fragen, welche Eigenschaften er selbst mitbringt, ob er liebevoll und zuverlässig, aber auch konsequent und geduldig ist. Gehören Kinder zur Familie, ist es sinnvoll, diese frühzeitig mit den Bedürfnissen von Hunden vertraut zu machen. "In unserer Hundeschule sind alle Familienmitglieder willkommen. Außerdem bieten wir mehrere Seminare zum Thema ,Hundeverhalten' im Jahr an", sagt Susanne David, Trainerin im Tierheim Süderstraße und Leiterin der Hundeschule. "In unserer Kinder- und Jugendarbeit zum Thema Tierschutz ist auch das Thema Hund sehr beliebt. Für Schulklassen gibt es eine spezielle Schulung zum richtigen Umgang mit Hunden." David rät Erstkäufern zu einem erwachsenen Tier, da man bereits die Persönlichkeit des Hundes erkennen und somit besser feststellen könne, ob Mensch und Hund gut zusammenpassen.

Wer in einer Mietwohnung lebt, müsse nicht unbedingt auf einen Hund verzichten. Auch sei die Größe der Wohnung zweitrangig, wenn der Hund mit zur Arbeit darf oder viel Auslauf hat. Sogar eine große Wohnung kann ungeeignet sein, wenn diese im vierten Stock, ohne Fahrstuhl, liegt. "Dann sollte der Hund auf jeden Fall ausgewachsen so wenig wiegen, dass man ihn ohne Probleme immer die Treppen rauf- und runtertragen kann", sagt Susanne David. Herdenschutzhunde wie Kangal und Hovawart seien definitiv nicht für die Wohnungshaltung geeignet.

Züchterischer Ehrgeiz hat eine Vielzahl unterschiedlicher Rassen hervorgebracht. Einige davon müssen laut Deutschem Tierschutzbund als Qualzuchten bezeichnet werden. So gibt es bei einigen Hunden Rassen oder Zuchtlinien, bei denen Erbkrankheiten und -schäden in Kauf genommen oder gar zum Rassestandard erhoben wurden. "Unter den angezüchteten Schäden haben die Tiere ihr Leben lang zu leiden. Vermeiden Sie deshalb den Kauf solcher Tiere. Beim Deutschen Tierschutzbund erhalten Sie weitergehende Informationen über sogenannte Qualzuchten", sagt Dudla.

www.tierschutzbund.de; www.hamburger-tierschutzverein.de; www.vdh.de