Nach einer Massenschlägerei in einem Schlafsaal für Foxconn-Arbeiter ruht die Produktion. Kommt Apple noch mit der Herstellung nach?

Taipeh. Massive Probleme beim wichtigen chinesischen Zulieferer Foxconn überschatten den Verkaufserfolg von Apples neuem iPhone 5. Nach einer Massenschlägerei in einem Schlafsaal für Foxconn-Arbeiter ruht die Produktion in einem Werk. Branchenexperten befürchten nun, dass Apple mit der Herstellung des begehrten Smartphones nicht mehr nachkommen könnte. Das iPhone 5 ging bereits mehr als fünf Million Mal über den Ladentisch. Der Konzern teilte am Montag mit, diese Zahl sei in den ersten drei Tagen seit dem Verkaufsstart erzielt worden. Vom Vorgängermodell iPhone 4 waren am ersten Verkaufswochenende im Oktober 2011 mehr als vier Millionen Stück an die Kunden gegangen. Die Apple-Aktie fiel an der Nasdaq bis zum frühen Montagnachmittag mehr als zwei Prozent.

Am Freitag hatten Apple-Fans weltweit vor den Läden des kalifornischen Konzerns in langen Schlangen auf die neuen Smartphones gewartet. Das iPhone 5 war bereits vor dem Verkaufsstart ein Bestseller. So fiel die Zahl der Vorbestellungen nach Apple-Angaben fast doppelt so hoch aus wie beim Vorgängermodell. Allein in den ersten 24 Stunden, in denen das US-Unternehmen die Reservierungen entgegennahm, seien mehr als zwei Millionen Geräte geordert worden. „Wir sind der Auffassung, dass Apple deutlich mehr Smartphones losschlagen könnte, wenn es keine Lieferengpässe geben würde“, sagte Analyst William Power bei Baird Equity Research. Er bezog sich mit seiner Äußerung auf die Krawalle beim Apple-Zulieferer.

Eine Foxconn-Fabrik in Nordchina sollte am Montag wegen einer laufenden Untersuchung geschlossen bleiben, sagte Foxconn-Sprecher Louis Woo Reuters. Die Firma, die wegen ihrer Arbeitsbedingungen wiederholt scharfe Kritik auf sich gezogen hatte, wollte weder bestätigen, um welchen Standort es sich genau handelte, noch was genau dort produziert wird. Einem Mitarbeiter zufolge ist das Werk Taiyuan betroffen, das unter anderem das neue iPhone 5 von Apple fertigt. Die Schließung soll voraussichtlich zwei bis drei Tage dauern.

Foxconn teilte mit, ein „privater Streit“ zwischen einigen Angestellten sei am Sonntag in einem Schlafsaal eskaliert. Es habe mehrere Stunden gebraucht, bis die Polizei die Lage unter Kontrolle gebracht habe. Beteiligt waren rund 2000 Menschen, etwa 40 seien verletzt worden und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Nach Medienberichten sind drei von ihnen in einem ernsten Zustand. „Der Grund für den Streit wird derzeit ermittelt, und wir arbeiten eng mit den Behörden zusammen“, teilte Foxconn mit. Es sehe aber nicht so aus, als ob der Vorfall etwas mit der Arbeit zu tun gehabt habe. Ein Vertreter des Werkes lehnte eine Stellungnahme ab. Von der Polizei in Taiyuan war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.

Beiträge in Internet-Foren hinterließen einen anderen Eindruck. Ein Blogger schrieb unter dem Namen „Jo-Liang“ bei dem Twitter-ähnlichen chinesischen Dienst Sian Weibo, vier oder fünf Sicherheitskräfte hätten einen Arbeiter fast zu Tode geprügelt. In einem anderen Beitrag hieß es, Aufseher hätten bis zu zwei Arbeiter aus der Provinz Henan geschlagen. Dies wiederum habe andere Arbeiter dazu veranlasst, Decken anzuzünden und diese aus den Fenstern zu werfen. Die Beiträge konnten nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden.

Foxconn war in der Vergangenheit mehrfach wegen der Arbeitsbedingungen in die Kritik geraten. Für negative Schlagzeilen sorgten in der Vergangenheit die Selbstmorde mehrerer Angestellter. Nach heftigen Protesten sagten Apple und Foxconn später zu, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Fair Labor Association (FLA) attestierte Foxconn zuletzt Fortschritte, mahnte aber weitere Anstrengungen an.

In der nun betroffenen Fabrik sind 79.000 Menschen beschäftigt, insgesamt arbeiten rund eine Million Menschen in China für Foxconn. Die Tochter von Hon Hai Precision Industry ist auch Auftragsfertiger für Dell und Nokia.

Eine Menschenrechtsgruppe aus Hongkong, die sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt, sah den Grund für die Massenschlägerei in den Bedingungen vor Ort. „Es gibt ganz klar eine große Frustration und Ärger unter den Mitarbeitern und außer Gewalt keine Möglichkeit, damit fertig zu werden“, erklärte die Gruppe China Labour Bulletin. „Es gibt keinen Dialog und keine Konfliktlösungsstrategien, seien die Probleme auch noch so klein.“