Urteil war für heute erwartet worden. Foodwatch hatte nach öffentlichen Aussagen eines Gießener Professors aber um Wiederöffnung gebeten.

Hamburg. Entscheidung vertagt: Der Rechtsstreit zwischen der Verbraucherorganisation Foodwatch und dem Nahrungsmittelkonzern Unilever über die Margarine „Becel pro.activ“ geht weiter. Entgegen der ursprünglichen Planung verkündete das Landgericht Hamburg am Freitag kein Urteil, sondern eröffnete das Verfahren erneut. Dadurch bekomme Foodwatch die Möglichkeit, eine weitere Stellungnahme einzureichen, sagte eine Gerichtssprecherin. Die Verbraucherorganisation wirft Unilever vor, Hinweise auf Nebenwirkungen der Margarine zu leugnen.

Die Wiedereröffnung des Verfahrens kommt überraschend: Ursprünglich waren die Verhandlungen in dem Rechtsstreit bereits abgeschlossen, ein Urteil für Freitag erwartet worden. Das Gericht begründete seinen Schritt nicht. Foodwatch hatte jedoch nach eigenen Angaben am vergangenen Dienstag einen Antrag auf Wiedereröffnung des Verfahrens gestellt. Hintergrund sei unter anderem ein Bericht der „Berliner Zeitung“ vom Dienstag.

Darin wird der Gießener Professor Hans-Ulrich Klör zitiert, der über die der cholesterinsenkenden Margarine zugesetzten Pflanzensterine sagt: „Auf alle Fälle ist ihr Risiko für Nebenwirkungen deutlich geringer als das der Statine oder anderer Medikamente, mit denen sich die Blutfettwerte senken lassen.“ Nach Auffassung von Foodwatch räumt der Wissenschaftler damit ein, dass von den Pflanzensterinen ein Risiko ausgeht.

Klörs Aussagen sind deshalb von Bedeutung, weil es in dem Rechtsstreit zwischen Foodwatch und Unilever genau darum geht. Der Professor hatte in einer Pressemitteilung des Konzerns gesagt: „Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Hinweis darauf, dass der Verzehr Pflanzensterin-angereicherter Produkte mit Nebenwirkungen in Verbindung zu bringen ist.“ Foodwatch sieht in dieser Aussage eine Verschleierung von Hinweisen auf Nebenwirkungen des Produkts und will die Aussage deshalb gerichtlich verbieten lassen.

Nach Angaben von Foodwatch gibt es wissenschaftliche Studien, die den Verdacht erhärteten, dass die der Margarine zugesetzten Pflanzensterine Ablagerungen in den Gefäßen verursachen und damit das Risiko auf Herzkrankheiten erhöhten.

Unilever weist diese Vorwürfe zurück. Zudem würden die Aussagen Klörs in der Pressemitteilung der freien Meinungsäußerung unterliegen und seien daher rechtlich nicht anfechtbar, sagte Unternehmenssprecher Merlin Koene. Die nun erschienenen Aussagen des Wissenschaftlers in der „Berliner Zeitung“ seien für das laufende Verfahren nicht von Bedeutung. „Wir sind da sehr entspannt“, sagte Koene. Das Urteil wird laut Gericht nun am 14. Dezember erwartet.